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Murdoch steigt bei Premiere ein

von Lutz Knappmann, Sven Clausen (Hamburg) und Michael Gassmann (New York)

Der US-Medienunternehmer Rupert Murdoch wagt einen neuen Anlauf im deutschen Fernsehgeschäft. Für 287 Mio. Euro übernimmt sein Konzern News Corp. knapp 15 Prozent am Münchner Bezahlsender Premiere - den Anteil des Kabelnetzbetreibers Unity Media.

Den Kauf von 14,58 Prozent der Anteile gaben die Unternehmen am Montag bekannt. Murdoch baut damit sein Pay-TV-Geschäft in Europa stark aus. News Corp. ist in Großbritannien am Bezahlsender BSkyB beteiligt, zudem gehört Sky Italia zum Konzern. In der Branche wird nun spekuliert, ob Murdoch Premiere komplett übernehmen will. Aus dem News-Corp.-Umfeld hieß es aber, eine weitere Aufstockung des Anteils sei nicht geplant.

Die Premiere-Aktie reagierte mit einem kräftigen Kurssprung. Das Papier wurde am Montag zeitweise vom Handel ausgesetzt, schoss danach um bis zu 26 Prozent in die Höhe und schloss bei 15,28 Euro. Murdoch zahlt für seinen Premiere-Anteil 17,50 Euro je Aktie; Analysten halten den Preis für recht hoch.

Für Murdoch ist es eine Rückkehr in den deutschen TV-Markt. Der Medienmogul war vor einigen Jahren bereits an Leo Kirchs Firma Kirch PayTV beteiligt, zu der auch Premiere gehörte. Als das Kirch-Imperium 2002 zusammenbrach, verlor Murdoch Milliarden. Auch seine Beteiligungen an den Privatsendern Vox und TM 3 hatte Murdoch abgegeben.

Seinen neuerlichen Einstieg bei Premiere begründete Murdoch am Montag mit den "enormen Wachstumschancen" für Pay-TV in Deutschland. Bezahlfernsehen sei ein Kerngeschäft von News Corp. und eine Grundlage für zahlreiche neue Angebote und Innovationen.

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"Murdoch erhält mit dem Einstieg bei Premiere eine weitere Plattform zur Verwertung der Medieninhalte, die in der News Corp. produziert werden", sagte der Analyst Larry Witt von der amerikanischen Fondsratingagentur Morningstar. Premiere gilt als verhältnismäßig gut aufgestellt für die zunehmende Digitalisierung des Fernsehmarkts. Zuletzt war der Sender mit mehreren Zukäufen gewachsen. Erst vergangene Woche hatte Premiere den digitalen Spartensender Giga übernommen.

Weiterhin ist Premiere jedoch stark abhängig vom Bundesliga-Fußball. Die Neuvergabe der Übertragungsrechte steht 2008 an.

Nachdem Premiere die Rechte vor zwei Jahren an den - inzwischen gescheiterten - Rivalen Arena verloren hatte, war der Sender in eine Krise gerutscht. Mittlerweile hat die Unity-Media-Tochter Arena die Rechte wieder an Premiere abgegeben. Im Zuge dieser Vereinbarung war Unity Media bei dem Sender eingestiegen. Das Bundeskartellamt hatte verfügt, dass das Unternehmen den Premiere-Anteil spätestens bis zum Auslaufen des Vertrags Mitte 2009 verkaufen muss.

Murdoch ist künftig größter Einzelaktionär von Premiere. Anders als Unity Media kann er bei dem Sender auch im operativen Geschäft mitreden. Das Bankhaus Pictet, bei dem die Anteile bislang lagen, hatte sich verpflichtet, die Stimmrechte nicht auszuüben. Das ist jetzt hinfällig.

Der Medienmogul habe es mit dem Deal sehr eilig gehabt, hieß es aus dem Umfeld der Verhandlungen. Den Erstkontakt habe es erst vor rund einer Woche gegeben. Murdoch habe die Initiative ergriffen und Unity Media angesprochen. "Dann ging es ratzfatz."

Zuletzt war über eine ganze Reihe von Kandidaten für einen Premiere-Einstieg spekuliert worden. Als Interessenten galten etwa Kabel Deutschland und der französische Medienkonzern Vivendi.

Im dritten Quartal 2007 konnte Premiere sein Nettoergebnis von zuvor minus 32,6 Mio. Euro auf 0,1 Mio. Euro verbessern. Der Sender hat derzeit rund 4,2 Millionen Kunden.

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Aus der FTD vom 08.01.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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