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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Tansania

Kilimandscharo
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Kilimandscharo
Arusha-Nationalpark
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Arusha-Nationalpark
Flagge, Wappen, Kfz-...
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Länderstatistik
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Länderstatistik

Tansania,

Fläche 945 087 km2
Einwohner (2005) 37,10 Mio.
Hauptstadt Dodoma
Regierungssitz Daressalam
Verwaltungsgliederung 26 Regionen
Amtsprache Suaheli
Nationalfeiertag 26. 4.
Währung 1 Tansania-Schilling (T. Sh.) = 100 Cent (Ct.)
Zeitzone MEZ + 2 Stunden

englisch Tanzania, amtlich Suaheli Jamhuri ya Muungano wa Tanzania, englisch United Republic of Tanzania, deutsch Vereinigte Republik Tansania, Staat in Ostafrika, umfasst den Festlandteil Tanganjika, Sansibar (bestehend aus den Inseln Unguja Island [früher Sansibar] und Pemba) sowie Mafia, grenzt im Nordwesten an Burundi und Ruanda, im Norden an Uganda (zum Teil Grenzverlauf durch den Victoriasee), im Nordosten an Kenia, im Osten an den Indischen Ozean, im Süden an Moçambique, im Südwesten an Malawi und Sambia, im Westen an die Demokratische Republik Kongo (Grenzverlauf durch den Tanganjikasee).

Inhaltsverzeichnis

S T A A T · R E C H T

Nach der Verfassung von 1977 (mehrfach, zuletzt 2005, revidiert) ist Tansania eine föderative Präsidialrepublik. Staatsoberhaupt, oberster Inhaber der Exekutive und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der auf 5 Jahre direkt gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl zulässig). Er ernennt den Premierminister (durch das Parlament zu bestätigen) und die übrigen Mitglieder des Kabinetts, besitzt ein Vetorecht bei der Gesetzgebung und kann das Parlament auflösen. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (232 direkt gewählte, 10 vom Präsidenten ernannte Abgeordnete, 5 Repräsentanten Sansibars, der Generalstaatsanwalt ex officio und 75 weibliche Abgeordnete). Sansibar verfügt über eine eigene Verfassung, ein Repräsentantenhaus (maximal 81 Mitglieder) und eine für innere Angelegenheiten zuständige Exekutive, der Präsident ist Mitglied der Zentralregierung. – Einflussreichste Parteien: Partei der Revolution (CCM; bis 1992 Einheitspartei), Vereinigte Zivile Front (CUF), Partei für Demokratie und Fortschritt (CHADEMA), Arbeiterpartei Tansanias (TLP), Vereinigte Demokratische Partei (UDP).

L A N D E S N A T U R · B E V Ö L K E R U N G

Landesnatur:

Tansania ist weitgehend ein Hochland in 1 000–1 500 m Meereshöhe, das durch Bruchstufen des Ostafrikanischen Grabensystems und von meist erloschenen Vulkanmassiven gegliedert wird, als höchstes der Kilimandscharo mit 5 892 m über dem Meeresspiegel (Kibo). Dem Hochland ist eine sich nach Südosten erweiternde Küstenebene vorgelagert, aus der im Norden die Usambaraberge (bis 2 230 m über dem Meeresspiegel), im Zentrum die Uluguruberge (bis 2 652 m über dem Meeresspiegel) aufragen. Tansania hat Anteil am Victoria-, Tanganjika- und Malawisee. An der Küste herrscht feuchtheißes tropisches Klima, nach Westen kühleres tropisches Hochlandklima. Die Vegetationszonen reichen von Trocken-, Dornbusch- und Feuchtsavanne bis zu immergrünem Bergwald. Dem Schutz der Tierwelt dienen die zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärten Nationalparks Serengeti und Kilimandscharo, das Naturschutzgebiet Ngorongoro und das Wildreservat von Selous.

Bevölkerung:

Rund 90 % der Bevölkerung gehören zur Sprachgruppe der Bantu (größte Völker: Sukuma und Nyamwezi, ferner Hehe, Makonde, Nyakyusa u. a.). Die Völker an der Küste (Suaheli) sind seit Jahrhunderten stark von arabischem Einfluss geprägt. Außerdem leben in Tansania Masai, Tutsi, Araber, Inder, Pakistani und Europäer. Über ein Drittel der Bevölkerung lebt in Städten. Dicht besiedelt sind der Küstenstreifen am Indischen Ozean (einschließlich Inseln) und die Randgebiete des Victoriasees; etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung lebt hier. – Über 39 % der Bevölkerung sind Christen (mehrheitlich Katholiken), rund 35 % sunnitische Muslime (auf Unguja Island rund 98 %). Traditionellen afrikanischen Religionen werden über 20 % der Bevölkerung zugerechnet. – Es besteht eine siebenjährige Grundschulpflicht ab dem 7. Lebensjahr. Die Alphabetisierungsrate liegt bei 77 % (2002). Es gibt zehn Universitäten; die älteste in Daressalam (gegründet 1961), eine landwirtschaftliche Universität in Morogoro (gegründet 1984) und eine eigenständige Universität in der Stadt Sansibar (gegründet 1998).

W I R T S C H A F T · V E R K E H R

Tansania zählt zu den ärmsten Ländern der Erde und ist auf internationale Wirtschaftshilfe angewiesen. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft; rund 5 % der Landesfläche sind Acker-, weitere 40 % Weideland (v. a. Rinderhaltung), 40 % Wald. Überwiegend in bäuerlichen Kleinbetrieben Anbau zur Eigenversorgung: v. a. Maniok, Mais, Reis, Hirse, Bananen; meist auf Plantagen für den Export: Kaffee, Baumwolle, Sisal, Cashewnüsse, Tabak, Tee, Pyrethrum; Gewürznelken auf Unguja Island und Pemba. Binnenfischerei für Eigenbedarf. Zahlreiche Bodenschätze, bisher wenig genutzt (Steinkohle, Eisenerz, Gips, Phosphat); Abbau von Gold, Zinn, Salz, Edelsteinen; Diamantenförderung. Kleinbetriebe verarbeiten landwirtschaftliche Produkte; wenige Großbetriebe: Erdölraffinerie, Zementwerke, Dünger- und Textilfabriken. Tourismus zu den Nationalparks und den historischen Stätten der Suahelikultur, Kilwa Kisiwani und Songo Mnara (UNESCO-Weltkulturerbe). Hauptexportgüter: Kaffee, Cashewkerne, Tabak, Baumwolle, Tee, Gewürznelken und Bergbauprodukte (v. a. Gold und Edelsteine). Import: Maschinen, Fahrzeuge, Nahrungsmittel. Haupthandelspartner: Großbritannien, Deutschland, Japan.

Das Verkehrsnetz umfasst rd. 3 600 km Eisenbahnlinien (davon 969 km Strecke der Tansam) und 88 200 km Straßen. Wichtigste Seehäfen: Daressalam, Tanga, Mtwara, Sansibar; Binnenhäfen: Mwanza (am Victoriasee) und Kigoma (am Tanganjikasee); internationale Flughäfen: Daressalam, bei Arusha und auf Unguja Island.

G E S C H I C H T E

Die Küste Ostafrikas war schon den europäischen und asiatischen Seefahrern der Antike bekannt. Ab dem 12. Jahrhundert entstand aus der Vermischung der einheimischen Kulturen mit Arabern (Händler) im Küstenbereich des heutigen Tansania die islamische Suahelikultur (ein Zentrum war die Stadt Kilwa). Etwa 1500–1650 stand das Gebiet unter portugiesischer Herrschaft. Danach entwickelte sich Sansibar v. a. im 19. Jahrhundert zum Zentrum einer von Arabern aus Oman begründeten Herrschaft.

Gebiete im Innern des Landes erwarb 1884 C. Peters für seine Kolonialgesellschaft (Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft; DOAG), die 1885 einen Schutzbrief des Deutschen Reiches erhielt. Im Helgoland-Sansibar-Vertrag (1890) grenzten Deutschland und Großbritannien ihre Einflusssphären ab, dabei wurden die Inseln Sansibar und Pemba britisches Protektorat. 1891 übernahm das Deutsche Reich direkt die Regierung von Deutsch-Ostafrika, da die DOAG dem nicht gewachsen war. Die deutsche Verwaltung rekrutierte afrikanische Hilfssoldaten (Askaris) sowie Zwangsarbeiter. 1905 brach schließlich der mythisch-religiös motivierte Maji-Maji-Aufstand aus, der den gesamten Süden erfasste. Bei den Kämpfen verloren mindestens 75 000 Afrikaner ihr Leben (neuere Schätzungen gehen von bis zu 180 000 aus), dagegen nur etwa 15 Weiße und knapp 400 Askari. Der Aufstand konnte erst 1907 niedergeschlagen werden. Im Ersten Weltkrieg verteidigte sich die deutsche Schutztruppe unter P. von Lettow-Vorbeck bis 14 Tage nach dem Waffenstillstand in Europa 1918. Die Kämpfe hatten verheerende Folgen für den gesamten ostafrikanischen Raum. Etwa 14 000 deutschen und britischen Opfern standen bis zu einer Million afrikanische Opfer gegenüber (rund 750 000 in Deutsch-Ostafrika), die nicht nur in den Kampfhandlungen, sondern vor allem aufgrund der Hungersnöte und Seuchen starben.

Der größte Teil Deutsch-Ostafrikas kam unter dem Namen Tanganjika 1922 als Völkerbundsmandat, 1946 als UN-Treuhandgebiet an Großbritannien. Nach der Entlassung Tanganjikas in die Unabhängigkeit (3. 12. 1961) und der Ausrufung der Republik (1962) vereinigte sich Tanganjika mit Sansibar und Pemba 1964 zur Vereinigten Republik von Tansania. Unter Präsident J. Nyerere (1962–85) entwickelte sich Tansania zum sozialistisch orientierten Staat. In der Deklaration von Arusha verkündete Nyerere 1967 sein Ujamaa-Konzept, das an traditionellen vorkolonialen Lebensweisen anknüpfte und auf gegenseitige Achtung, gemeinsames Eigentum und die Verpflichtung zur Arbeit setzte; der dadurch erhoffte wirtschaftliche und soziale Aufschwung trat jedoch nicht ein. 1977 schlossen sich die Afrikanische Nationalunion Tanganjikas (TANU; Vorsitzender: Nyerere) und die Afro-Shirazi Partei Sansibars (ASP; Vorsitzender: A. Karume) zur Partei der Revolution (CCM) zusammen.

Außenpolitisch engagierte sich Tansania in der Bewegung der blockfreien Staaten. Es unterstützte seit den 1960er-Jahren die schwarzafrikanischen Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika. Jahrelange Spannungen mit Uganda lösten 1978 einen Krieg zwischen beiden Staaten aus, der 1979 mit dem Sturz des ugandischen Präsidenten Idi Amin Dada endete.

1985 wurde nach Nyereres Rücktritt A. H. Mwinyi (CCM) zum Präsidenten gewählt (1990 bestätigt), der 1992 den Übergang zum Mehrparteiensystem einleitete und nach zwei Amtsperioden nicht mehr kandidieren konnte. Neuer Staatspräsident wurde 1995 B. W. Mkapa (CCM), der wirtschaftliche Reformen anbahnte. Bei den Parlamentswahlen 2000 siegte die regierende CCM, gleichzeitig wurde bei den Präsidentschaftswahlen Mkapa im Amt bestätigt. Da Mkapa nach zwei Amtsperioden nicht mehr kandidieren konnte, wurde nach den Wahlen 2005 J. Kikwete (CCM) sein Nachfolger.

Große Probleme bereiten Tansania neben Armut v. a. innenpolitische Spannungen mit Sansibar (zum Teil separatistische Bestrebungen), ethnische Konflikte in der Region (Burundi, Ruanda, Demokratische Republik Kongo) sowie die Versorgung der etwa eine Million Flüchtlinge.

Sekundärliteratur: S. Mair: Politischer Wandel in Ostafrika. Kenia, Tansania und Uganda auf dem Weg zur Demokratie? (1996); Tanzania. Koloniale Vergangenheit u. neuer Aufbruch, hg. v. U. van der Heyden u. A. v. Oppen (1996); K.-M. Seeberg u. T. P. Ofcansky: Historical dictionary of Tanzania (Lanham, Maryland, 21997); G. Slezak: Länderprofil Tansania (Wien 2000); J. Gabriel: Tansania, Sansibar, Kilimanjaro (32003).

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