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Datum:   03.12.1999
Ressort:   Wirtschaft
Autor:   Peter Riesbeck
Seite:   36

WIRTSCHAFT BERLIN

Gen-Datei für Kälber soll vor Rinderseuche BSE schützen
Berliner Firma startet Pilotversuch zum Herkunftsnachweis

BERLIN, 2. Dezember. In zwei unscheinbaren Kühlschränken ist die Geschäftsidee von Arno Heuermann und seiner Berliner Firma Biopsytec verborgen. Die Eissschränke stehen in Luxemburg und seit Februar dieses Jahres werden dort Gewebeproben aller neugeborenen Kälber in Luxemburg eingelagert. Denn in der Auseinandersetzung um die Rinderkrankheit BSE startete die Berliner Firma Biopsytec gemeinsam mit den luxemburgischen Rinderzüchtern einen weltweit einzigartigen Pilotversuch: Um die Herkunft der Tiere lückenlos zu dokumentieren, werden von allen neugeborenen Rindern in Luxemburg Gewebeproben entnommen. Sie werden mit einem elektronischen Strichcode versehen und in der Gewebedatenbank tiefgefroren eingelagert. Über einen einfachen Gen-Test können die Luxemburger Bauern dann künftig nachweisen, aus welchem Stall das Kalb stammt. "Wir vergleichen einfach die Gewebeprobe des Tieres mit der eingelagerten Probe in der Datenbank", erläutert Heuermann. Damit lasse sich auf jeder Stufe der Rindermast nachweisen, aus welchem Bestand das Tier stammt: von der Aufzucht, über die Schlachterei bis hin zur Theke im Supermarkt.

Schneller und billiger Test

Der genetische Herkunftsnachweis könnte ein wichtiger Vorteil im Kampf um den Kunden sein. Denn viele Verbraucher sind nach der Diskussion um die Rinderseuche BSE verunsichert, und in der Europäischen Union (EU) wird derzeit über das Exportverbot des britischen Rindfleischs gestritten. Zum 1. Januar 2000 wollte die EU eine Nachweispflicht für die Herkunft von Rindfleisch einführen. Wegen der mangelnden Überprüfbarkeit wurde das Vorhaben gestoppt.

In Luxemburg ist man durch die Berliner Hilfe von Biopsytec bereits jetzt in der Lage, die Herkunft der Tiere nachzuweisen. Im Moment dauert der Gen-Test im Labor noch rund 30 Minuten. Doch Heuermann ist überzeugt. Die biologische Analytik werde sich in den kommenden Jahren rasant verbessern. Auch Biopsytec arbeitet daran, die Gen-Analyse in einem standardisierten Verfahren zu vereinfachen. Dann wird eine Gen-Untersuchung in wenigen Sekunden zu haben sein und zu einem Preis von rund zwei Mark (ein Euro). Damit wären Gen-Tests nicht nur für die wissenschaftliche Forschung bezahlbar, sondern auch im Alltag für den Verbraucherschutz etwa für den Nachweis von gentechnisch veränderten Lebensmitteln oder zum Herkunftsnachweis von Tieren. Unterstützt durch Fördermittel aus dem Existenzgründerprogramm "Future" des Bundesministeriums für Wirtschaft und der Berliner tbg gründete Verfahrensingenieur Heuermann im November 1998 die Firma Biopsytec. "Unsere Geschäftsidee ist, die Laboranalytik und die Anwender zusammenzubringen", erläutert Heuermann, sozusagen ein Gen-Transfer der besonderen Art. Nennenswerte Umsätze erzielt die Berliner Firma noch nicht. Aber sieben Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in seinen repräsentativen Räumen in der Kastanienallee in Berlin-Mitte.

Großer Markt

An Gen-Technik erinnert dort wenig. Die Aufgabe von Biopsytec ist Proben-Logistik. Die Mitarbeiter verwalten am Computer Datenbanken. Dort ist im Fall des Luxemburger Feldversuchs etwa abgespeichert, zu welcher Gewebeprobe welches Tier von welchem Hof gehört. Im Laufe der Jahre wird so eine enorme Gen-Datenbank aufgebaut. Dann ließen sich durch einen genetischen Test ganze Stammbäume der Rinderzucht verfolgen. "Jegliche Umdeklarierung von Fleisch könnte dann lückenlos aufgedeckt werden", sagt Heuermann.

Der Markt ist groß. Deutschlands Bauern mästen rund 16 Millionen Rinder, in europäischen Ställen stehen insgesamt rund 100 Millionen Kühe. Das Luxemburger Modell ließe sich auch problemlos auf andere Tiere wie Schafe und Ziegen ausweiten. Und nicht nur das. Heuermann: "Wir überlegen, standardisierte Gen-Qualitätskontrollen für Nahrungsmittel zu entwickeln." Dann würden die Kosten für Lebensmittelkontrollen auf 20 Prozent der bisherigen Kosten sinken.

BSE Exakter Nachweis // Exportverbot: Die EU hatte 1996 auf Grund der in Großbritannien weit verbreiteten Rinderseuche BSE ein vollständiges Exportverbot für britische Rinder und britisches Rindfleisch verhängt.

Notschlachtung: Die britische Regierung ließ daraufhin über drei Millionen Rinder schlachten.

Nachweis: Das Exportverbot für britisches Rindfleisch wurde inzwischen durch die EU wieder aufgehoben. Berliner Wissenschaftler bauen derzeit eine Kälber-Gendatei auf, um die Herkunft von Rindern künftig exakt nachweisen zu können.

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25. Januar 2005
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