Weitere Details nannte er nicht. Dem Vernehmen handelt es sich um den französischen Staatskonzern Gaz de France (GdF). "Gaz de France soll Konsortialpartner bei Nabucco werden", sagte der rumänische Präsident Traian Basescu am Montag in Bukarest in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Rumänien werde die Aufnahme von GdF unterstützen, versicherte Basescu. GdF wollte sich noch nicht äußern.
An der geplanten Nabucco-Pipeline beteiligen sich Erdgasunternehmen aus Österreich, Ungarn, Bulgarien, Rumänien und der Türkei. Am Dienstagabend soll in Wien die Aufnahme von RWE feierlich zelebriert werden. Damit geht das von der EU unterstützte Projekt, das wiederholt totgesagt worden war, in die heiße Phase. Der Beschluss für die Errichtung der Röhre soll bis Jahresmitte fallen.
Der Baubeginn ist für 2009 geplant. Nabucco soll bis zum Jahr 2012 fertiggestellt sein und Erdgas aus dem zentralasiatischen Raum nach Europa bringen. Die 3300 Kilometer lange Gasleitung wird quer durch die Türkei und den Balkan bis nach Österreich führen. Mit der Leitung will die EU vor allem die starke Abhängigkeit von russischem Erdgas mindern.
Russland betrachtet die Pläne daher mit großem Argwohn. Moskau will verhindern, dass Europa mehr Gas aus anderen Quellen als den russischen erhält. Zudem stagniert die Förderung des staatlich kontrollierten Energiekonzerns Gazprom, weshalb das Unternehmen immer mehr auf die Ressourcen Zentralasiens angewiesen ist. Jeden Versuch der Europäer, diese Quellen eigenständig anzuzapfen, fasst Moskau daher als Bedrohung auf. "Jeder Fortschritt, den es bei Nabucco gibt, löst im Kreml und bei Gazprom Nervosität aus", sagte Wladimir Milow, Chef des Moskauer Instituts für Energiepolitik.
Im Dezember hatten sich die Russen mit Turkmenistan und Kasachstan auf den Bau einer neuen Gaspipeline am Ostufer des Kaspischen Meers geeinigt. Das Ziel: Die Reserven der Region sollen ausschließlich über Russland exportiert und Nabucco somit wirtschaftlich der Boden entzogen werden. Ob dies gelingt, ist allerdings noch nicht sicher. Der neue turkmenische Präsident Gurbanguly Berdimuhammedow hatte zuletzt mehrfach angedeutet, dass er durchaus an einer Zusammenarbeit mit den Europäern interessiert ist und dem möglichen Bau einer transkaspischen Pipeline positiv gegenübersteht.
Um Nabucco zu vereiteln, arbeitet Gazprom neben dem Bau der Ostseepipeline, deren Realisierung sich allerdings zu verzögern scheint, an einer weiteren Erdgasleitung namens South Stream. Die Gazprom-Pipeline, an der sich der italienische Energiekonzern Eni beteiligt, soll über den Grund des Schwarzen Meers nach Italien führen und auch eine Abzweigung nach Österreich haben. South Stream würde damit teilweise parallel zu Nabucco laufen. Serbien und Bulgarien haben bereits angekündigt, die russischen Pläne zu unterstützen.
Das Nabucco-Konsortium ist daher bemüht, Russland in sein Projekt einzubinden. Dem Vernehmen nach wird geprüft, ob South Stream in Bulgarien an Nabucco angeschlossen wird und die Pipeline ab diesem Punkt sowohl Gas aus Russland und aus Zentralasien transportiert. Allerdings ist fraglich, ob Gazprom dabei mitmacht.
Ein weiterer umstrittener Punkt ist die Einbindung des Iran. Nabucco-Projektleiter Mitschek kündigte an, ab 2015 auch Erdgas aus dem Iran zu befördern. Die US-Regierung hat für diesen Fall massive Proteste angekündigt. Die Amerikaner unterstützen grundsätzlich Nabucco. Explizierte Voraussetzung dafür ist aber, dass kein iranisches Gas in die Pipeline eingespeist wird. Experten zufolge macht Nabucco aber ohne iranisches Erdgas wenig Sinn. Denn alle Zentralasiaten zusammen verfügen nur über weniger als ein Viertel der Erdgasreserven des Iran.
Aus der FTD vom 05.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AFP, FTD.de
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