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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Zentralafrikanische Republik

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Länderstatistik
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Länderstatistik

Zentralafrikanische Republik,

Fläche 622 984 km2
Einwohner (2006) 4,09 Mio.
Hauptstadt Bangui
Verwaltungsgliederung 6 Regionen mit 16 Präfekturen und die Hauptstadtregion
Amtsprache Sango, Französisch
Nationalfeiertag 1. 12.
Währung 1 CFA-Franc = 100 Centime
Zeitzone MEZ

amtlich französisch République Centrafricaine, Binnenstaat in Zentralafrika, grenzt im Nordwesten an Tschad, im Osten an die Republik Sudan, im Süden an die Demokratische Republik Kongo und die Republik Kongo, im Westen an Kamerun.

Inhaltsverzeichnis

S T A A T · R E C H T

Die am 5. 12. 2004 durch Referendum gebilligte Verfassung bezeichnet die Zentralafrikanische Republik als präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem und fixiert Gewaltenteilung sowie wesentliche Bürger- und Menschenrechte. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der mit umfassenden Vollmachten ausgestattete Präsident (auf 5 Jahre direkt gewählt, einmalige Wiederwahl möglich). Er bestimmt die Richtlinien der Politik, ernennt den Ministerpräsidenten sowie auf dessen Vorschlag die übrigen Mitglieder des Kabinetts und hat im Gesetzgebungsverfahren ein Initiativ- und ein Vetorecht. Trägerin der Legislative ist die Nationalversammlung (105 Abgeordnete, für 5 Jahre gewählt). – Einflussreichste Parteien: Coordination des Patriotes Centrafricains (CFC), Mouvement pour la Démocratie et le Développement (MDD), Parti Libéral Démocrate (PLD), Parti de l‛Unité Nationale (PUN), Mouvement de Libération du Peuple Centrafricain (MLPC), Rassemblement Démocratique Centrafricain (RDC), Parti Social Démocrate (PSD), Alliance pour la Démocratie et le Progrès (ADP) und Front Patriotique pour le Progrès (FPP).

L A N D E S N A T U R · B E V Ö L K E R U N G

Landesnatur:

Die Zentralafrikanische Republik liegt im Bereich der hügeligen Asandeschwelle (500–1 000 m über dem Meeresspiegel), die das Tschad- vom Kongobecken trennt. Inselbergmassive erreichen im Nordosten (Bongomassiv) 1 330 m über dem Meeresspiegel, im Nordwesten (Ausläufer des Adamaua) 1 420 m über dem Meeresspiegel. Das Klima ist überwiegend wechselfeucht-tropisch (eine große und eine kleine Regenzeit), die Niederschläge nehmen von Südwesten (bis 1 500 mm; tropischer Regenwald) nach Nordosten (bis unter 900 mm; Trockensavanne) ab.

Bevölkerung:

Der größte Teil der Einwohner gehört bantusprachigen Sudangruppen an: Banda im östlichen Zentrum, Mandja und Mbaya im Westen. Im Regenwald des Südwestens leben Gbakka, Lissongo und einige Tausend Pygmäen, am mittleren und oberen Ubangi Fischervölker (Sango, Banziri und Yakoma). Nur wenige Tausend Europäer (v. a. Franzosen) leben in der Zentralafrikanischen Republik. Der Westen und Süden des Landes sind deutlich dichter besiedelt als der Osten und Norden. 44 % der Bevölkerung leben in den Städten, ein Fünftel allein im Umkreis von Bangui. – Schätzungen rechnen etwa die Hälfte der Bevölkerung traditionellen afrikanischen Religionen zu. Rund 43 % sind Christen (rund 60 % Protestanten und Mitglieder unabhängiger Kirchen, rund 40 % Katholiken). Die Zahl der Muslime (besonders Sudanaraber, Hausa und Fulbe) wird auf 5–7 % geschätzt. – Es besteht allgemeine Schulpflicht im Alter von 6 bis 14 Jahren. Die Alphabetisierungsrate wird auf (2004) 49 % (alle über 15 Jahre) beziehungsweise 59 % (15- bis 24-Jährige) geschätzt.

W I R T S C H A F T · V E R K E H R

Trotz Waldreichtums (im Süden) und Bodenschätzen gehört die Zentralafrikanische Republik zu den ärmsten Ländern Afrikas. Hauptwirtschaftszweige sind Landwirtschaft und Diamantenabbau. Der Agrarsektor beschäftigt fast zwei Drittel aller Erwerbstätigen. Nur 3 % der Landesfläche werden als Ackerland, weitere 5 % als Weideland genutzt. Für den Eigenbedarf werden im Süden und im Zentrum des Landes v. a. Maniok, Jamswurzeln, Mais und Hirse angebaut. Trotzdem ist die Zentralafrikanische Republik auf Nahrungsmittelimporte und internationale Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Landwirtschaftliche Exportprodukte sind Baumwolle, Kaffee und Erdnüsse. Zunehmend Viehhaltung (Rinder) und Holznutzung. Die reichen Bodenschätze sind größtenteils noch unerschlossen. Abgebaut werden v. a. Diamanten (überwiegend Schmuckdiamanten), Gold und Uran; Vorkommen von Eisen-, Kupfer-, Chromerz, Magnesium, Gold und Erdöl. Die Industrie ist wenig entwickelt; wichtigste Zweige sind Textil-, Leder-, Nahrungsmittel-, Tabak- und Holzindustrie. Exportiert werden v. a. Diamanten, Holz, Baumwolle und Kaffee; importiert v. a. Maschinen und Ausrüstungen, Nahrungsmittel, Erdölderivate. Haupthandelspartner sind Frankreich u. a. EU-Länder sowie Kamerun.

Das Straßennetz umfasst rund 24 000 km; die Binnenschifffahrt auf dem Ubangi zum Kongo nach Brazzaville (Republik Kongo; ab hier Eisenbahn nach Pointe-Noire) hat große Bedeutung, v. a. für den Außenhandel. Eine weitere Transitstrecke führt von Bangui nach Douala (Kamerun). Internationaler Flughafen: M'Poko bei Bangui.

G E S C H I C H T E

Von Bangui (1889 gegründet) stießen die Franzosen zum Tschadsee und zum oberen Nil vor. Von Deutschland und dem unabhängigen Kongostaat Leopolds II. von Belgien erwarben sie ein Territorium, das 1894 unter dem Namen Haut-Oubangui konstituiert wurde. Die Kolonie Oubangui-Chari (Ubangi-Schari) wurde 1910 Bestandteil des Generalgouvernements Französisch-Äquatorialafrika, 1946 Überseeterritorium innerhalb der Französischen Union, erklärte sich 1958 zur autonomen Zentralafrikanischen Republik innerhalb der Französischen Gemeinschaft und wurde am 13. 8. 1960 unter Präsident D. Dacko unabhängig, arbeitete jedoch politisch, wirtschaftlich und militärisch eng mit Frankreich zusammen. Mit der Einführung der Einparteienherrschaft (1962) erhielt der MESAN (Mouvement d'Évolution Sociale de l'Afrique Noire, deutsch Bewegung zur sozialen Entwicklung Schwarzafrikas; 1979 aufgelöst) den Status einer Einheitspartei.

Nach einem Militärputsch zum Jahreswechsel 1965/66 kam Generalstabschef J.-B. Bokassa an die Macht, der 1972 Staatspräsident auf Lebenszeit wurde und durch personalpolitische Maßnahmen, Willkürherrschaft und Terror jegliche Opposition ausschaltete. Am 4. 12. 1976 ließ Bokassa das Zentralafrikanische Kaiserreich ausrufen und sich als Bokassa I. zum Kaiser proklamieren (Krönung am 4. 12. 1977). Im September 1979 wurde der in Libyen weilende Bokassa I. mit Unterstützung der französischen Regierung durch Dacko gestürzt, der erneut die Zentralafrikanische Republik proklamierte und das Präsidentenamt übernahm (im März 1981 durch Wahl bestätigt). Im September 1981 brachte ein Militärputsch General A. Kolingba an der Spitze eines Militärkomitees des Nationalen Wiederaufbaus an die Macht. 1986 wurde eine Zivilregierung gebildet und Kolingba als Staatspräsident bestätigt.

Nach Protesten gegen das Regime Kolingba 1990 wurden Reformen angekündigt und 1991 erstmals mehrere Parteien zugelassen. Die Präsidentschaftswahlen 1993 gewann A. Patassé (MLPC). Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten kam es 1996/97 mehrfach zu Meutereien der Armee, bei denen auch ein Rücktritt von Präsident Patassé gefordert wurde und die zunehmend ethnisch geprägt waren. Trotz eines 1997 unterzeichneten Friedensvertrags und einer 1998 verabschiedeten Vereinbarung über nationale Aussöhnung blieb die innenpolitische Lage weiterhin gespannt. Bei den Präsidentschaftswahlen 1999, in deren Vorfeld es zu blutigen Auseinandersetzungen kam, wurde Patassé im Amt bestätigt, jedoch 2003 durch einen Putsch unter Führung des ehemaligen Generalstabschefs F. Bozizé gestürzt. Bei den Präsidentschaftswahlen 2005 wurde Bozizé im Amt bestätigt. Der Darfurkonflikt im Nachbarland Sudan wirkte zunehmend destabilisierend auf die Zentralafrikanische Republik, da die Rebellen der »Union des Forces dimocratiques pour le rassemblement« (UFDR), die Präsident Bozizé stürzen wollen, auch aus dem Sudan heraus operieren. Im April 2007 unterzeichneten UFDR und Regierung ein Friedensabkommen, das eine Entwaffnung der UFDR‐Rebellen sowie gleichzeitig eine Regierungsbeteiligung vorsieht.

Sekundärliteratur: W. Fengler: Politische Reformhemmnisse u. ökonomische Blockierung in Afrika. Die Zentralafrikanische Republik und Eritrea im Vergleich (2001); P. Kalck: Historical dictionary of the Central African Republic (Lanham, Maryland, 32005).

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