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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Deutschland

Flagge, Wappen, Kfz-...
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Politische Gliederun...
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Politisches System
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Politisches System

Deutschland,

Fläche 357 030 km2
Einwohner (2006) 82,315 Mio.
Hauptstadt Berlin
Verwaltungsgliederung 16 Bundesländer
Amtsprache Deutsch
Nationalfeiertag 3. 10.
Währung 1 Euro (EUR, €) = 100 Cent
Zeitzone MEZ

amtlich Bundesrepublik Deutschland, Staat in Mitteleuropa, grenzt im Norden an Nordsee, Dänemark und Ostsee, im Osten an Polen und die Tschechische Republik, im Süden an Österreich und die Schweiz, im Westen an Frankreich und im Nordwesten an Luxemburg, Belgien und die Niederlande. Zu Deutschland gehören in der Nordsee die Ostfriesischen Inseln, Helgoland und der überwiegende Teil der Nordfriesischen Inseln, in der Ostsee Fehmarn, Poel, Rügen, der größte Teil von Usedom u. a. kleinere Inseln.

Inhaltsverzeichnis

S T A A T · R E C H T

Die staatliche Ordnung der Bundesrepublik Deutschland wird durch das Grundgesetz bestimmt, dessen Artikel 20 als eine Fundamentalnorm angesehen wird, in der das Selbstverständnis der Verfassung und die sie tragenden Grundentscheidungen gebündelt werden: Deutschland ist ein republikanischer, demokratischer, sozialer und föderativer Staat. Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus (das heißt, das Volk ist der Souverän); sie wird vom Volk in Wahlen und Abstimmungen durch besondere Organe der Gesetzgebung (Legislative), der vollziehenden Gewalt (Exekutive) und der Rechtsprechung (Judikative) ausgeübt (Artikel 20 Absatz 2). Das hierin zum Ausdruck gebrachte Prinzip der Gewaltenteilung wird allerdings nicht strikt gehandhabt, sodass gewisse Formen der Gewaltenüberschneidung möglich sind. Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden (Artikel 20 Absatz 3). Die Festlegung des GG auf die Staatsform der parlamentarischen Demokratie, auf das Mehrparteienprinzip und die Achtung der Menschenrechte wird zusammenfassend als freiheitliche demokratische Grundordnung bezeichnet; alle Deutschen haben das Recht zum Widerstand gegen jeden, der die Beseitigung dieser Grundordnung betreibt (Artikel 20 Absatz 4). Eine bestimmte Wirtschaftsordnung schreibt das GG nicht vor (Wirtschaftsneutralität des GG).

Die föderativen Glieder Deutschlands sind die Länder, also Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen sowie die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg. Obwohl die Länder Staaten mit eigener Staatsgewalt und eigenem Staatsgebiet sind, liegt die höchste Staatsgewalt, die Souveränität, beim Bund als dem Gesamtstaat; Bundesrecht bricht Landesrecht (Artikel 31 GG). Die verfassungsmäßige Ordnung in den Ländern muss den Grundsätzen des republikanischen, demokratischen und sozialen Rechtsstaates entsprechen. Den Gemeinden und Gemeindeverbänden steht das Recht der kommunalen Selbstverwaltung zu (Artikel 28 GG). Eine Staatskirche besteht nicht.

Regierungssystem: Staatsoberhaupt ist der Bundespräsident. Er wird von der Bundesversammlung auf fünf Jahre gewählt. Die Bundesregierung ist oberstes Organ der Exekutive. Sie besteht aus dem Bundeskanzler und den Bundesministern. Legislative Gewalt haben aufgrund der föderalistischen Struktur der Bundestag als Bundesparlament sowie die Länderparlamente. Das GG unterscheidet die ausschließliche, die konkurrierende und die Rahmengesetzgebung (Gesetzgebungsverfahren); der Bundesregierung steht ein Initiativrecht (Gesetzesinitiative) zu. Der Bundestag ist das einzige Bundesorgan, das unmittelbar vom Volk gewählt wird. Durch den Bundesrat wirken die Länder bei der Gesetzgebung und der Verwaltung des Bundes mit (Artikel 50 GG).

Parteien und Verbände: Nach dem GG sollen die politischen Parteien bei der politischen Willensbildung des Volkes mitwirken: Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsätzen entsprechen; über die Herkunft ihrer Mittel müssen sie öffentlich Rechenschaft ablegen (Artikel 21 GG). Wenngleich sie im GG nicht erwähnt werden, nehmen neben den Parteien verschiedene Interessenverbände Einfluss auf die individuelle Meinungs- und die politische Willensbildung. Ihr starker und unkontrollierbarer Einfluss auf Parteien, Fraktionen und Landes- beziehungsweise Bundesregierung wird gelegentlich als die im GG verankerte Volkssouveränität und demokratische Ordnung unterlaufend kritisiert.

Die Verwaltung obliegt den Behörden des Bundes (Bundesverwaltung) und der Länder.

Rechtswesen: Durch die Verankerung des Rechtsstaatsprinzips wird in Deutschland staatliches Handeln den Gesetzen unterworfen und diese Gesetzmäßigkeit staatlichen Handelns durch eine umfassende Rechtsschutzgarantie und durch die Unabhängigkeit der Gerichte sichergestellt. Die Stellung der Justiz wurde durch die Möglichkeit, zur Überprüfung politischer Entscheidungen und Vereinigungen auf ihre Verfassungsmäßigkeit das Bundesverfassungsgericht anzurufen, erheblich verstärkt. – Für die der Bundesrepublik Deutschland am 3. 10. 1990 (nach Artikel 23 GG) beigetretenen Länder der ehemaligen DDR gilt Bundesrecht mit bestimmten Ausnahmen, die in der Anlage I zum Einigungsvertrag vom 31. 8. 1990 festgelegt sind.

Soziales: Das GG verpflichtet den Staat, für einen Ausgleich sozialer Gegensätze und eine gerechte Sozialordnung zu sorgen (Sozialstaatsprinzip); es garantiert die Koalitionsfreiheit, freie Berufswahl, verpflichtet zum gemeinnützigen Gebrauch des Eigentums und ermöglicht die Verstaatlichung von Boden, Naturschätzen und Produktionsmitteln. Auf dieser Grundlage entstand ein weit gehendes System der sozialen Sicherung: neue Sozialgesetze zur Regelung von Kündigungsschutz, Tarifvertragsrecht, Mutterschutz, Betriebsverfassung, Personalvertretung, Mitbestimmung, Lastenausgleich der verschiedenen Sozialversicherungen, Sozialhilfe, Arbeitsförderung und -beschaffung, Vermögensbildung u. a.

L A N D E S N A T U R · B E V Ö L K E R U N G

Landesnatur:

Deutschland hat eine maximale Ausdehnung von 876 km von Nord nach Süd (vom Norddeutschen Tiefland über die Mittelgebirgsschwelle und das Alpenvorland bis zu den Alpen) und 640 km von Ost nach West. Norddeutsches Tiefland: Die Nordseeküste, die größtenteils bedeicht ist, wird im Unterschied zur Ostseeküste von den im Gezeitenrhythmus täglich zweimal trockenfallenden Watten begleitet. Das Norddeutsche Tiefland, das in der Niederrheinischen und der Westfälischen Bucht sowie in der Leipziger Tieflandsbucht weit nach Süden reicht, ist in Westdeutschland durch Marschen, Geestplatten (Altmoränen), flache Sanderflächen und feuchte Niederungen sowie die Jungmoränenzone im östlichen Schleswig-Holstein (mit der seenreichen Holsteinischen Schweiz) charakterisiert. Eine besonders ausgedehnte Geestlandschaft, durchzogen von den Endmoränenwällen des Südlichen Landrückens, ist die Lüneburger Heide zwischen den Urstromtälern von Elbe und Aller. Das Norddeutsche Tiefland setzt sich in Ostdeutschland fort. Zur Jungmoränenzone, die bis zum südlich von Berlin verlaufenden Glogau-Baruther Urstromtal reicht, gehören die welligen, von Talzügen (mit Seen) unterbrochenen Platten im nördlichen Mecklenburg-Vorpommern, die Mecklenburgische Seenplatte, die Uckermark, die Prignitz und die Platten in Brandenburg (u. a. Ländchen Bellin, Rhinow, Barnim), außerdem die Märkische Schweiz. Im Süden des Norddeutschen Tieflands finden sich die Dübener, Dahlener und Annaburger Heide sowie das Oberlausitzer Heideland. Zu den Niederungen gehören das Rhinluch und das Oderbruch, das Havelländische Luch, der Spreewald sowie als größtes deutsches Auenwaldgebiet das UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. Die fruchtbare, aus Lössaufwehungen bestehende Bördenzone, die den nördlichen Fuß der Mittelgebirge begleitet, umfasst u. a. die Jülicher und Zülpicher Börde, die Soester Börde, die Magdeburger Börde, die Südseite der Dresdner Elbtalweitung sowie das Lausitzer Gefilde mit der Kamenzer Pflege.

Mittelgebirgsschwelle: Die Mittelgebirgsschwelle gliedert sich nördlich von Saar-Nahe-Bergland und Main in Rheinisches Schiefergebirge (linksrheinisch: Eifel und Hunsrück, rechtsrheinisch: Siebengebirge, Bergisches Land, Sauerland, Rothaargebirge, Westerwald und Taunus), Teutoburger Wald, Egge, Weserbergland, Harz mit dem Brocken (1 141 m über dem Meeresspiegel), Hessisches Bergland und Vogelsberg, Thüringer Becken, Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge, Rhön, Grabfeld, Vogtland, Elster- und Erzgebirge, Elbsandsteingebirge mit dem Nationalpark Sächsische Schweiz sowie Lausitzer Bergland und Zittauer Gebirge. Weiter im Süden folgen Spessart, Frankenwald und Fichtelgebirge. Im südwestlichen Deutschland wird das 30–50 km breite Oberrheinische Tiefland (zwischen Basel und Mainz/Bingen) von Pfälzer Wald und Saar-Nahe-Bergland (im Westen) sowie (im Osten) von Odenwald und Schwarzwald (Feldberg 1 493 m über dem Meeresspiegel) flankiert, zum Teil von Lössbändern gesäumt, sowie (im Süden) vom vulkanischen Kaiserstuhl durchbrochen. Jenseits von Schwarzwald und Odenwald entfaltet sich aus schmaler Wurzel am Hochrhein das von den verkarsteten Juraflächen der Schwäbischen und Fränkischen Alb umrahmte Schwäbisch-Fränkische Schichtstufenland (mit fruchtbaren Gäulandschaften) wie ein Fächer nach Nordosten bis zur Donau und an den Fuß von Thüringer Wald, Oberpfälzer Wald und Bayerischem Wald.

Alpenvorland: Das bis an die Donau reichende Alpenvorland, eine von Tertiärsedimenten erfüllte Alpenrandsenke, ähnelt wegen der verbreiteten Überdeckung mit eiszeitlichen Ablagerungen in manchen Zügen dem Norddeutschen Tiefland; doch liegt es viel höher (400–800 m über dem Meeresspiegel). Vor dem Alpenrand umschließen die Endmoränenkränze der würmeiszeitlichen (letzte pleistozäne Eis- oder Kaltzeit des alpinen Vereisungsgebiets) Alpengletscher das Jungmoränenhügelland mit vielen Seen: Bodensee, Ammer-, Starnberger, Kochel-, Tegern-, Schlier- und Chiemsee. Dem ausgedehnten Altmoränengebiet (Iller-Lech-Platte, Münchener Ebene) ist im Nordosten das von der unteren Isar durchschnittene, zum Teil lössbedeckte Tertiärhügelland vorgelagert, dessen fruchtbarster Teil der Dungau unterhalb von Regensburg ist. – Der deutsche Alpenanteil besteht vorwiegend aus den schwäbisch-oberbayerischen Vor- oder Randalpen, die sich von den waldreichen, mehr rundlichen Flyschvorbergen zu immer höheren, vereinzelt schon über 2 000 m hohen Ketten der Kalkvoralpen staffeln und mit einzelnen felsigen Gipfeln über die Waldgrenze aufragen (Ammergebirge, Wendelstein, Chiemgauer Alpen). Mehrfach verläuft die Staatsgrenze auch in den Nördlichen Kalkalpen: in den Allgäuer Alpen, im Wetterstein- (Zugspitze 2 962 m über dem Meeresspiegel) und Karwendelgebirge sowie in den Berchtesgadener Alpen. Der Nationalpark Berchtesgaden, in dessen Zentrum der Königssee liegt, reicht bis an die österreichische Grenze. – Der größte Teil des Landes wird von den Stromsystemen von Rhein, Weser und Elbe zur Nordsee entwässert, ein kleiner Teil von der Donau zum Schwarzen Meer.

Klima: Deutschland liegt in der gemäßigten Klimazone und nimmt eine Mittellage ein zwischen dem maritimen Klima Westeuropas und dem Kontinentalklima Osteuropas. Der Unterschied zwischen Norden und Süden wird durch die Höhenlage der südlichen Landesteile abgeschwächt. Westliche Winde bringen genügend Feuchtigkeit vom Ozean, Niederschläge fallen zu allen Jahreszeiten. Die Temperaturen verzeichnen ein Maximum im Juli und ein Minimum im Januar. Lokale Abweichungen im Temperaturverlauf und in der Niederschlagshöhe sind häufig. So haben die Westseiten der Gebirge höhere Niederschlagsmengen als die Ostseiten; im Schutz von Gebirgen liegen Wärmeinseln (z. B. das Oberrheinische Tiefland).

Pflanzenwelt: Deutschland liegt in der mitteleuropäischen Zone der sommergrünen Laubwälder. Im Nordwesten herrschen, abgesehen von den Hochmooren, Eichen-Birken-Wälder vor. Auf sandigen Böden des Norddeutschen Tieflands dominiert ein Kiefern-Eichen-Wald; von Menschen zerstörte Waldgebiete werden heute weitgehend von Heidegebieten eingenommen (Lüneburger Heide). Die Waldgebiete der Mittelgebirge zeigen eine starke Artendifferenzierung. Nach oben folgen auf Buchenwälder Mischwälder (v. a. Buchen und Fichten). Die Kammlagen, vereinzelt mit Hochmoorbildung, sind vielfach waldfrei. Zum Typ der Bergmischwälder zählt die Vegetation des von zahlreichen Mooren durchsetzten Alpenvorlandes; auf Kalkschottern findet sich hier auch die Kiefer. Die Mischwälder setzen sich in den Nördlichen Kalkalpen fort mit Buche, Bergahorn und Fichte, die bis zur natürlichen Waldgrenze in etwa 1 800 m Höhe immer mehr in den Vordergrund tritt. Über dem Krummholzgürtel folgt die Zwergstrauchstufe, darüber alpine Matten.

Tierwelt: Der ursprüngliche Bestand ist nur noch in Resten erhalten. Viele Großtierarten sind ausgerottet (Auerochse). Elch und Adler sind auf wenige Individuen, der Uhu auf einige Populationen beschränkt oder werden nur in Naturschutzgebieten gehegt. Gämsen wurden im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb, Muffelwild in vielen Gegenden erfolgreich angesiedelt. Jagdbar sind u. a. Hirsch, Reh, Wildschwein und Feldhase. Sehr vielfältig ist die Vogelwelt; zahlreiche Kulturflüchter wurden durch Kulturfolger ersetzt. Der einst durch die Verschmutzung der Gewässer stark zurückgegangene Fischbestand konnte sich durch die Gesundung der Gewässer in jüngster Zeit wieder erholen.

Bevölkerung:

Bevölkerungsentwicklung: In Deutschland lebten bis 1945 fast ausschließlich Deutsche; geringe Minderheiten bildeten Polen, Dänen und Sorben. Das kontinuierliche Wachstum der Bevölkerung in den westlichen Bundesländern war nach dem Zweiten Weltkrieg neben einem anfänglichen Geburtenüberschuss v. a. auf Zuzug von außen zurückzuführen. Bis 1953 kamen etwa 10,6 Mio. Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und den angrenzenden Staaten Ost- und Südosteuropas. Die Bevölkerungsentwicklung verlief im geteilten Deutschland recht unterschiedlich. Bis 1961 war im Westen die Zuwanderung aus der DDR maßgeblich am Wachstum beteiligt. Seit den 60er-Jahren spielte die konjunkturbedingte Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte die größte Rolle; die Bevölkerung verzeichnete seit 1972 sogar einen Überschuss der Sterbefälle.

Auf dem Gebiet der DDR nahm die Bevölkerung nach Kriegsende infolge des Flüchtlingszustroms und der Umsiedlung aus dem Osten zunächst zu, dann aber bis in die 2. Hälfte der 70er-Jahre ständig ab. Dazu trugen die starke Abwanderung von Arbeitskräften in die Bundesrepublik Deutschland bis 1961 sowie ein hoher Frauenüberschuss als Folge des Krieges bei. Nach der Wende von 1989 verließen erneut sehr viele Menschen v. a. im arbeitsfähigen Alter die ostdeutschen Landesteile; insgesamt wanderten 1961–88 knapp 900 000, 1989–2001 2,5 Mio. Bewohner aus Ostdeutschland in die alten Bundesländer ab.

Ende 2003 lebten 7,3 Mio. Ausländer in Deutschland, das sind 8,9 % der Gesamtbevölkerung. Davon waren 25,6 % Türken, 7,7 % Menschen aus Jugoslawien (Serbien und Montenegro), 8,2 % Italiener, 4,8 % Griechen, 4,5 % Polen sowie 28,2 % Ausländer aus anderen europäischen Ländern, 12,4 % aus Asien, 4,2 % aus Afrika und 4,2 % sonstiger Herkunft. Der Ausländeranteil ist in den neuen Ländern wesentlich geringer als in den alten. 66 % aller Ausländer wohnen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. 1990–2003 suchten etwa 2,17 Mio. Menschen Asyl in Deutschland. Von den Anträgen wurden 2003 1,6 % anerkannt. Die Zahl der aus dem östlichen Ausland nach Deutschland übergesiedelten Deutschen ist in den 1990er-Jahren stark gesunken (1991: 222 000, 2004: 49 800; Russlanddeutsche).

Bevölkerungszahl: Die Bevölkerungszahl steigt nur durch Zuwanderungsüberschuss oder den Wechsel der Staatsangehörigkeit. Die Geburtenrate war in den 70er-Jahren eine der niedrigsten aller europäischen Länder, z. B. 1978 mit 0,94 % (ausländischer Bevölkerungsteil: 1,87 %, deutscher Bevölkerungsteil: 0,87 %). 1980 stieg die Geburtenrate erstmals seit 1972 wieder über 1 %, nach Anstieg (1996/97) sinkt sie erneut. Der Anteil der weiblichen Bevölkerung beläuft sich (Ende 2002) auf 51,1 %. Von den (2003) 38,9 Mio. Privathaushalten sind 37,0 % Einpersonenhaushalte. Ende 2002 waren 15,0 % der Bevölkerung unter 15 Jahre alt, 67,5 % 15 bis unter 65 Jahre alt, 17,5 % 65 Jahre und älter. Prognosen sagen eine zunehmende Überalterung der Bevölkerung voraus. Die Lebenserwartung (1999/2001) der männlichen Neugeborenen liegt in Deutschland bei 75,1 Jahren, die der weiblichen Neugeborenen in Deutschland bei 81,1 Jahren.

Bevölkerungsverteilung: Die Bevölkerungsverteilung ist recht unterschiedlich, v. a. bedingt durch das seit rund 100 Jahren anhaltende Wachstum der wirtschaftlichen und städtischen Ballungsgebiete. Der älteste Ballungsraum ist das Ruhrgebiet; weitere Räume der Bevölkerungskonzentration sind das Rhein-Neckar-Gebiet, das Rhein-Main-Gebiet, das Saarland, Hannover, München und Nürnberg/Fürth. Im stark industrialisierten Süden der neuen Bundesländer ragen drei Verdichtungsräume heraus: Halle-Leipzig, Chemnitz-Zwickau und der Raum Dresden. Unter den Städten haben nach dem Zweiten Weltkrieg v. a. die Großstädte ein überdurchschnittliches Wachstum erfahren; erst in der jüngsten Gegenwart sind hier fast ausnahmslos Bevölkerungsverluste zu verzeichnen, in erster Linie verursacht durch Abwanderung in die Stadtrandgebiete.

Nationale Minderheiten: Nachdem Deutschland im Mai 1995 das Europaratsabkommen zum Schutz nationaler Minderheiten unterzeichnet hat, sind vier Volksgruppen (zusammen etwa 190 000 Menschen) als nationale Minderheiten anerkannt: die Sinti und Roma, die Dänen in Südschleswig, die Lausitzer Sorben und die deutschen Friesen.

Religion: Das GG verpflichtet den Staat zu Toleranz, Neutralität und Parität gegenüber allen Religionen und Religionsgesellschaften, garantiert unter dem Vorbehalt der allgemeinen Staatsgesetze die Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit und die Kultusfreiheit und ermöglicht den Religionsgesellschaften bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen den Rechtsstatus öffentlich-rechtlicher Körperschaften. – Gegenwärtig (Ende 2005) zählen die katholische Kirche rund 25,87 Mio., die Gliedkirchen der EKD rund 25,38 Mio. Mitglieder; rund 500 000 evangelische Christen gehören Freikirchen an, rund 1,1 Mio. orthodoxe Christen verschiedenen Ostkirchen. – Die größte nichtchristliche Religionsgemeinschaft bilden die über 3,2 Mio. Muslime (mehrheitlich türkischer Herkunft) – über 320 000 in Moscheevereinen oder anderen islamischen Vereinigungen organisiert. Die durch den Zentralrat der Juden in Deutschland repräsentierten jüdischen Kultusgemeinden zählen rund 105 000 Mitglieder (2004). Von den rund 200 buddhistischen Zentren und Meditationsgruppen haben sich etwa ein Viertel im Dachverband der Deutschen Buddhistischen Union – Buddhistische Religionsgemeinschaft (DBU; gegründet 1955) zusammengeschlossen. Der von in Deutschland lebenden Tamilen in Hamm errichtete hinduistische Tempel (eingeweiht 2002) ist der größte Hindu-Tempel Kontinentaleuropas. Etwa 800 000 Menschen werden – in unterschiedlicher Bindung – religiösen Sondergemeinschaften, Weltanschauungsgemeinschaften und sogenannten Psychogruppen beziehungsweise deren Umfeld zugerechnet.

Bildung: Das Bildungswesen unterliegt der Kulturhoheit der Länder. Es besteht allgemeine Schulpflicht im Alter von 6 bis 18 Jahren. An den Besuch der vierjährigen (in Berlin und Brandenburg sechsjährigen) Grundschule schließen sich differenzierte Bildungsgänge an. Die Sekundarstufe I umfasst Hauptschule (5./7.–9./10. Schuljahr), Realschule (5./7.–10. Schuljahr) und Gymnasium (5./7.–10. Schuljahr). In fast allen Ländern sind (integrierte beziehungsweise kooperative) Gesamtschulen eingerichtet. In mehreren Ländern tragen die Schulformen der Sekundarstufe I länderspezifische Bezeichnungen, in denen die traditionellen Bildungsgänge der Haupt- und Realschule organisatorisch zusammengefasst werden. Für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf existieren entsprechend den Behinderungsarten unterschiedliche Typen von Sonder-/Förderschulen. Nach erfolgreichem Abschluss der Sekundarstufe I erfolgt der Übergang in die Sekundarstufe II mit den Schulformen Gymnasium (Klasse 11–12/13 umfassend), Berufsschule, Berufsfachschule, Fachoberschule, Fachschule; in einzelnen Ländern auch berufliches Gymnasium/Fachgymnasium, Berufsoberschule, Berufskolleg, Fachakademie. – Es bestehen 373 Hochschulen (Universitäten, Kunst- und Musikhochschulen, Fachhochschulen, Berufsakademien). Die ältesten Universitäten beziehungsweise die Universitäten mit den ältesten geschichtlichen Wurzeln sind Erfurt (gegründet 1378, wieder gegründet 1994), Heidelberg (1386), Köln (1388), Würzburg (Erstgründung 1402, Wiedergründung 1582), Leipzig (1409) und Rostock (1419).

W I R T S C H A F T · V E R K E H R

Landwirtschaft:

Deutschland gehört zu den hoch entwickelten Industriestaaten der Erde; das Bruttonationaleinkommen (BNE) beträgt (2003) 2 118,2 Mrd. € (BNE pro Kopf: 25 700 €). Im internationalen Vergleich lag Deutschland mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner von (2002) 24 100 US-$ an 11. Stelle, nach der Wirtschaftskraft des gesamten Landes, gemessen am BIP, mit (2003) 2 712,7 Mrd. US-$ nach den USA und Japan an 3. Stelle der OECD-Staaten. Die am 3. 10. 1990 vollzogene Wiedervereinigung führte zwei Staaten zusammen, die mehr als 40 Jahre lang wirtschaftlich und politisch getrennt waren. Mit der Schaffung der Währungs-, Wirtschafts und Sozialunion am 1. 7. 1990 wurde die DDR aus dem planwirtschaftlichen System herausgeführt und in das System der sozialen Marktwirtschaft integriert. Mit der Umstrukturierung der Rechtsordnung (auf der Basis des GG) sowie der Wirtschafts- und Sozialordnung (auf der Basis der sozialen Marktwirtschaft) in Ostdeutschland ergaben sich – trotz zahlreicher Bemühungen um einen sozial verträglichen Ablauf dieses Prozesses – schwerwiegende Probleme, insbesondere eine stark anwachsende Arbeitslosigkeit infolge Umstellung oder Liquidation von Betrieben in Industrie und Landwirtschaft (Treuhandanstalt). Weitere Schwierigkeiten erwuchsen aus ungeklärten Eigentumsfragen auch in Verbindung mit dem Grundsatz »Rückgabe vor Entschädigung« und verzögerten oder verhinderten private Investitionen. Durch den Zusammenbruch der Märkte im Ostblock (Auflösung des RGW Mitte 1991) verlor die ostdeutsche Industrie ihre traditionellen Abnehmer, denn mit den RGW-Staaten hatte sie zwei Drittel ihres Außenhandels abgewickelt.

In der Wirtschaftsstruktur und der wirtschaftlichen Entwicklung bestehen auch 16 Jahre nach der deutschen Vereinigung noch immer deutliche Unterschiede zwischen dem früheren Bundesgebiet und den neuen Bundesländern. Eines der Hauptprobleme ist die Arbeitslosigkeit. Sie betrug im Jahresdurchschnitt 2003 9,9 % (alte Bundesländer 8,4 %, neue Bundesländer 18,5 %).

In Deutschland sind mit (2003) 895 000 Personen nur noch 2,5 % aller Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt; die Zahl der Beschäftigten in der ostdeutschen Landwirtschaft hat sich 1995–2003 um 14,2 % (von 236 000 auf 202 000) verringert (im Vergleich zu 1989 um über 80 %). Die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe in Westdeutschland und Ostdeutschland ist sehr unterschiedlich. Während es (2001) im früheren Bundesgebiet 418 241 Betriebe mit einer landwirtschaftlichen Fläche von 11,5 Mio. ha gibt, existieren in den neuen Bundesländern lediglich 30 695 Betriebe, jedoch mit einer Fläche von 5,6 Mio. ha. Die Ursache liegt darin, dass im alten Bundesgebiet die bäuerlichen Familienbetriebe vorherrschen, während in der DDR die einzelbäuerliche Landwirtschaft mit der Zwangskollektivierung 1952–60 weitgehend zerschlagen worden war. Die danach eingeführten staatlichen oder genossenschaftlichen Großbetriebe bewirtschafteten in der Regel mehrere Tausend Hektar und waren entweder auf Pflanzen- oder auf Tierproduktion spezialisiert. Die Umstrukturierung der Landwirtschaft in den neuen Ländern verlief nach der Wiedervereinigung nicht immer reibungslos. Differenziert nach Kulturarten verteilt sich (2001) die genutzte landwirtschaftliche Fläche von 17,04 Mio. ha wie folgt: 69,3 % Ackerland, 29,4 % Dauergrünland sowie 0,6 % Rebland, 0,4 % Obstanlagen, 0,3 % sonstige Flächen. Die Anbaustrukturen in Westdeutschland und Ostdeutschland unterscheiden sich nur geringfügig. Hauptanbauprodukte sind Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Raps und Körnermais. Bei den Hackfrüchten überwiegen Kartoffeln und Zuckerrüben. Silomais und Runkelrüben dominieren bei den Futterpflanzen. Im Bereich der Sonderkulturen hat Deutschland nur im Hopfenanbau Weltgeltung: Mit rund einem Viertel der Welterzeugung ist Deutschland hinter den USA der zweitgrößte Hopfenproduzent der Erde. Die Weinproduktion findet mit Ausnahme einiger kleiner Anbaugebiete in Sachsen und Sachsen-Anhalt fast ausschließlich im westlichen Bundesgebiet statt (deutsche Weine).

Einen Schwerpunkt der Landwirtschaft bildet die Erzeugung hochwertiger tierischer Veredelungsprodukte. Unter den EU-Staaten stand Deutschland in der Milchproduktion an 1. Stelle und bei der Fleischproduktion an 2. Stelle hinter Frankreich. Erzeugt werden Milch, Butter, Käse und Quark sowie Schweine- und Rindfleisch. Deutschland besitzt die größten Schweinebestände (2004: 25,7 Mio.) und nach Frankreich den zweitgrößten Rinderbestand (13,2 Mio., darunter 4,3 Mio. Milchkühe) in der EU. Wegen der Erkrankungen an BSE und Maul- und Klauenseuche kam es zu Beginn des Jahres 2000 zu Massentötungen von Rindern und Schweinen. 89 % des Nahrungsmittelbedarfs können in Deutschland aus heimischer Produktion gedeckt werden.

Forstwirtschaft: Die Waldfläche, (2001) 105 314 km2, beträgt 29 % der Gesamtfläche; davon werden etwa 60 % forstwirtschaftlich genutzt. Zwei Drittel sind Nadelwälder (v. a. Fichten und Kiefern) und ein Drittel Laubwälder (v. a. Buchen). 2001 wiesen 36 % der Wälder keine Schäden auf, 42 % waren schwach und 22 % stark geschädigt.

Fischerei: Wichtigstes deutsches Fanggebiet (nach Fangmengen) ist die Nordsee, gefolgt von den westbritischen Gewässern und der Ostsee. Die Fangmenge der Fischerei liegt bei (2003) 225 000 t. Der Hochseefang wird überwiegend in Cuxhaven und Bremerhaven angelandet. Rostock hat seine Bedeutung als Fischereihafen für die stark verringerte ostdeutsche Fangflotte weitgehend verloren.

Bergbau: Deutschland zählt auch nach der Wiedervereinigung zu den rohstoffarmen Ländern. Von Bedeutung sind lediglich die Lagerstätten von Braunkohle, Steinkohle und Salz. Deutschland verfügt nach Russland und den USA über die drittgrößten wirtschaftlich nutzbaren Braunkohlelager der Erde; die größten Vorkommen befinden sich in der Niederrheinischen Bucht und in der Leipziger Tieflandsbucht sowie in der Niederlausitz. Die Steinkohlevorkommen befinden sich im Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet, im Aachener Raum und im Saarrevier. Die Förderung von Steinkohle ist stark rückläufig. Weitere Bodenschätze sind die Steinsalzlager in Niedersachsen und in Bayern, die Kalisalze in Niedersachsen, in Hessen und Thüringen und in Südbaden, die Erdöllagerstätten in Nordwestdeutschland, die Erdgasvorkommen im Norddeutschen Tiefland, in Sachsen-Anhalt, im Oberrheinischen Tiefland und im bayerischen Alpenvorland. Die Förderung von Kupfer-, Eisen- und Uranerzen wurde Anfang der 1990er-Jahre völlig eingestellt.

Energiewirtschaft: Beim Primärenergieverbrauch ist Deutschland zu 73 % auf Einfuhren angewiesen. Der Gesamtenergieverbrauch liegt (2001) bei 494,8 Mio. t Steinkohleeinheiten (SKE). Wichtigster Primärenergieträger ist Erdöl, gefolgt von Kohle (Stein- und Braunkohle). An dritter Stelle steht Erdgas, das weiterhin an Bedeutung gewinnt. Die Nutzung der Kernenergie ist seit 1997 rückläufig. Am 26. 4. 2002 trat das Gesetz zur geordneten Beendigung der Kernenergienutzung in Kraft (Atomausstieg). Bis in die 20er-Jahre des 21. Jahrhunderts sollen alle deutschen Kernkraftwerke schrittweise stillgelegt werden. An der Elektrizitätserzeugung von (2001) 570 Mrd. kWh ist der Energieträger Kernkraft noch mit 30,0 % beteiligt, gefolgt von Braunkohle (27,4 %), Steinkohle (24,0 %) und Erdgas (8,9 %). 2001 waren 19 Kernkraftwerke mit einer Kapazität von 21 283 MW Nettoleistung in Betrieb. In den neuen Bundesländern wird Elektrizität v. a. aus Braunkohle (2001: annähernd 75 %) erzeugt. Wasserkraft ist in Deutschland mit knapp 4 %, erneuerbare Energien sind mit etwa 2 % beteiligt.

Industrie: In den westlichen Bundesländern weist die regionale wie auch die sektorale Entwicklung in der Industrie erhebliche Unterschiede auf. Zunächst wurden die traditionellen Zentren des Bergbaus und der Schwerindustrie, das Ruhrgebiet, das Saarland und der Raum Hannover-Braunschweig-Salzgitter-Peine, sowie die Handelszentren Hamburg und Bremen begünstigt. Seit den 1960er-Jahren entwickelten sich dagegen die Verdichtungsräume Rhein-Main, Rhein-Neckar, München, Nürnberg-Erlangen und Stuttgart als Standorte zumeist wachstumsstarker Industriezweige (Chemie, Pharma, Medizintechnik, Elektrotechnik, Elektronik, Maschinen, Straßenfahrzeugbau) deutlich schneller als die übrigen Teilräume, die norddeutschen Küstenländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen (ausgenommen die Agglomerationen Hannover, Hamburg, Bremen) ebenso wie Nordrhein-Westfalen nur noch unterdurchschnittlich.

Auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR war die Industrie der wichtigste Wirtschaftszweig. Die wirtschaftliche Umstrukturierung seit 1989/90 verstärkte den Verlust industrieller Arbeitsplätze, der durch die neu geschaffenen Stellen v. a. im Tertiärsektor nicht ausgeglichen werden konnte. Zwischen 1990 und 1994 sind in den Industrieregionen der ehemaligen DDR rund 2 Mio. Arbeitsplätze verloren gegangen. Die großräumigen Industrieregionen Halle-Leipzig (Braunkohlenförderung und -verarbeitung, Energiewirtschaft, chemische Industrie, Maschinenbau), Chemnitz-Zwickau (Maschinen-, Fahrzeugbau, elektrotechnische, elektronische Industrie, Gerätebau, Textilindustrie), oberes Elbtal von Meißen über Dresden bis Pirna (elektrotechnische, elektronische Industrie, Maschinenbau, chemische, Metall verarbeitende, pharmazeutische Industrie), Teile der Niederlausitz (Braunkohlenförderung, Energiewirtschaft) existieren heute nur noch als modernisierte Einzelstandorte. Auch die Wirtschaftsstruktur anderer Industriestädte mit ehemals überregionaler Bedeutung wie z. B. Magdeburg, Suhl, Rostock und Riesa hat sich stark verändert. Moderne Industriestandorte sind z. B. Eisenach (Fahrzeugbau), Jena (optische, elektronische Industrie, wissenschaftlicher Gerätebau, Arzneimittelherstellung), Dresden (Maschinen-, Fahrzeugbau, elektrotechnische, elektronische, pharmazeutische Industrie), Zwickau (Fahrzeugbau) und Leipzig (Maschinen-, Fahrzeugbau).

Dienstleistungssektor:Im Dienstleistungssektor sind heute 64,2 % aller Erwerbstätigen beschäftigt; sein Beitrag zur Bruttowertschöpfung liegt bei 68,7 % (2000). Im Wirtschaftszweig Tourismus arbeiten etwa 8 % der Gesamtbeschäftigten. Deutschland mit seinen vielfältigen Landschaften ist für den nationalen und internationalen Fremdenverkehr ein beliebtes Reiseland (2004: 45,4 Mio. Auslandsgäste-Übernachtungen).

Außenhandel: Mit einem Anteil von (2000) 8,7 % (Ausfuhr) beziehungsweise 7,6 % (Einfuhr) am Welthandel liegt Deutschland hinter den USA an zweiter Stelle. Dem schon traditionellen Defizit der Dienstleistungs- und Übertragungsbilanz steht ein positiver Saldo der Handelsbilanz gegenüber. Sowohl bei den Importen als auch Exporten dominieren die industriellen Produkte (Straßenfahrzeuge, Maschinen, chemische und elektrotechnische Erzeugnisse). Haupthandelspartner: Frankreich, Italien, die Niederlande, Großbritannien und die USA.

Verkehr:

Verkehr: Im Gütertransport überwog 2001 mit 2,88 Mrd. t der Straßengüterverkehr, gefolgt vom Eisenbahn- (288,2 Mio. t), Binnenschifffahrts- (236,1 Mio. t) und Seeverkehr (242,2 Mio. t). Auch beim öffentlichen Personenverkehr überwiegt der Straßenverkehr. Durch Neubauten v. a. im Zuge der Verwirklichung der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit wurde das Straßennetz des überörtlichen Verkehrs bis 2002 auf 11 800 km Bundesautobahnen, 41 200 km Bundesstraßen, 86 800 km Landesstraßen und 91 000 km Kreisstraßen erweitert. Hinzu kommen die Gemeindestraßen. 2004 waren 45,0 Mio. Pkw registriert; auf 1 000 Einwohner kamen 546 Pkw. Das Schienennetz der Deutschen Bahn AG beträgt – nach Verringerungen in den letzten Jahren – (2003) 36 054 km. Seit 1998 werden im verstärkten Maße nun auch besonders in den neuen Bundesländern unrentable Strecken stillgelegt. Seit 1991 wird das Intercity-(ICE-)Netz ausgebaut. 2002 wurde die Neubaustrecke Köln–Frankfurt am Main für den ICE 3 in Betrieb genommen. Durch die Binnenschifffahrt werden v. a. Sand und Kies sowie Heizöl und Kraftstoffe befördert. Das Netz der befahrenen Binnenwasserstraßen ist (2003) 7 472 km lang. Größter Binnenhafen mit einem Güterumschlag von (2003) 46,0 Mio. t ist mit Abstand Duisburg; wichtigste Binnenwasserstraße ist der Rhein. Der Bestand an Handelsschiffen nimmt weiterhin ab; 2003 fuhren nur noch 482 Schiffe (davon 33 Tanker und 122 Schiffe für die Personenbeförderung) mit einer Tonnage von 6,1 Mio. BRZ unter deutscher Flagge. Größter deutscher Seehafen ist Hamburg mit einem Güterumschlag von (2003) 93,6 Mio. t, gefolgt von Bremische Häfen (42,5 Mio. t), Wilhelmshaven (39,4 Mio. t), Lübeck (17,8 Mio. t) und Rostock (16,7 Mio. t). Der Luftverkehr wird v. a. von der »Deutschen Lufthansa AG« bestritten; die größten Flughäfen sind Frankfurt am Main, München, Düsseldorf, Berlin-Tegel, Hamburg, Stuttgart, Köln/Bonn und Hannover.

G E S C H I C H T E

deutsche Geschichte. Über die früheren deutschen Kolonien Schutzgebiete. Zur Frage der Nation deutsche Nation.

Bevölkerungsentwicklung in Deutschland1) (in Mio.)
JahrinsgesamtGebiet – alte BundesländerGebiet – neue Bundesländer
193959,743,016,7
194664,946,217,3
195068,450,818,4
195570,352,417,9
196072,72)55,417,2
196575,658,617,0
197077,72)60,717,1
197578,72)61,816,8
198078,261,516,7
198577,661,016,6
199079,463,316,1
199581,766,215,5
199882,066,715,3
199982,166,815,3
200082,267,015,2
200182,467,415,0
1)Jahresdurchschnitt.2)Abweichung durch Rundung.

Arbeit und Soziales:

Bundesämter (B), Bundesanstalten (BA), Bundesforschungsanstalten (BFA), Bundesinstitute (BI) oder Einrichtungen mit ähnlichem Status in der Bundesrepublik Deutschland (Auswahl; geordnet nach den Geschäftsbereichen der Bundesministerien)
Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg
BA für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund und Berlin
Bundesversicherungsamt, Bonn
Auswärtiges:
Deutsches Archäologisches Institut, Berlin (Zentraldirektion)
Bildung und Forschung:
BI für Berufsbildung, Bonn
Deutsches Historisches Institut: jeweils 1 in London, Moskau, Paris, Rom, Warschau, Washington D. C.
Kunsthistorisches Institut, Florenz
Biologische Anstalt Helgoland, Hamburg
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz:
B für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Braunschweig
BA für Landwirtschaft und Ernährung, Frankfurt am Main
Bundessortenamt, Hannover
BFA für Landwirtschaft, Braunschweig
Biologische BA für Land- und Forstwirtschaft, Berlin und Braunschweig
BA für Milchforschung, Kiel
BFA für Fischerei, Hamburg
BA für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung, Detmold und Münster
BFA für Viruskrankheiten der Tiere, Insel Riems
BA für Fleischforschung, Kulmbach
BFA für Ernährung, Karlsruhe
BA für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen, Quedlinburg
Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
B für den Zivildienst, Köln
Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, Bonn
Finanzen:
Bundesmonopolverwaltung für Branntwein/Bundesmonopolamt, Offenbach am Main
Bundeswertpapierverwaltung, Bad Homburg v. d. Höhe
B für Finanzen, Bonn
BA für Finanzdienstleistungsaufsicht, Bonn und Frankfurt am Main
Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder, Karlsruhe
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt am Main
B für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin
BA für Post- und Telekommunikation Deutsche Bundespost, Bonn
Gesundheit:
B für Sera und Impfstoffe - Paul-Ehrlich-Institut, Langen
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
BI für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bonn
Inneres:
Statistisches Bundesamt, Wiesbaden
Bundesverwaltungsamt, Köln
Bundesarchiv, Koblenz
Institut für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt am Main
Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn
BI für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Köln
BI für Sportwissenschaft, Köln
B für Migration und Flüchtlinge, Nürnberg
B für Verfassungsschutz, Köln
Bundeskriminalamt, Wiesbaden
Akademie für Notfallplanung und Zivilschutz, Bad Neuenahr-Ahrweiler
Bundesausgleichsamt, Bad Homburg v. d. Höhe
BI für Bevölkerungsforschung, Wiesbaden
BI für Sicherheit in der Informationstechnik, Bonn
Justiz:
Deutsches Patent- und Markenamt, München
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:
Umweltbundesamt, Dessau
B für Naturschutz, Bonn
B für Strahlenschutz, Salzgitter
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:
B für Bauwesen und Raumordnung, Bonn
Kraftfahrt-B, Flensburg
B für Seeschifffahrt und Hydrographie, Hamburg und Rostock
Luftfahrt-B, Braunschweig
BA für Straßenwesen, Bergisch-Gladbach
BA für Gewässerkunde, Koblenz
BA für Wasserbau, Karlsruhe
Bundesoberseeamt, Hamburg
Eisenbahn-B, Bonn
Bundeseisenbahnvermögen, Bonn
Deutscher Wetterdienst, Offenbach am Main
B für den Güterverkehr, Köln
Verteidigung:
B für Wehrtechnik und Beschaffung, Koblenz
B für Wehrverwaltung, Bonn
Bundessprachenamt, Hürth
Militärgeschichtliches Forschungsamt, Potsdam
Wirtschaft und Technologie:
Physikalisch-Technische BA, Braunschweig
B für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Eschborn
Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln
Bundeskartellamt, Bonn
BA für Materialforschung und -prüfung, Berlin
BA für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover
Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahn, Bonn
Deutschland: Bevölkerungsreichste Städte (Einwohner in 1 000; 31. 12. 2001)
Berlin3 388,4
Hamburg1 726,4
München1 228,0
Köln967,9
Frankfurt am Main641,1
Essen591,9
Dortmund589,2
Stuttgart587,2
Düsseldorf570,8
Bremen541,0
Hannover516,4
Duisburg512,0
Leipzig493,1
Nürnberg491,3
Dresden478,6
Bochum391,1
Wuppertal364,8
Bielefeld323,4
Mannheim308,4
Bonn306,0
Karlsruhe279,6
Gelsenkirchen276,7
Wiesbaden271,1
Münster267,2
Mönchengladbach263,0
Augsburg257,8
Chemnitz255,8
Aachen245,8
Braunschweig245,5
Halle (Saale)243,0
Krefeld239,6
Kiel232,2
Magdeburg229,8
Oberhausen221,6
Lübeck213,5
Freiburg im Breisgau208,3
Hagen202,1
Erfurt200,1

Deutschland

Deutschland: Staatliche Gliederung (31. 12. 2003)
BundeslandFläche (in km2)Einwohner (in 1 000)Einwohner (je km2)Hauptstadt
Baden-Württemberg35 75210 692,6299Stuttgart
Bayern70 54912 423,4176München
Berlin8923 388,53 799
Brandenburg29 4772 574,587Potsdam
Bremen404663,11 641
Hamburg7551 734,12 297
Hessen21 1156 089,4288Wiesbaden
Mecklenburg-Vorpommern23 1741 732,275Schwerin
Niedersachsen47 6187 993,4168Hannover
Nordrhein-Westfalen34 08418 079,7530Düsseldorf
Rheinland-Pfalz19 8474 058,7204Mainz
Saarland2 5691 061,4413Saarbrücken
Sachsen18 4144 321,4235Dresden
Sachsen-Anhalt20 4452 522,9123Magdeburg
Schleswig-Holstein15 7632 823,2179Kiel
Thüringen16 1722 373,2147Erfurt
357 030*)82 531,7231Berlin
*)Abweichung durch Rundung

Sekundärliteratur: Allgemeines: Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland (1952 ff.); G. Haensch u. a.: Kleines Deutschland-Lexikon (1994); Handbuch der deutschen Bundesländer, hg. v. J. Hartmann (31997); Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland, bearbeitet v. Alois Mayr u. a., auf 12 Bände berechnet. (1999 ff.); Das wiedervereinigte Deutschland. Wirtschaft, Soziales, Bevölkerung, Topographie, bearbeitet v. H. Nußer (21999); B. Schäfers: Gesellschaftlicher Wandel in Deutschland (82004).Staat und Recht: Handbuch des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. E. Benda u. a., 2 Bde. (21995); K. Hesse: Grundzüge des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland (Neuausgabe 201999); K. v. Beyme: Das politische System der Bundesrepublik Deutschland (102004); J. J. Hesse u. T. Ellwein: Das Regierungssystem der Bundesrepublik Deutschland, 2 Bde. (92004).Landesnatur und Bevölkerung: Verstädterungsprozesse in der Bundesrepublik Deutschland, bearbeitet v. W. Kaiser (31996); A. Semmel: Geomorphologie der Bundesrepublik Deutschland (51996); H. Birg: Die demographische Zeitenwende. Der Bevölkerungsrückgang in Deutschland und Europa (2001); D. Henningsen u. G. Katzung: Einführung in die Geologie Deutschlands (62002); Physische Geographie Deutschlands, hg. v. H. Liedtke u. J. Marcinek (32002).Wirtschaft und Verkehr: F.-W. Henning: Handbuch der Wirtschafts- u. Sozialgeschichte Deutschlands, auf mehrere Bde. berechnet (1991 ff.); W. Abelshauser: Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland (71993); Wirtschaftsgeographie Deutschlands, hg. v. E. Kulke (1998); Wirtschaft Deutschland. Daten, Analysen, Fakten, hg. v. H. Keim u. H. Steffens (2000); W. Kessler: Wirtschaft für alle. Eine kritische Einführung in die wirtschaftlichen Probleme der Bundesrepublik Deutschland (22004); H. Lampert: Die Wirtschafts- u. Sozialordnung der Bundesrepublik Deutschland (152004); M. Eich-Born u. a.: Wirtschaftsregionen in Deutschland im Wandel (2005).