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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Spinnerei

Spinnerei
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Spinnerei

Spinnerei, Gesamtheit der der jeweiligen Faserart angepassten Arbeitsgänge zur Garnherstellung; auch Bezeichnung für den Betrieb, in dem aus Fasern Garn hergestellt wird. Als Rohstoffe verwendet man natürliche Spinnfasern und Chemiespinnfasern. – Beim Handspinnen wird das auf einen Spinnrocken aufgesteckte Fasergut unter Benutzung einer Spindel oder eines Spinnrades mit der Hand zum Faden verfeinert. Die Maschinenspinnerei hat das Prinzip des Handspinnens für das mechanische Spinnen übernommen. Die Vorspinnmaschine (Flyer) fertigt aus Faserbändern ein Vorgarn. Die Ringspinnmaschine verzieht es mittels eines Streckwerkes zur geforderten Feinheit und verfestigt es durch Verdrehen. Der Selfaktor ist eine Feinspinnmaschine der Streichgarn-, die Dosenspinnmaschine der Grobgarnspinnerei; Letztere verfestigt das Vorgarn ohne Verziehen zum Garn, die Offenendspinnmaschine (OE-Spinnmaschine, auch Rotorspinnmaschine) verfestigt das Vorgarn durch Verziehen und Verdrehen im Luftstrom zum Garn.

In der Baumwollspinnerei wird die Baumwolle zum Krempel- beziehungsweise Kardenband vorgefertigt, das auf Vor- und Ringspinnmaschine zum Garn verzogen wird und Drehung erhält. Für besonders feine und saubere Ringspinngarne wird bei der Baumwollverarbeitung ein Kämmprozess eingeschaltet. In der Flachsspinnerei wird Schwingflachs in Lang- und Kurzfasern (Werg, Hede) geschieden. Die Flachs- und Wergbänder werden über Zwischenstufen zu Garn gesponnen. Bei der Wollspinnerei werden im Streichgarnspinnverfahren Schafwollvliese, im Kammgarnspinnverfahren lange glatte Wollen über Spezialmaschinen, wie Doppelkrempel, Kämmmaschine u. a., zum Vorgarn entwickelt und auf der Feinspinnmaschine zu Garn gesponnen. Die Schappespinnerei (Florettspinnerei) verarbeitet Raupenseidenabfälle, die Bourrettespinnerei in der Schappespinnerei anfallende Kämmlinge, die Grobgarnspinnerei Reißfasern aus Textilabfällen u. a. zu groben Garnen.

Geschichte: Bereits in der Steinzeit verstand man Schafwolle und Flachs zu verspinnen. Der erste Hinweis auf ein Spinnrad findet sich als Abbildung im »Hausbuch der Familie Waldburg« (1480). 1767 mechanisierte J. Hargre(a)ves das Handspinnrad und baute die »Spinning Jenny«. R. Arkwright schuf 1769 die erste brauchbare Flügelspinnmaschine. 1779 konstruierte S. Crompton die »Mule Jenny«, aus der R. Roberts 1825–30 den Selfaktor entwickelte. 1830 wurde in Amerika die Ringspinnmaschine gebaut.

Sekundärliteratur: A. Bohnsack: Spinnen u. Weben. Entwicklung v. Technik u. Arbeit im Textilgewerbe (2002).

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