Kommt der Dollarcrash? Steht uns ein Bärenmarkt bevor? Ist die Google-Aktie überbewertet. "Das Kapital", die führende Kolumne für Finanzmarktthemen, gibt darauf pointierte Antworten.


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Das Kapital

GAAP tut ganz schön weh

Es geziemt sich natürlich nicht, mit GAAP-Ergebnissen zu rechnen. Weitere Themen in diesem Kapital: Ryanair und Insidergeschäfte in Japan.

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Tut man es frecherweise doch, schaut man bei der Recherche zunächst mal ziemlich verdutzt aus der Wäsche. Laut S&P; notiert der S&P; 500 nämlich sage und schreibe mit dem 20,4-Fachen des geschätzten US-GAAP-Gewinns - von 2008. Selbstredend kann man diese Zahlen nicht ernst nehmen, da die Gewinnschätzungen ja durch die - ganz bestimmt nur vorübergehenden - Kalamitäten im Finanzsektor entstellt sind. Probieren wir es also mit einem anderen herkömmlichen Bewertungsansatz: der Dividendenrendite.

Doch gemessen an Zahlungen über die vergangenen vier Quartale beträgt auch die weiterhin gerade mal zwei Prozent, wobei ironischerweise der Finanzsektor mit einer Rendite von 3,3 Prozent hervorsticht und insofern nur noch vom Telekomsektor überboten wird. Legt man die Dividendenerwartungen für 2008 zugrunde, ergibt sich für den S&P; 500 eine Rendite von 2,2 Prozent. Schön, aber wenn in Europa 3,8 Prozent winken, dürfte man von Amerika doch wohl zumindest drei Prozent erwarten. Nur müsste der S&P; 500 schon dafür um gut ein Fünftel fallen.

Nachhaltig
 Nachhaltig

Nicht doch, werden viele nun einwenden. Immerhin kaufen die US-Firmen Aktien zurück wie wild. Doch wie etwa die Citigroup zeigt, kann man sich darauf ebenso wenig verlassen wie auf die verheißenen Dividenden. Und wie lange werden die nichtfinanziellen US-Kapitalgesellschaften in der Kreditkrise wohl noch eine Finanzierungslücke nach Investitionen, Dividenden und Netto-Aktienrückkäufen von acht Prozent des Nationaleinkommens durchstehen? Ein paar Wochen vielleicht.

Ryanair

Düstere Voraussagen, die sich nicht erfüllen, haben bei Ryanair Tradition. Am Montag verkündete Europas größter Billigflieger Q3-Zahlen, die unter den Konsenserwartungen lagen, sowie eine besonders pessimistische Zukunftsprognose. Diesmal zu Recht?

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Laut Ryanair braut sich für britische Fluggesellschaften diesmal ein echter Sturm zusammen - hoher Ölpreis, abkühlende Verbrauchernachfrage und Pfund-Schwäche. Pendelt sich der Ölpreis bei 85 $ je Fass ein und fallen die Flugpreise um durchschnittlich fünf Prozent, könnte sich der Gewinn im nächsten Geschäftsjahr halbieren, so Ryanair. Der Luftverkehrsverband IATA sieht das ähnlich: Kürzlich senkte er die Gewinnprognose der Branche für 2008 von 7,8 auf 5 Mrd. $, wobei vor allem US-Fluggesellschaften betroffen sind.

Nur können europäische Fluggesellschaften nicht einfach das schlechtere Umfeld verantwortlich machen. Trotz eines scharfen Wettbewerbs stocken sie ihre Kurzstreckenkapazitäten auf, allen voran Ryanair. Auch wenn sich die Passagierzahlen bisher gut halten, werden Belastungen sichtbar. Morgan Stanley zufolge haben Air Berlin, Vueling aus Spanien und SAS Aufträge aufgeschoben oder storniert oder geleaste Flugzeuge frühzeitig zurückgegeben. Die angeschlagene Alitalia könnte ihr Geschäft zurückfahren. Tatsächlich könnten die Probleme schwächerer Rivalen Ryanair insofern sogar zuträglich sein. Überdies steigen die Nebeneinnahmen rasch an. Auch spiegelt sich der verbale Trübsinn nicht im Handeln wider. Erstmals seit dem Börsengang vor elf Jahren hat die Firma eine - klitzekleine - Nettoverschuldung, plant aber trotzdem einen Aktienrückkauf. Während der letzten Abkühlung infolge des 11. September 2001 konnte Ryanair dank seiner Schlagkraft vorteilhafte Verträge mit den Lieferanten abschließen. Die Anleger dürfen also immerhin hoffen, dass es nicht ganz so dick kommt, wie Ryanair meint.

Insidergeschäfte in Japan

Der jüngste Lebensmittelskandal aus China schreit quasi nach einer Verfilmung: vergiftete Teigtaschen, lasche Qualitätskontrollen in China, Hunderte kranker Japaner, und das alles vor dem Hintergrund alter Spannungen zwischen den beiden Ländern. Kommt jetzt auch noch Insiderhandel hinzu?

Aber woher denn, heißt es bei Japan Tobacco, dessen Tochterfirma JT Foods die Teigtaschen herstellt. Trotzdem haben die japanischen Regulierer im üblichen Schneckentempo Ermittlungen aufgenommen, nachdem die JT-Aktie am 28. Januar acht Prozent verloren hatte. Am 29. wurde JT nach eigenen Angaben darüber informiert, dass ein Zusammenhang zwischen Krankheitsfällen bestehen könnte. Am 30. nahm JT das Produkt vom Markt.

Verdächtige Handelsbewegungen sind in Japan und weiteren Teilen Asiens nicht ungewöhnlich. Beweisen können die Aufseher indes nur selten etwas. Die Beweisführung ist schwierig. Auch die Prozeduren zur Feststellung etwaiger Verstöße sind kompliziert, und die Offenlegungsregeln sind eher Stückwerk. Nicht selten stehen Firmenzahlen schon vor der Bekanntgabe in der Zeitung. Bei dem Lebensmittelskandal hat jetzt die Jagd nach den Schuldigen begonnen - und wird wohl mit mehr Elan geführt als die Ermittlungen zum Aktienhandel.

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Aus der FTD vom 05.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

 

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