Exklusiv Obermann kündigt weiteren Stellenabbau an

von Astrid Maier (Berlin)

René Obermann sucht nach neuen Wegen in die florierenden Mobilfunkmärkte der Schwellenländer. Zugleich verteidigte sich Obermann gegenüber der FTD gegen Vorwürfe, er habe ein Jahr nach Amtsantritt keine Strategie für die Telekom zu bieten und der Abstinenz in den Schwellenländern wenig entgegenzusetzen.

"Wir haben eine klare marktorientierte Strategie, die wir seit einem Jahr konsequent abarbeiten", sagte er. "Wenn sich auf diesem Wege weitere kleinere oder größere Zukaufsgelegenheiten ergeben, die betriebswirtschaftlich Sinn machen, dann nehmen wir sie wahr. Falls da draußen jemand meint, das sei nicht visionär, dann geht das an mir vorbei." Gleichwohl betonte Obermann, die Telekom habe weiter Bedarf, Stellen abzubauen - über die bereits angekündigten hinaus. "Wir müssen ehrlich sein. Unsere Personalkosten sind noch nicht auf dem Niveau unserer Wettbewerber", so Obermann.

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Der Ex-T-Mobile-Chef führt die Telekom seit bald 16 Monaten. Er hatte viel Investorenlob geerntet, als er im vergangenen Sommer gegen den Willen der Gewerkschaften und nach wochenlangem Streik 50.000 Mitarbeiter in Servicegesellschaften ausgliederte. Dort arbeiten die Beschäftigten länger für weniger Geld. Die Bundesregierung als größter Aktionär hatte dem Telekom-Chef freie Hand gelassen. Seither hat Obermann indes viel Häme einstecken müssen. So zieht sich die Partnersuche für das angeschlagene Großkundengeschäft T-Systems bald ein Jahr hin. Zudem bemängeln Kritiker, Obermann habe der Telekom kein Profil verliehen, um gegen internationale Wettbewerber zu bestehen. Diese richten ihren Expansionsfokus vor allem auf die Schwellenländer.

Telekom-Chef René Obermann: "Ich brauche viel Standfestigkeit"
 Telekom-Chef René Obermann: "Ich brauche viel Standfestigkeit"

"Geografische Schwerpunktsetzung ist für mich nicht zu verwechseln mit dem Begriff Vision", sagte Obermann. "Ich verspüre keinen Druck", ergänzte er, einen großen Coup zu präsentieren. Er fühle sich allein den Kunden, Aktionären und Mitarbeitern verpflichtet und setze auf die Mobilisierung des Internets - auch außerhalb von Märkten, in denen die Telekom bereits aktiv ist. So sucht er nach Gelegenheiten, auch ohne kostspielige Investitionen von der Vernetzung der Schwellenländer zu profitieren. "Alle wollen im Moment auf die Mobilfunkmärkte der Schwellenländer. Wir können uns vorstellen, in solche Märkte auch in kleineren Schritten zu investieren", sagte Obermann. "Wir sind dabei aber nicht auf die Technologie festgelegt." Der Manager will infrastrukturschwache Regionen mit Technologien versorgen, die es ermöglichen, diese kostengünstig per Mobilfunk ans Internet anzuschließen. In Osteuropa würden solche Standards getestet: "Wir suchen gezielt attraktive und betriebswirtschaftlich sinnvolle Gelegenheiten, um unsere internationale Position zu verbessern."

Im Inlandsgeschäft machte der Manager 2007 dank Preissenkungen im Geschäft mit DSL-Anschlüssen nach desaströsen Jahren wieder Boden gut. So vereint der Ex-Monopolist mittlerweile 44 Prozent der Neuanschlüsse auf sich und hat 2007 rund 1,9 Millionen Kunden gewonnen. Dem stehen nach wie vor mehr Kunden gegenüber, die im Festnetzgeschäft davonlaufen: 2007 verlor die Telekom 2,1 Millionen Anschlüsse. Obermann sagte der Konkurrenz bei Preisabschlägen den Kampf an: "Wenn Wettbewerber glauben, sich durch reine Preissenkungen von uns absetzen zu können, haben sie sich geschnitten. Wir werden uns in Zukunft preislich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen."

Der Telekom-Chef peilt schließlich weiteren Stellenabbau an: "Wir sind noch nicht auf demselben Effizienzniveau wie andere ehemalige Monopolisten. Deshalb ist es unabdingbar - und für manchen auch bitter - , was wir in Angriff nehmen mussten und noch müssen." Er durchforste den Konzern und sehe sich jeden Kostenblock an. Obermann stelle sich "auch für 2008 auf Widerstände und Kontroversen ein". Er fügte hinzu: "Ich bin mir bewusst, dass ich auch über 2008 hinaus viel Standfestigkeit brauche, um durch diesen Sturm zu kommen, den Reformkurs fortzusetzen." Ein Programm zum Arbeitsplatzabbau in der Dimension des bereits angekündigten stellte er indes in Abrede. Die Telekom will 32.000 Arbeitsplätze bis 2008 abbauen und bis 2010 bis zu 4,7 Mrd. Euro sparen. So will Obermann auch Beamte an den Bund abgeben. Verdi befürchtet 2008 einen Kahlschlag bei T-Systems. Hier sucht die Telekom einen Partner für das Netztechnikgeschäft. Als Favorit gilt nach FTD-Informationen der indische Anbieter Tata, eine Entscheidung soll in wenigen Wochen fallen. Mit Tata könnten bis zu 3000 Stellen wegfallen.

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Aus der FTD vom 18.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD/Marc-Steffen Unger

 

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