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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Kongo (51447100)

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Kongo,

Fläche 2 344 885 km2
Einwohner (2006) 58,73 Mio.
Hauptstadt Kinshasa
Verwaltungsgliederung 25 Provinzen und die Hauptstadt
Amtsprache Französisch
Nationalfeiertag 30. 6.
Währung 1 Kongo-Franc (FC) = 100 Centime
Zeitzone MEZ und MEZ + 1 Stunde

amtlich französisch République Démocratique du Congo, deutsch Demokratische Republik Kongo; 1971–97 Zaire, Staat in Zentralafrika, grenzt im Norden an die Zentralafrikanische Republik und an Sudan, im Osten an Uganda, Ruanda, Burundi und Tansania, im Südosten und Süden an Sambia, im Südwesten an Angola, im Westen an den Atlantik und die Exklave Cabinda (Angola) sowie an die Republik Kongo.

Inhaltsverzeichnis

S T A A T · R E C H T

1997 wurden der bis dahin Zaire genannte Staat in Demokratische Republik Kongo umbenannt, die Verfassung suspendiert, das Parlament aufgelöst und L. D. Kabila zum Chef des Staates, der Regierung und zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte erklärt. Auf der Basis der am 4. 4. 2003 in Kraft getretenen Übergangsverfassung konstituierte sich ein provisorisches Zweikammerparlament, bestehend aus Nationalversammlung (500 Abgeordnete) und Senat (120 Mitglieder); Staatsoberhaupt und Regierungschef blieb J. Kabila, assistiert von 4 Vizepräsidenten. An der Übergangsregierung beteiligt wurden Vertreter der bisherigen Regierung, der politischen Opposition, der beiden Rebellenbewegungen Mouvement pour la Libération du Congo (MLC) und Rassemblement Congolais pour la Démocratie (RCD) sowie die Bürgergesellschaft und die Kampftruppen RCD-National, RCD-Mouvement de libération und Maï-Maï. Die am 18. 12. 2005 per Referendum angenommene neue Verfassung (seit 18. 2. 2006 in Kraft) schafft Voraussetzungen für allgemeine Wahlen und die Errichtung einer regulären staatlichen Ordnung. Sie fixiert Bürger- und Menschenrechte, Gewaltenteilung, ein Mehrparteiensystem sowie ein semipräsidentielles Regierungssystem. Der auf 5 Jahre direkt gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl möglich) bleibt mit umfangreichen Vollmachten ausgestattetes Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er ernennt den Premierminister und die übrigen Mitglieder des Kabinetts sowie die Provinzgouverneure. Die Provinzen erhalten größere Autonomie.

L A N D E S N A T U R · B E V Ö L K E R U N G

Landesnatur:

Kongo umfasst den größten Teil des Kongobeckens und seine Randschwellen (bis 1 000 m über dem Meeresspiegel). Im Osten reicht es bis in den Zentralafrikanischen Graben mit seinen Randgebirgen und Seen; höchste Erhebungen an der Westflanke des Grabens mit den Virungavulkanen und dem Ruwenzori (im Margherita Peak 5 119 m über dem Meeresspiegel). Im Westen hat Kongo mit 40 km langer Küste Anteil am Atlantik. Das Klima ist tropisch, immerfeucht im Norden und im Zentrum (Hauptniederschläge im Frühjahr und Herbst), wechselfeucht im Süden (Regenzeit November bis April); Jahresniederschläge im Zentrum bis über 2 000 mm, im Süden 1 200–1 400 mm, im Osten und an der Küste bis unter 1 000 mm; vorherrschend immergrüner Regenwald, der nach Norden und Süden in Feuchtsavanne, im Südosten in Trockensavanne übergeht.

Bevölkerung:

Die Bevölkerung des Landes besteht aus einer Vielzahl von Ethnien: Über 70 % sprechen Bantusprachen (v. a. Luba, Kongo, Mongo), knapp 20 % sprechen Niger-Kongo-Sprachen, ferner Niloten (im Nordosten) und Hima (im Osten), im Regenwald Pygmäen. Neben zahlreichen Bantusprachen wird auch Suaheli als Verkehrssprache verwendet. 32 % der Bevölkerung leben in Städten. Zu den geschätzten 270 000 Flüchtlingen aus Nachbarländern (v. a. aus Angola, Burundi, Ruanda, Uganda, dem Sudan) kommen rund 2,4 Mio. Binnenflüchtlinge. Etwa 410 000 Kongolesen sind Flüchtlinge in den Nachbarländern. Weite Teile des Landes sind nur dünn besiedelt. Die Zahl der Nichtafrikaner (Belgier, Franzosen) wurde auf 20 000 geschätzt (v. a. in Katanga und Kinshasa); viele haben aber infolge des Bürgerkrieges 1997 das Land verlassen. – Rund 95 % der Bevölkerung sind Christen: Über die Hälfte gehören der katholischen Kirche an, etwa ein Viertel unabhängigen Kirchen (davon die Hälfte der Kimbanguistischen Kirche; Kimbangu, Simon); etwa 1 % sind sunnitische Muslime (im Osten und Nordosten des Landes), 2–3 % werden traditionellen afrikanischen Religionen zugerechnet. – Es besteht allgemeine Schulpflicht im Alter von 6 bis 12 Jahren. Die Alphabetisierungsrate liegt bei (2002) 64 %. Universitäten gibt es in Kinshasa (gegründet 1954), Lubumbashi (gegründet 1955) und Kisangani (gegründet 1963).

W I R T S C H A F T · V E R K E H R

Durch den Bürgerkrieg ist das Land wirtschaftlich vollkommen zerrüttet. Die reichen Naturschätze werden von den verschiedenen Bürgerkriegsparteien hemmungslos ausgeplündert. Haupterwerbszweig ist die Landwirtschaft, von der knapp zwei Drittel der Bevölkerung leben. Überwiegend in Subsistenzwirtschaft werden Maniok, Mais, Reis und Kochbananen, für den Export Kaffee, Zuckerrohr, Tee, Kakao, Palmöl, Palmkerne und Kautschuk angebaut; Fischerei fast ausschließlich für den Eigenbedarf. Trotz großer Waldbestände (rund 60 % der Landesfläche, 6 % der Weltbestände) ist der Holzexport gering. Größte Bedeutung hat der Bergbau (Schwerpunkt in der Provinz Katanga); gefördert werden Kupfererz, Diamanten (bei Industriediamanten an 3. Stelle der Weltproduktion), Steinkohle, Zinn-, Kobalt-, Zink-, Mangan-, Uran- u. a. Erze, Silber, Gold, Erdöl u. a.; Hütten- und chemische Industrie sind in Katanga konzentriert; Nahrungsmittel-, Textil-, Holz- u. a. Industrie um Kinshasa und Kisangani. Die großen Wasserkraftreserven werden erst zum Teil genutzt, v. a. durch die Inga-Kraftwerke am unteren Kongo. Hauptausfuhrgüter: Bergbauprodukte (Diamanten, Erdöl, Kupfer, Kobalt, Gold), Kaffee u. a. agrarische Erzeugnisse. Haupthandelspartner sind Belgien, die USA, Deutschland und die Republik Südafrika.

Wichtigste Verkehrsträger sind Eisenbahn (5 138 km Streckennetz; Umgehung der nichtbefahrbaren Flussstrecken) und Binnenschifffahrt (rund 16 000 km schiffbare Flussabschnitte); das Straßennetz umfasst etwa 145 000 km (davon nur rund 2 500 km asphaltiert). Wichtigster Seehafen: Matadi (160 km vor der Kongomündung); internationale Flughäfen Kinshasa, Lubumbashi, Bukavu, Goma, Kisangani.

G E S C H I C H T E

8. bis Anfang 20. Jahrhundert: Ab etwa 700 n. Chr. siedelten Völker der Bantu im Gebiet des heutigen Kongo. Im 13. Jahrhundert entstand das Kongoreich, das im 16. Jahrhundert seine größte Ausdehnung erreichte. 1482 landete der Portugiese D. Cão. Im 19. Jahrhundert erforschte D. Livingstone die östlichen Regionen, den Kongo befuhr erstmals H. M. Stanley, und von Gabun her drang P. Savorgnan de Brazza in das Kongobecken vor. Im Auftrag Leopolds II. von Belgien erwarb Stanley 1881–85 weite Teile des Kongobeckens durch Protektoratsverträge. Der so geschaffene »Unabhängige Kongostaat« (»Kongo-Freistaat«) wurde dem belgischen König Leopold II. auf der Kongokonferenz als persönlicher Besitz bestätigt. 1908 verkaufte Leopold II. den Kongo an den belgischen Staat, der ihn als Kolonie Belgisch-Kongo übernahm.

Kongo unter P. Lumumba: Als die seit 1953 entstandenen politischen Parteien, so die Alliance de Bakongo (ABAKO), seit 1960 Alliance Congolaise, unter Führung von J. Kasavubu und die von P. Lumumba geleitete Kongolesische Nationalbewegung (MNC), die sofortige Autonomie ihres Landes forderten, entließ Belgien seine Kolonie überstürzt in eine unvorbereitete Unabhängigkeit. Am 30. 6. 1960 wurde die Demokratische Republik Kongo ausgerufen (zur Unterscheidung von Kongo [Brazzaville], der heutigen Republik Kongo, auch inoffiziell Kongo [Léopoldville], ab 1966 Kongo [Kinshasa] genannt); Kasavubu wurde Staatspräsident, Lumumba Ministerpräsident. Die seit 1958/59 andauernden Unruhen spitzten sich weiter zu und führten zu Bürgerkrieg und wirtschaftlichem Chaos (Kongokrise); die Provinz Katanga machte sich unter Führung des Provinzgouverneurs M. K. Tshombé selbstständig. Zaire unter Mobutu Sese-Seko: Nach einem Militärputsch übernahm Mobutu Sese-Seko die Macht. Er ließ 1960 Lumumba verhaften und nach Katanga abschieben; dabei kam Lumumba auf bis heute nicht völlig geklärte Weise zu Tode. 1960 griffen die UN im Kongo ein und beendeten 1963 gewaltsam die Autonomie Katangas. Die Wahlen von 1965 gewann die Sammlungsbewegung Tshombés; im Oktober 1965 wurde Tshombé von Staatspräsident Kasavubu entlassen. Daraufhin übernahm Mobutu Sese-Seko mit der Armee die Macht, ernannte sich zum Staatspräsidenten, gründete die Staatspartei Mouvement Populaire de la Révolution (MPR) und leitete Anfang der 1970er-Jahre einen Afrikanisierungsprozess ein (u. a. teilweise Verstaatlichung ausländischer Konzerne). Den Staat und den namengebenden Fluss seines Landes ließ er in Zaire umbenennen. Von Angola aus kam es 1977 und 1978 zu Invasionen in die Provinz Katanga (damals in Shaba umbenannt) durch Truppen der Kongolesischen Nationalen Befreiungsfront, die den Sturz des autoritär herrschenden Mobutu Sese-Seko zum Ziel hatten, jedoch mit ausländischer Hilfe nach schweren Kämpfen zurückgeschlagen werden konnten.

Unter internationalem Druck verkündete Mobutu Sese-Seko, der sich innenpolitisch zugleich mit einer wachsenden Opposition konfrontiert sah, 1990 das Ende der Einparteienherrschaft, widersetzte sich jedoch tatsächlich grundlegenden Reformen. 1991 trat zum ersten Mal eine alle politischen Kräfte umfassende Nationalkonferenz zusammen und bildete 1992 eine Übergangsregierung unter dem Oppositionspolitiker E. Tshisékédi wa Mulumba als Ministerpräsident (1992–94), die jedoch von Mobutu Sese-Seko nicht anerkannt wurde. Das von diesem installierte Parlament ernannte eine konkurrierende Regierung unter F. Birindwa (1993–94). Nachdem dieses Parlament mit der Nationalkonferenz 1994 zum »Hohen Rat der Republik« vereinigt worden war, bildete J.-L. Kengo wa Dondo 1994 eine Übergangsregierung, die sowohl vom Präsidenten als auch von den gemäßigten Teilen der Opposition anerkannt wurde. 1995 verlängerte der Hohe Rat im Einvernehmen mit dem Staatspräsidenten die seit 1990 andauernde Übergangsperiode.

Neben der persönlichen Diktatur Mobutu Sese-Sekos, der Korruption und den immer zahlreicher werdenden Übergriffen der Sicherheitskräfte (besonders der Armee) destabilisierten Sezessionsbewegungen v. a. im Süden (Provinz Katanga) und Osten (Provinz Kivu) den Gesamtstaat. Seit dem blutigen Bürgerkrieg in Ruanda (1994) kamen zahlreiche Flüchtlinge (u. a. 1,2 Mio. ruandische Hutu) in den östlichen Teil des Landes, in die Regionen Nordkivu (Goma) und Südkivu (Bukavu). Unter dem Druck der kongolesischen Zentralregierung, aber zunehmend infolge bürgerkriegsähnlicher Kämpfe und einer sich ausbreitenden Hungersnot kehrten 1996 etwa 600 000 Hutu v. a. mithilfe zahlreicher Nichtregierungsorganisationen (NGO) in ihre Heimat zurück. Umbenennung unter L. D. Kabila: Mit dem Versuch kongolesischer Regierungstruppen, den zum Tutsi-Volk gehörenden Stamm der Banyamulenge zu vertreiben, entwickelte sich Ende 1996 unter Führung von L. D. Kabila in Ostzaire ein Aufstand, der im Mai 1997 zum Sturz Mobutu Sese-Sekos und seines politischen Systems unter Umbenennung Zaires in Demokratische Republik Kongo führte. Am 29. 5. 1997 übernahm Kabila offiziell als Staatspräsident die Führung des Landes. Im August 1998 begann eine von Ruanda und Uganda mit Truppen unterstützte Militärrevolte gegen Kabila, die sich zu einem landesweiten Bürgerkrieg ausweitete und in deren Verlauf v. a. Angola, Simbabwe und Namibia zugunsten Kabilas militärisch intervenierten. Die zum Teil stark zersplitterten Rebellenbewegungen, so u. a. die Kongolesische Versammlung für Demokratie (RCD) unter Führung von Adolphe Omusumba beziehungsweise Ernest Wamba dia Wamba sowie die Bewegung für die Befreiung des Kongo (MLC) unter Führung von Jean-Pierre Bemba, eroberten weite Teile des Landes. Im Juli/August 1999 unterzeichneten die an dem Konflikt Beteiligten ein Waffenstillstandsabkommen, das jedoch nur zu einem teilweisen Ende der Kampfhandlungen führte. Ein von Kabila eingesetztes Übergangsparlament nahm schließlich im August 2000 seine Arbeit auf. Nach einem tödlichen Attentat auf Kabila im Januar 2001 übernahm sein Sohn Joseph Kabila das Präsidentenamt. Die im März/April 2002 im südafrikanischen Sun City geführten Friedensgespräche scheiterten und konnten den Bürgerkrieg nicht beenden. Unter südafrikanischer Vermittlung schlossen schließlich die Präsidenten von Kongo und Ruanda im Juli 2002 einen Friedensvertrag, der u. a. den Rückzug der ruandischen Streitkräfte (etwa 40 000 Mann) aus Kongo sowie die Entwaffnung der Hutu-Milizen, die bislang von Kongo aus in Ruanda militärisch operierten, vorsah. In einem im September 2002 mit Uganda unterzeichneten Friedensabkommen wurde u. a. der Abzug der etwa 2 000 ugandischen Soldaten sowie ein Vorgehen gegen die von Kongo aus in Uganda kämpfenden Rebellen geregelt. Nachdem erste Einheiten Ruandas und Ugandas abgezogen wurden, begann auch schrittweise der Abzug der schätzungsweise 12 000 simbabwischen Soldaten. Im Dezember 2002 unterzeichneten die wichtigsten Rebellenbewegungen mit der Regierung ein Friedensabkommen, das unter anderem die Beteiligung der Rebellengruppen an einer neuen Übergangsregierung der nationalen Einheit sowie Wahlen vorsah; bis zu diesem Zeitpunkt sollte J. Kabila als Staatspräsident im Amt bleiben. Diese Regelungen wurden im April 2003 durch einen weiteren Vertrag bekräftigt. Außerdem einigten sich die am Konflikt Beteiligten auf eine neue Verfassung, eine Übergangsregierung und die Integration der Rebellen in eine neu aufzubauende Armee. Der ehemalige Rebellenführer der MLC, Bemba, wurde daraufhin einer der Vizepräsidenten des Landes.

Im Mai 2003 begannen im Nordosten des Landes (Region Ituri im Grenzgebiet zu Ruanda und Uganda) Kämpfe und Massaker zwischen den traditionell verfeindeten Volksgruppen der Lendu (sesshafte Ackerbauern) und Hema (nomadisierende Viehzüchter), bei denen auch der Streit um Landbesitz vor dem Hintergrund neuer Gold- und Erdölfunde eine zusätzliche Rolle spielte. Nach einem entsprechenden UN-Mandat, das die Anwendung von Waffengewalt erlaubte, entsandte die Europäische Union im Juni 2003 zur Unterstützung der seit 2000 stationierten Soldaten der UN-Mission MONUC eine unter französischer Führung stehende EU-Eingreiftruppe (Operation »Artémis«; Stärke rd. 1 500 Mann) zur Verbesserung der Sicherheit und der humanitären Lage in die Krisenregion, in der seit 1999 schätzungsweise 50 000 Menschen getötet wurden. Mit dem Argument, ruandische Hutu-Rebellen zu verfolgen, die für den Völkermord 1994 verantwortlich seien, marschierten im Dezember 2004 zum wiederholten Mal Truppen aus Ruanda in den Osten des Landes ein. Um den Konflikt zu entschärfen, wurde der ruandischen Regierung zugesichert, die Hutu-Rebellen zu entwaffnen. Nördlich von Bukavu wurden im Dezember 2004 etwa 100 000 Menschen in die Flucht getrieben, nachdem in der Region Kämpfe zwischen desertierten Soldaten und Regierungseinheiten begonnen hatten. Nach Überfällen verschiedener Milizen auf die Zivilbevölkerung sowie der Ermordung von UN-Soldaten begannen die UN-Truppen im Februar 2005, mit Waffengewalt die Milizen zu entwaffnen und deren Führer festzunehmen. Eine im Dezember 2005 durch Volksentscheid bestätigte und im Februar 2006 eingeführte neue Verfassung ermöglichte die Bildung neuer staatlicher Strukturen. So fanden am 30. 7. 2006 Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Zur Absicherung dieser Wahlen ermächtigten die UN im April 2006 die Entsendung einer EU-Truppe ("EUFOR RD Congo" mit etwa 2000 Mann; EUFOR) zur Unterstützung der bereits im Land stationierten 17000 UN-Soldaten. Da bei den Präsidentschaftswahlen im Juli 2006 keiner der zahlreichen Kandidaten die absolute Mehrheit erringen konnte, wurde eine Stichwahl zwischen den beiden Erstplatzierten, d.h. zwischen Amtsinhaber Kabila und Vizepräsident Bemba, notwendig. Bei den ebenfalls im Juli 2006 durchgeführten Parlamentswahlen erzielte die Parti du Peuple pour la Reconstruction et la Démocratie (PPRD) unter Kabila die Mehrzahl der Sitze, verfehlte jedoch die absolute Mehrheit. Die Stichwahl zum Präsidentenamt gewann am 29. 10. 2006 Amtsinhaber Kabila; der unterlegene Bemba erkannte das Wahlergebnis nicht an und legte Einspruch vor dem Obersten Gerichtshof ein. Diesen Einspruch wies der Oberste Gerichtshof am 27. 11. 2006 ab und erklärte Kabila zum rechtmäßigen Sieger der Präsidentschaftswahlen, der daraufhin am 6. 12. 2006 vereidigt wurde. Am 31. 12. 2006 ernannte Kabila den ehemaligen Rebellenführer Antoine Gizenga (* 1925) zum Regierungschef, der mit seinem Kabinett die 2003 gebildete Übergangsregierung ablöste. Ende März 2007 kam es zu schweren Kämpfen zwischen den Einheiten Bembas und kongolesischen Streitkräften. Bemba, gegen den infolgedessen Haftbefehl wegen Hochverrats erlassen wurde, flüchtete zunächst in die südafrikanische Botschaft und reiste im April 2007 mit offizieller Genehmigung nach Portugal aus.

Nach UN-Schätzungen forderte der Bürgerkrieg im Kongo seit seinem Ausbruch 1998 etwa 3 Mio. Menschenleben.

Sekundärliteratur: L. de Witte: Regierungsauftrag Mord. Der Tod Lumumbas u. die Kongo-Krise (aus dem Französischen, 2001); A. Hochschild: Schatten über dem Kongo. Die Geschichte eines der großen, fast vergessenen Menschheitsverbrechen (aus dem Amerikanischen, Neuausgabe 2002); G. Nzongola-Ntalaja: The Congo from Leopold to Kabila. A people‛s history (London u. a. 2002); M. Wrong: Auf den Spuren v. Mr. Kurtz. Mobutos Aufstieg u. Kongos Fall (2002); R. Milios: Democratic Republic of the Congo (Philadelphia, Pennsylvania, 2004); K. Ilunga Matthiesen: Die Demokratische Republik Kongo (2005).