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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Sachsen-Anhalt

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Weinberge in Sachsen...
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Sachsen-Anhalt, Land im Osten der Bundesrepublik Deutschland, 20 445 km2, (2005) 2,48 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Magdeburg.

Landesnatur: Sachsen-Anhalt hat Anteil an der deutschen Mittelgebirgsschwelle und im größeren Nordostteil am Norddeutschen Tiefland, das von der Elbe mit einer breiten Niederung durchzogen wird. Den äußersten Norden nimmt die Altmark ein, die nach Nordosten zum Niederungsgebiet der Wische an der Elbe, nach Südwesten zur Wiesenniederung des Drömlings abfällt und im Süden vom unfruchtbaren Endmoränengebiet der Letzlinger Heide abgeschlossen wird. Den mittleren Teil bilden die fruchtbare Magdeburger Börde und das westlich angrenzende nördliche Harzvorland, östlich der Elbe der westliche Teil des waldreichen Flämings. Der südliche Landesteil umfasst den östlichen Harz mit dem Brockenmassiv (amtlich 1 141, nach anderen Angaben 1 142 m über dem Meeresspiegel), den östlichen Teil der südlich vorgelagerten Goldenen Aue sowie das östliche und südöstliche Harzvorland, im Osten Teile der Leipziger Tieflandsbucht und, zwischen Mulde und Elbe, der Dübener Heide. Der äußerste Süden gehört zu den Randgebieten des Thüringer Beckens. Sachsen-Anhalt liegt im Übergangsbereich vom maritimen zum kontinentalen Klima. Der ozeanisch geprägte Harz erhält große Niederschlagsmengen (Brocken 1 609 mm jährlich); die in seinem Lee liegenden Landschaften von der Magdeburger Börde bis zur unteren Unstrut sind wesentlich niederschlagsärmer. Die Waldfläche umfasst 21 % der Landesfläche. Neben dem Nationalpark Hochharz (8 900 ha) liegen in Sachsen-Anhalt die Naturparks Drömling (27 820 ha) und Saale-Unstrut-Triasland (71 167 ha) sowie ein Teil des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe.

Bevölkerung: Mit 121 Einwohnern/km2 gehört Sachsen-Anhalt zu den schwach besiedelten Bundesländern, wobei der landwirtschaftlich geprägte Nordteil bedeutend weniger bevölkert ist als der industriereichere Südteil. Sachsen-Anhalt büßte seit 1950 etwa ein Viertel seiner 1950 registrierten Einwohnerzahl ein (1991–2003 Verringerung von 2,82 Mio. auf 2,52 Mio.). Die Abnahme ist besonders auf Abwanderung, seit 1992 auf eine stark zurückgehende Geburtenrate sowie hohe Sterberate zurückzuführen. Knapp 2 % der Bewohner sind Ausländer. − 15,9 % der Bevölkerung gehören den evangelischen Landeskirchen an, 5,9 % der katholischen Kirche. – Sachsen-Anhalt besitzt (2006) drei universitäre Einrichtungen (staatliche Universitäten in Halle [Saale] und Magdeburg, Theologische Hochschule Friedensau), eine Kunst- und eine Musikhochschule (beide in Halle [Saale]) sowie vier staatliche FH (Magdeburg-Stendal, Merseburg, Wernigerode und Köthen [mit Standorten in Bernburg und Dessau]).

Wirtschaft: Sachsen-Anhalt ist sowohl industriell als auch landwirtschaftlich geprägt. Während der Agrarsektor im Norden und im Harzvorland dominiert, hat der industrielle Sektor seine Schwerpunkte besonders im Süden (Raum Merseburg–Halle–Bitterfeld) sowie um Magdeburg und Wernigerode. Die ehemaligen strukturbestimmenden Industriezweige Bergbau, Chemie und Maschinenbau waren vom nach 1990 einsetzenden Umstrukturierungsprozess besonders stark betroffen. Die Landwirtschaft dominiert in der Magdeburger Börde mit Weizen-, Zuckerrüben-, Gemüseanbau und im nördlichen, östlichen und südlichen Harzvorland. Im Norden und Osten herrschen mittlere und leichte Böden (Kartoffel- und Roggenanbau) vor. Im Harz und zum Teil in der Elbniederung ist Grünlandwirtschaft verbreitet, am Harzrand und am Süßen See bei Eisleben Obstbau, im Tal von Saale und Unstrut bei Naumburg (Saale) und Freyburg (Unstrut) Weinbau. Braunkohlenabbau wird nur noch im Tagebau Profen nördlich von Zeitz und bei Amsdorf betrieben. Die reichen Vorkommen von Salzen (Bereich Zielitz–Schönebeck (Elbe)–Staßfurt–Bernburg (Saale), oberes Allertal sowie zwischen Halle (Saale) und Bad Kösen) werden seit dem frühen Mittelalter in zahlreichen Salinen (seit 1852 bergmännisch) gewonnen. Im Harz wurden bis in die jüngere Vergangenheit auch beachtliche Lagerstätten von Eisen-, Edelmetall- und Buntmetallerzen sowie von Natursteinen abgebaut. Der seit dem hohen Mittelalter erfolgte Kupferschieferabbau in der Mansfelder und der Sangerhäuser Mulde wurde 1969 beziehungsweise 1990 eingestellt, der Schwefelkiesabbau in Elbingerode (Harz) 1991. Im Gebiet von Salzwedel wird Erdgas gewonnen. Die Kalkvorkommen im Harz und nördlichen Harzvorland sind für die Bauindustrie wichtig. In großem Umfang erfolgt der Abbau von Fest- und Lockergesteinen wie Kalk, Porphyrite, Kiese, Sande und Kaolin. Die chemische Industrie in Leuna bei Merseburg (Saale), in Schkopau, Bitterfeld, Wolfen und Wittenberg zog ebenso wie die im Tagebau betriebene Braunkohlenförderung (darauf basierende Elektrizitätsgewinnung) weiträumige Umweltschäden nach sich. Ihre Produktionsanlagen mussten daher stillgelegt oder kostenaufwendig saniert werden. Umfassende Neubauten entstanden im Chemiesektor in Leuna, Schkopau und Bitterfeld, mit der Solarindustrie in der Region Bitterfeld–Wolfen. In den einst bedeutenden Gewerbestandorten Halle (Saale) als westliches Zentrum des Verdichtungsgebiets Halle/Leipzig, Magdeburg, Schönebeck (Elbe), Dessau, Zerbst, Köthen (Anhalt) u. a. ist die industrielle Produktion stark zurückgegangen beziehungsweise teilweise nahezu völlig erloschen; kleinere Standorte der Eisenmetallurgie und der Nichteisenmetallurgie sowie der Leichtmetallurgie. In Genthin ist die Waschmittelproduktion bedeutsam. – Der zu Sachsen-Anhalt gehörende östliche Teil des Harzes mit den durch ihre Fachwerkarchitektur ausgezeichneten Harzrandorten Wernigerode und Quedlinburg sowie Stolberg (Harz), die Dübener Heide, das Saale-Unstrut-Gebiet und der Fläming, die Luthergedenkstätten in den Lutherstädten Wittenberg und Eisleben sowie der Wörlitzer Park bei Dessau sind beliebte Erholungsgebiete beziehungsweise touristische Ziele. Neue Erholungsbereiche bilden sich mit den aus ehemaligen Braunkohlentagebauen entstehenden Seenplatten heraus. – Das Verkehrsnetz ist im Süden dichter als im Norden. Wichtigste Eisenbahnknotenpunkte sind Halle (Saale) und Magdeburg. Durch Sachsen-Anhalt führen die Autobahnen Hannover–Berlin, München–Berlin und Dresden–Halle (Saale), Halle (Saale)–Magdeburg sowie die 1998 fertiggestellte ICE-Strecke Hannover–Stendal–Berlin; im Bau (Verkehrsprojekte Deutsche Einheit) ist die Südharzautobahn Halle–Göttingen mit der Südumfahrung Leipzig sowie auch die ICE-Strecke zwischen Nürnberg, Halle (Saale) und Leipzig. Binnenschifffahrt erfolgt auf Elbe und Saale. Durch das neue Wasserstraßenkreuz Magdeburg wurde eine direkte Verbindung zwischen Mittellandkanal und Elbe-Havel-Kanal geschaffen. Größter Binnenhafen ist Magdeburg.

Verfassung: Nach der Verfassung vom 16. 7. 1992 liegt die Legislative beim Landtag (mindestens 99 Abgeordnete, für 4 Jahre gewählt). Exekutivorgan ist die Landesregierung, bestehend aus dem vom Landtag gewählten Ministerpräsidenten (kann durch konstruktives Misstrauensvotum abgelöst werden) und den von ihm ernannten Ministern. Die Verfassung fixiert neben einem Grundrechtskatalog eine Reihe von Staatszielen und sieht Volksinitiativen, -begehren und -entscheide vor.

Geschichte:

Der Ostharz und das Mittelelbe-Saale-Gebiet, nach 531 (Thüringen) von Thüringern, Sachsen und Franken, später im Osten auch von Slawen besiedelt und als Teil des (alt- beziehungsweise nieder)sächsischen Stammesgebietes spätestens ab 804 fest in das Fränkische Reich eingegliedert, war im 10./11. Jahrhundert unter den Liudolfingern (Heinrich I., Otto I., der Große) Kerngebiet des frühmittelalterlichen »Reichs der Deutschen«. Es war seit dem 13. Jahrhundert in die Landesherrschaften u. a. der Askanier (neben der Altmark seit 1260 die Herzogtümer Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg, seit 1212/18 das Fürstentum Anhalt), der Wettiner (seit 1423 Kurfürsten von Sachsen-Wittenberg; Wittenberg im 16. Jahrhundert Ausgangspunkt der Reformation), des Erzbischofs von Magdeburg (1648/80 als Herzogtum an Brandenburg-Preußen; Residenz seit 1714 Halle), der Grafen von Mansfeld (1780 auf Preußen und Kursachsen aufgeteilt) und Stolberg (seit 1429 Stolberg-Wernigerode und Stolberg-Stolberg) aufgegliedert; später bestanden die (kursächsisch-)albertinischen Sekundogenitur-Fürstentümer Sachsen-Weißenfels (1656 bis 1746), Sachsen-Merseburg (1656 bis 1738) und Sachsen-Zeitz (1656 bis 1718). Nach dem Wiener Kongress (1815) wurde zum 1. 4. 1816 aus preußischen (Altmark, Magdeburg-Halle, Halberstadt), bisher kursächsischen (Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg, Nordthüringen) und ehemals kurmainzischen Gebieten (Erfurt, Eichsfeld) die preußische Provinz Sachsen gebildet (Hauptstadt Magdeburg). Am 1. 7. 1944 wurde diese in die preußischen Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt; der Regierungsbezirk Erfurt kam zu Thüringen.

1945 besetzten zunächst amerikanische (bis 1. 7. 1945), dann sowjetische Truppen das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt. Am 9. 7. 1945 bildete die SMAD aus den Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg, dem Freistaat Anhalt und Teilen des ehemaligen Landes Braunschweig die Provinz Sachsen (ab 1946 Provinz Sachsen-Anhalt genannt). Mit der Verabschiedung einer Landesverfassung (1947) erhielt die Provinz den Status eines Landes (Hauptstadt: Halle/Saale). Am 25. 7. 1952 wurde Sachsen-Anhalt in die DDR-Bezirke Magdeburg und Halle aufgelöst. Teile kamen zu den Bezirken Leipzig (damaliger Kreis Torgau) und Cottbus (Kreis Jessen). Im Oktober 1990 wurde das Land Sachsen-Anhalt wiederhergestellt (der Kreis Torgau kam zu Sachsen). Nach der Landtagswahl vom 14. 10. 1990 bildeten CDU und FDP eine Koalitionsregierung unter den Ministerpräsidenten G. Gies (bis Juli 1991), W. Münch (bis November 1993) und C. Bergner (ab Dezember 1993; alle CDU). Die am 22. 7. 1994 von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gebildete Minderheitsregierung unter Ministerpräsident R. Höppner (SPD) wurde von der PDS toleriert; dieses »Magdeburger Modell« wurde ab 26. 5. 1998 als SPD-Alleinregierung fortgesetzt. Nach der deutlichen Wahlniederlage am 21. 4. 2002 trat Höppner zurück. Ministerpräsident einer CDU/FDP-Koalition wurde im Mai 2002 W. Böhmer (CDU). Nach den Wahlen vom 26. 3. 2006 war die Fortsetzung dieser Koalition nicht mehr möglich; CDU und SPD vereinbarten die Bildung einer Großen Koalition (im Amt seit 24. 4. 2006).

Ebenso wie das Nachbarland Sachsen wurde Sachsen-Anhalt von der extremen Hochwasserkatastrophe im August 2002 schwer betroffen. (Höchststand 7,67 m).

Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt 1990–2006 (Sitzverteilung und Stimmenanteile der Parteien)
Parteien14. 10. 199026. 6. 199426. 4. 199821. 4. 200226. 3. 2006
CDU48;39,0 %37;34,4 %28;22,0 %48;37,3 %4036,2 %
SPD27;26,0 %36;34,0 %47;35,9 %25;20,0 %2421,4 %
FDP14;13,5 %–;3,6 %–;4,2 %17;13,3 %76,7 %
PDS1)12;12,0 %21;19,9 %25;19,6 %25;20,4 %2624,1 %
Bündnis 90/Grüne2)5;5,3 %5;5,1 %–;3,2 %-;2,0 %-;3,6 %
Die Republikaner–;0,6 %–;1,4 %–:0,7 %---;0,5 %
DVU3)–;–;16;12,9 %---;3,0 %
Andere–;3,6 %4)–;1,6 %–;1,5 %-7,1 %5)-4,6 %
1)Ab 2005 Die Linkspartei (Linke) und Wahlunion mit der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG); Fusion vorgesehen.2)Ab 1993 Bündnis 90/Die Grünen.3)Abkürzung für Deutsche Volksunion.4)Davon 1,7 % Deutsche Soziale Union (DSU) und 1,1 % Demokratischer Frauenbund (DFD).5)Davon 4,5 % Partei Rechtsstaatlicher Offensive (2000 gegründet; bis 2003 auch Schill-Partei genannt) und 0,8 % Freiheitliche Deutsche Volkspartei (FDVP; Abspaltung von der DVU).

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt: Verwaltungsgliederung (Größe und Bevölkerung 31. 12. 2003)
Verwaltungseinheit1)Fläche (in km2)Einwohner (in 1 000)Einwohner (je km2)Verwaltungssitz
Kreisfreie Stadt
Dessau14878,4530
Landkreise
Anhalt-Zerbst1 22674,861Zerbst
Bernburg41467,4163Bernburg (Saale)
Bitterfeld505102,7203Bitterfeld
Köthen48067,9141Köthen (Anhalt)
Wittenberg1 508125,983Lutherstadt Wittenberg
Kreisfreie Stadt
Halle (Saale)135240,11 779
Landkreise
Burgenlandkreis1 041137,6132Naumburg (Saale)
Mansfelder Land759103,3136Lutherstadt Eisleben
Merseburg-Querfurt805130,5162Merseburg (Saale)
Saalkreis62881,0129Halle (Saale)
Sangerhausen69065,294Sangerhausen
Weißenfels37275,6203Weißenfels
Kreisfreie Stadt
Magdeburg201227,51 132
Landkreise
Altmarkkreis Salzwedel2 29298,343Salzwedel
Aschersleben-Staßfurt65598,5150Aschersleben
Bördekreis87277,489Oschersleben (Bode)
Halberstadt66577,1116Halberstadt
Jerichower Land1 33797,773Burg
Ohrekreis1 494116,678Haldensleben
Quedlinburg54075,7140Quedlinburg
Schönebeck46074,3162Schönebeck (Elbe)
Stendal2 423135,656Stendal
Wernigerode79693,8118Wernigerode
20 4452)2 522,9123Magdeburg
1)Reihenfolge nach den ehemaligen Regierungsbezirken.2)Abweichungen durch Rundung.

Sekundärliteratur: Geschichte Sachsen-Anhalts, hg. vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt, 3 Bde. (1993–94); Sachsen-Anhalt, hg. v. E. Oelke (1997); M. Tullner: Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt (32001); Sachsen-Anhalt. Land der Mitte – Land im Aufbau, hg. v. M. Kilian (2002); N. Eisold u. E. Lautsch: Sachsen-Anhalt (42005).

Weiterführende Artikel aus dem Archiv der Wochenzeitung DIE ZEIT

  • Neue Centerpage (9/2006)
  • Jetzt mal ehrlich (10/2006)
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