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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Uganda

Apollo Milton Obote
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Flagge, Wappen, Kfz-...
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Länderstatistik
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Länderstatistik

Uganda,

Fläche 241 038 km2
Einwohner (2004) 26,22 Mio.
Hauptstadt Kampala
Verwaltungsgliederung 4 Regionen mit 56 Distrikten
Amtsprache Englisch
Nationalfeiertag 9. 10.
Währung 1 Uganda-Schilling (U. Sh.)
Zeitzone MEZ + 2 Stunden

amtlich englisch Republic of Uganda, Suaheli Jamhuri ya Uganda, Binnenstaat in Ostafrika, grenzt im Norden an die Republik Sudan, im Osten an Kenia, im Süden an Tansania und Ruanda, im Westen an die Demokratische Republik Kongo; Grenzverlauf gegen Kenia und Tansania zum Teil durch den Victoriasee, gegen die Demokratische Republik Kongo zum Teil durch den Rutanzige- und Albertsee.

Inhaltsverzeichnis

S T A A T · R E C H T

Nach der am 8. 10. 1995 in Kraft getretenen Verfassung (mehrfach, zuletzt 2005, revidiert) ist Uganda eine präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und oberster Inhaber der Exekutive ist der auf 5 Jahre direkt gewählte und mit umfangreichen Befugnissen ausgestattete Präsident. Er ernennt den Vizepräsidenten und die Regierung unter Vorsitz des Premierministers. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (305 Abgeordnete, davon 214 direkt und 81 indirekt auf 5 Jahre gewählt, sowie 10 Kabinettsmitglieder ex officio). – Neben der dominierenden Nationalen Widerstandsbewegung (NRM) spielen v. a. Volkskongress Ugandas (UPC], Demokratische Partei (DP), Konservative Partei (CP) und Forum für Demokratischen Wandel (FDC) eine Rolle.

L A N D E S N A T U R · B E V Ö L K E R U N G

Landesnatur:

Uganda ist Teil des Ostafrikanischen Hochlands (1 000–1 500 m über dem Meeresspiegel), das vom Ostafrikanischen Grabensystem durchzogen wird, nach Westen zu den Randschwellen des Zentralafrikanischen Grabens ansteigt (im Ruwenzori 5 119 m über dem Meeresspiegel) und nach Osten vom vulkanischen Mount Elgon (4 321 m über dem Meeresspiegel) überragt wird; im äußersten Südwesten liegen die tätigen Virungavulkane. Rund 44 000 km2 der Gesamtfläche nehmen Binnengewässer ein, mit Kiogasee und Anteilen am Victoria-, Rutanzige- und Albertsee. Das tropische Klima ist durch die Höhenlage gemildert (ganzjährige Niederschläge, größtenteils 1 000–1 500 mm, mit stärker ausgeprägten Regenzeiten etwa von März bis Mai und September bis November). Es überwiegen Savannen; in den Gebirgen Bergwälder.

Bevölkerung:

Die Bevölkerung besteht aus über 40 ethnischen Gruppen. Über die Hälfte der Einwohner spricht Bantusprachen (v. a. Ganda, Nkole, Soga u. a.); sie leben besonders im Süden und Westen. Im Norden dominieren nilotische Sprachen; größte Gruppen dort sind die Teso (8 %), Lango (6 %) und Acholi (4 %). Im äußersten Nordwesten werden zentralsudanische Sprachen gesprochen, u. a. von den Lugbara (4 %); daneben indische, europäische und arabische Minderheiten. 14 % der Bevölkerung leben in Städten, allein mehr als ein Drittel aller Einwohner im Einzugsbereich von Kampala. – Über 60 % der Bevölkerung sind Christen (neben Katholiken besonders Anglikaner), rund 15 % Muslime; traditionellen afrikanischen Religionen werden knapp 20 % zugerechnet. – Es besteht allgemeine Schulpflicht für Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren. Das Schulsystem (bildungspolitisches Vorbild: Großbritannien) umfasst siebenjährige Primarschulen und einen zweistufig aufgebauten Sekundarschulbereich mit vierjähriger Sekundarstufe I (oder dreijähriger berufsbildender Schule) und daran anschließender zweijähriger Sekundarstufe II (Abschluss: Hochschulreife). Die Alphabetisierungsrate wird auf (2004) 69 % (alle über 15 Jahre) beziehungsweise 80 % (15- bis 24-Jährige) geschätzt. Es gibt eine Universität (gegründet 1922 als Technikum, seit 1970 Universität) in Kampala, eine technische Universität in Mbarara (1989) sowie eine katholische Universität (Uganda Martyrs University, gegründet 1993) und eine islamische Universität (1988) in Mbale.

W I R T S C H A F T · V E R K E H R

Der Agrarsektor ist in Uganda der dominierende Wirtschaftszweig. Rund 80 % der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft, knapp die Hälfte der Landfläche kann landwirtschaftlich genutzt werden, die Voraussetzungen für die Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln sind sehr gut. Für den Eigenbedarf werden v. a. Kochbananen, Maniok, Bataten, Mais, Hirse und Kartoffeln angebaut; für den Export Vanille, Tee, Baumwolle und Tabak. Die Viehwirtschaft (Rinder, Ziegen, Schafe) konzentriert sich auf Nord- und Ostuganda, Forstwirtschaft und Binnenfischerei sind wirtschaftlich bedeutend. Gefördert werden geringe Mengen an Kupfer- und Chromerz sowie Gold und Kobalt. Wichtigste Industriezweige sind Tabakverarbeitung, Nahrungsmittel-, Textil-, Holz-, chemische, Metall- und Baustoffindustrie; Wasserkraftwerk an den Owenfällen. Der Fremdenverkehr ist der zweitwichtigste Devisenbringer, touristische Anziehungspunkte sind v. a. die zahlreichen Nationalparks. Exportiert werden v. a. Kaffee, Vanille, Tee, Baumwolle, Fisch und Gold; importiert werden u. a. Erdöl, Industriegüter, Maschinen, Fahrzeuge. Haupthandelspartner sind Großbritannien, Kenia, die Schweiz und die Republik Südafrika.

Das Verkehrsnetz umfasst 1 241 km Eisenbahnen und rund 68 000 km Straßen (davon etwa 2 200 asphaltierte Überlandstraßen). Wichtigste Eisenbahnlinie ist Kampala–Jinja–Tororo–Mombasa (Exporthafen in Kenia); Eisenbahnfähren auf dem Victoriasee zwischen Jinja und Mwanza (Tansania) beziehungsweise Kisumu (Kenia). Große Bedeutung kommt auch der Binnenschifffahrt auf dem Victoria-, Kioga- und Albertsee sowie dem Nil zu. Internationaler Flughafen ist Entebbe bei Kampala.

G E S C H I C H T E

Seit dem 10. Jahrhundert bildeten bantusprachige Gruppen im heutigen Gebiet von Uganda kleine Agrarstaaten. Um 1350 erfolgte die Gründung des Kitara-Reichs, das (ausgehend von Bunyoro) bis ins heutige nördliche Ruanda und westliche Kenia reichte. Nach dessen Niedergang expandierte seit etwa 1500 das Bunyoro-Reich, das bis ins 18. Jahrhundert südlich des Kiogasees dominant war. Die Rivalität der Kolonialmächte Frankreich, Großbritannien und Deutschland wurde 1890 zugunsten Großbritanniens entschieden, das Buganda 1894 zum Protektorat Uganda erklärte. Von dort aus erfasste die britische Herrschaft die anderen Zwischensee-Staaten (Bunyoro, Ankole, Toro). Ab 1922 Teil von Britisch-Ostafrika, erlangte Uganda am 9. 10. 1962 unter Kabaka (König) Mutesa II. (ohne Exekutivfunktionen) die Unabhängigkeit und wurde 1963 Republik.

Nach einem Staatsstreich 1966 wurde A. M. Obote Staatsoberhaupt, der einen sozialistischen Kurs mit der Einheitspartei »Volkskongress Ugandas « (UPC) verfolgte. 1971 putschte die Armee, Obote floh nach Tansania. Neuer Präsident wurde Idi Amin Dada, der sich 1976 zum Präsidenten auf Lebenszeit ernennen ließ. Außenpolitisch wandte sich Uganda, das von der Sowjetunion unterstützt wurde, den arabischen Ländern, besonders Libyen, zu. Amin Dada, der sich ausschließlich auf die Armee stützte, vermochte sich nur durch systematischen Terror und Massenmord an der Macht zu halten. Grenzverletzungen ugandischer Truppen gegen Tansania lösten 1978 einen von Verbänden der Nationalen Befreiungsfront Ugandas (UNLF) unterstützten tansanischen Vorstoß nach Uganda aus, der 1979 zum Sturz Amin Dadas führte. Die von der UNLF eingesetzten Präsidenten Yusufu Lule (1979) und Godfrey Binaisa (1979/80) scheiterten jedoch. 1980 kehrte Obote nach Uganda zurück und gewann im selben Jahr die Wahlen. Nach anhaltenden Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Amin-treuen Soldaten sowie der Nationalen Widerstandsbewegung (NRM) unter Y. Museveni flohen Zehntausende in die Nachbarländer Sudan, Ruanda und das damalige Zaire (heute Demokratische Republik Kongo).

1985 wurde Obote durch das Militär unter T. Okello gestürzt. Die NRM nahm ihre Militäraktionen wieder auf und konnte 1986 Kampala einnehmen. Die Militärregierung setzte sich nach Tansania ab; neuer Staatspräsident wurde Museveni. Er leitete einen Demokratisierungsprozess ein, der u. a. 1993 zur (symbolischen) Wiedereinführung der Monarchie in Buganda und 1994 zur Wahl einer verfassunggebenden Versammlung führte; gleichzeitig wurde jedoch die Aktivität von Parteien stark eingeschränkt (sogenannte »parteienlose Demokratie«). Auch kam es unter seiner Regierung zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Bei den von internationalen Beobachtern als fair und frei bezeichneten Parlamentswahlen 1996 wurden fast ausschließlich Anhänger des im selben Jahr im Amt bestätigten Präsidenten gewählt.

Seit der Machtübernahme der NRM kam es v. a. im Norden und Westen des Landes zu Konflikten mit Rebellenbewegungen, u. a. der seit 1987 mit Unterstützung des Sudan agierenden christlich-fundamentalistischen Lord's Resistance Army (LRA), die sich hauptsächlich aus Kindern und Jugendlichen rekrutiert. Nach 18 Jahren Bürgerkrieg im Norden des Landes zwischen LRA und Regierungstruppen fanden Ende 2004 erstmals Gespräche über einen Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien statt.

Außenpolitisch unterstützte Uganda u. a. 1994 den Einmarsch der Patriotischen Front von Ruanda (FPR) in Ruanda zur Beendigung des dortigen Genozids sowie 1996/97 den Vormarsch der Truppen L. D. Kabilas im damaligen Zaire, seit 1998 jedoch Rebellenbewegungen gegen Kabila. 2003 wurde der Abzug der ugandischen Truppen aus der Demokratischen Republik Kongo abgeschlossen, der 2002 in einem Friedensabkommen vertraglich geregelt worden war.

Obwohl die Bevölkerung in einem Referendum 2000 gegen die Einführung eines Mehrparteiensystems votiert hatte, kündigte Museveni (2001 im Amt bestätigt) 2003 die künftige Zulassung politischer Parteien zu Wahlen an. Entgegen dem Votum von 2000 stimmten die Ugander schließlich bei einem Referendum 2005 für die Einführung eines Mehrparteiensystems. Nach einer Verfassungsänderung, die es dem Präsidenten nun ermöglicht, für eine dritte Amtszeit zu kandidieren, fanden im Februar 2006 die ersten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen seit 1980 statt, bei denen mehrere Parteien beziehungsweise Kandidaten offiziell zugelassen waren. Aus den Wahlen ging die regierende NRM siegreich hervor; gleichzeitig wurde Präsident Museveni für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt.

Sekundärliteratur: H. Hecklau: Ostafrika. Kenya, Tanzania, Uganda (1989); L. Pirouet: Historical dictionary of Uganda (Metuchen, New Jersey, 1995); N. Wiebe: Uganda – keine gewöhnliche Demokratie. Politik- u. Institutionenwandel in transitionstheoretischer Perspektive 1986–1996 (1998); C. Lübbert: Uganda, Ruanda (22006).

Weiterführende Artikel aus dem Archiv der Wochenzeitung DIE ZEIT

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