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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Norwegische Sprache.

norwegische Sprache. Die norwegische Sprache umfasst die beiden seit 1885 offiziell gleichberechtigten Schriftsprachen Norwegens, Bokmål (vor 1929 Riksmål) und Nynorsk (vor 1929 Landsmål). Beide Sprachen gehören zur nordgermanischen Sprachengruppe. Das heute als Schreibsprache überwiegende Bokmål weist zum Teil ausgeprägt ostnordische Züge auf, während das seit Mitte des 19. Jahrhunderts geförderte Nynorsk besonders auf jüngere Dialektstufen des Westnordischen (altnordische Sprache) gestützt ist.

Das Mittelnorwegische (bis um 1550) unterlag schon früh dem Einfluss des Niederdeutschen, des Schwedischen und des Dänischen, das seit 1397 (Kalmarer Union) als Verwaltungssprache zunehmend Einfluss gewann. Durch die Reformation (1550 dänische Bibelübersetzung) und die Einführung des Dänischen als Unterrichtssprache (1739) wurde das Dänische zur Sprache der gebildeten Stände, es wurde allgemein mit norwegischer Lautung gesprochen. Die Wandlung zur Zweisprachigkeit (Beginn der Geschichte der modernen norwegischen Sprache) erfolgte in der Zeit der Nationalromantik nach der Beendigung der Union mit Dänemark (1814). Eine Linie der Hinwendung zur Volkssprache zielte auf die »Norwegisierung« des in Norwegen gesprochenen Dänisch; Impulse dazu gingen v. a. von H. A. Wergeland, P. C. Asbjørnsen, J. Moe und Knud Knudsen aus. Dieses »Riksmål« wurde von Dichtern des 19. Jahrhunderts (H. Ibsen, B. Bjørnson, A. L. Kielland) aufgegriffen. Der Sprachwissenschaftler I. Aasen trat dagegen entschieden für eine Erneuerung der norwegischen Sprache auf der Grundlage altertümlicher (formenreicher) Dialekte ein. Seine Mitte des 19. Jahrhunderts erschienenen Arbeiten bildeten wichtige Grundlagen des »Landsmål«, das nach seinem Willen als »Norsk Folkesprog« das Riksmål ersetzen sollte. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schlugen die Bemühungen, eine gemeinsame Landessprache (Samnorsk) zu schaffen, fehl. Nach Phasen des Angriffs auf das Bokmål als angeblich elitäre Sprache in den 1960er- und 1970er-Jahren kann das Verhältnis der beiden Sprachformen Bokmål und Nynorsk zueinander heute als stabilisiert gelten.

Sekundärliteratur: D. A. Seip: Norwegische Sprachgeschichte (1971); E. Haugen: Die skandinavischen Sprachen (aus dem Englischen, Neuausgabe 1984).