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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Kongo (30497600)

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Länderstatistik
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Kongo,

Fläche 342 000 km2
Einwohner (2005) 3,40 Mio.
Hauptstadt Brazzaville
Verwaltungsgliederung 10 Regionen und der Hauptstadtdistrikt
Amtsprache Französisch
Nationalfeiertag 15. 8.
Währung 1 CFA-Franc = 100 Centime (c)
Zeitzone MEZ

amtlich französisch République du Congo; deutsch Republik Kongo, Staat in Zentralafrika, grenzt im Norden an Kamerun und die Zentralafrikanische Republik, im Osten und Süden an die Demokratische Republik Kongo, im Süden an Cabinda (Angola), im Südwesten an den Atlantik, im Westen an Gabun.

Inhaltsverzeichnis

S T A A T · R E C H T

Nach der durch Referendum vom 20. 1. 2002 gebilligten Verfassung (seit 9. 8. 2002 in Kraft) ist Kongo eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der mit umfassenden Vollmachten ausgestattete Präsident (auf 7 Jahre direkt gewählt; einmalige Wiederwahl möglich). Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Nationalversammlung (137 Abgeordnete, für 5 Jahre gewählt) und Senat (66 Mitglieder, auf 6 Jahre gewählt). – Einflussreichste Parteien: Kongolesische Partei der Arbeit (PCT) und Vereinigung Demokratischer Kräfte (FDU).

L A N D E S N A T U R · B E V Ö L K E R U N G

Landesnatur:

Kongo liegt im äußersten Nordwesten des Kongobeckens und hat im Südwesten Anteil an der Niederguineaschwelle (im Bergland von Mayombe bis 930 m über dem Meeresspiegel). Es überwiegen weite Flächen und Hügelländer, im Nordosten, am unteren Ubangi und Sanga, finden sich ausgedehnte Sumpfgebiete. Kongo hat äquatoriales Regenklima mit zwei Regenzeiten (Januar bis Mai und Oktober bis Mitte Dezember; Jahresniederschläge 1 400–1 900 mm, an der Küste weniger). Im Norden und weiten Teilen des Hochlandes tropischer Regenwald; an der Küste Mangrovenvegetation, an die sich Feuchtsavanne anschließt.

Bevölkerung:

Die Bevölkerung besteht fast ausschließlich aus bantusprachigen Völkern (knapp 52 % Kongo, 17 % Teke, 12 % Mboshi u. a.). In den Wald- und Sumpfgebieten des Nordostens leben Pygmäen (1,5 %). 67 % der Bevölkerung wohnen in Städten. Größte Städte neben der Hauptstadt Brazzaville sind Pointe-Noire und Dolisie (früher Loubomo). – Über 90 % der Bevölkerung sind Christen (mehrheitlich Katholiken), etwa 5 % werden traditionellen afrikanischen Religionen zugerechnet; nur wenige Muslime. – Es besteht allgemeine Schulpflicht im Alter von 6 bis 16 Jahren. Die Alphabetisierungsrate wird auf (2002) ca. 83 % (alle über 15 Jahre) beziehungsweise 98 % (15–24-Jährige) geschätzt. Universität in Brazzaville (seit 1972; gegründet 1961 als Lehrerbildungsanstalt).

W I R T S C H A F T · V E R K E H R

Bestimmend für die Wirtschaft sind seit den 80er-Jahren Erdölförderung, -verarbeitung und -export (rund 70 % der Staatseinkünfte). Bedeutung hat weiterhin die Forstwirtschaft (rd. 65 % Waldfläche); die küstennahen Bestände sind fast erschöpft, daher Holzertrag, -verarbeitung und -export (Okume- und Limbaholz) stark rückläufig. Nur knapp 1 % der Landesfläche dient dem Ackerbau. Von Landwirtschaft und Fischerei leben etwa 44 % der Bevölkerung; für Eigenversorgung v. a. Anbau von Maniok, Mais, Erdnüssen, Jamswurzel, Kochbananen; für den Export geringe Mengen Kaffee, Kakao, Zuckerrohr; unbedeutende Viehhaltung (wegen der Tsetsefliege), Fischerei für den Eigenbedarf. Die landwirtschaftliche Erzeugung reicht nicht für die Ernährung der Stadtbevölkerung, daher ist Import von Weizen, Reis und Mais notwendig. Vorkommen von Kalisalzen, Eisen-, Kupfererz, Gold, Phosphat, Bauxit u. a. Bodenschätzen werden bisher wenig genutzt. Wichtigste Industrien sind neben Erdölverarbeitung Nahrungsmittel-, Textil-, Zement- und chemische Industrie sowie Holzverarbeitung; Wirtschaftszentrum ist Pointe-Noire. Haupthandelspartner sind Frankreich, die USA, Belgien, Italien.

Kongo ist ein wichtiges Transitland für die Nachbarstaaten. Das Straßennetz umfasst rund 12 750 km, das Eisenbahnnetz 1 152 km, das Wasserstraßennetz 5 000 km; Haupthäfen: Brazzaville (Flusshafen) und Pointe-Noire, internationale Flughäfen Pointe-Noire, Brazzaville und Oyo (in Bau, geplante Fertigstellung 2008).

G E S C H I C H T E

Seit ältester Zeit besiedelt, entstanden im 14. Jahrhundert die ersten Staaten; das Gebiet nördlich der Kongomündung gehörte im 15./16. Jahrhundert zum Königreich Kongo. Die Küste, an der seit 1766 französische Missionare tätig waren, war bis ins beginnende 19. Jahrhundert bevorzugtes Sklavenhandelsgebiet. 1880–85 brachte P. Savorgnan de Brazza durch Abschluss von Protektoratsverträgen das Gebiet der heutigen Republik Kongo in französischen Besitz, der durch die Kongokonferenz 1885 bestätigt wurde. 1891 wurde Kongo selbstständige Kolonie, erhielt 1903 die Bezeichnung Moyen-Congo (Mittelkongo) und wurde 1910 mit Gabun, Ubangi-Schari (heute Zentralafrikanische Republik) und Tschad zur Kolonialföderation Französisch-Äquatorialafrika (bis 1946) mit Sitz in Brazzaville vereinigt. 1911 trat Frankreich weite Teile seiner Kongokolonie an Deutschland ab (1916 wieder französisch). Kongo wurde 1946 französisches Überseeterritorium, 1958 autonome Republik innerhalb der Französischen Gemeinschaft, am 15. 8. 1960 unabhängige Republik (Kongo [Brazzaville]). Das autoritäre Regime des ersten Präsidenten F. Youlou wurde im August 1963 gestürzt. Der neue Präsident A. Massemba-Débat errichtete 1964 eine Einparteienherrschaft, mit der eine sozialistische Gesellschaft geschaffen werden sollte. Im August 1968 wurde der Präsident von linksradikalen Kräften unter Führung von M. Ngouabi (Staatspräsident 1969–77) gestürzt. Der neue Präsident proklamierte die »Volksrepublik Kongo« und die Einheitspartei Parti Congolais du Travail (PCT). 1977 fiel Ngouabi einem Putschversuch zum Opfer, neuer Staatschef wurde nach innenpolitischen Auseinandersetzungen 1979 Oberst D. Sassou-Nguesso. Die Einheitspartei (PCT) stimmte im Dezember 1990 der Bildung eines Mehrparteiensystems zu und gab damit ihr Machtmonopol auf. Die Nationalversammlung beschloss im Juni 1991 den staatlichen Umbau und die Durchführung demokratischer Reformen. Nach Verabschiedung der neuen Verfassung von 1992 wurde der Staatsname in »Republik Kongo« geändert. Bei den ersten freien Präsidentschaftswahlen siegte im August 1992 P. Lissouba, Vorsitzender der Union Panafricain pour la Démocratie Sociale (UPADS). Seit den Parlamentswahlen von 1993, bei denen die UPADS stärkste Partei wurde, verfügen die wichtigsten Parteien vor dem Hintergrund einer von der Regierung geplanten Armeereform über bewaffnete Gruppen, die sich erstmals 1993/94 schwere Kämpfe v. a. in Brazzaville lieferten. In einem blutigen Bürgerkrieg (1997) setzten sich die Milizen (»Cobras«) des ehemaligen Staatspräsidenten Sassou-Nguesso gegen die des amtierenden Staatschefs Lissouba durch. Hintergrund der Kämpfe waren v. a. Auseinandersetzungen um die Erträge aus der Erdölwirtschaft. Sassou-Nguesso erklärte sich im Oktober 1997 erneut zum Staatschef und bildete eine Übergangsregierung; seit 1998 kam es wiederholt zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften der neuen Regierung sowie Milizen Lissoubas. Um den Bürgerkrieg zu beenden, wurde im Januar 2000 ein Friedensabkommen unterzeichnet. Die nach Einführung der neuen Verfassung durchgeführten Präsidentschaftswahlen bestätigten im März 2002 Sassou-Nguesso im Amt.

Sekundärliteratur: D. Decalo u. a.: Historical dictionary of the People's Republic of the Congo (Neuausgabe Lanham, Maryland, u. a. 1996); G.-J. Kouvibidila: Histoire du multipartisme au Congo-Brazzaville, 2 Bde. (Paris 2000–03); J.-C. Klotchkoff: Le Congo aujourd'hui (Neuausgabe ebenda 2003).