Dax & Stoxx-Schlussbericht

Versorger schicken Dax auf Talfahrt

von Alexander Brückner und Sven Lilienthal (Frankfurt)

Die europäischen Aktienmärkte haben zum Wochenausklang nachgegeben. Besonders der Dax schnitt im Vergleich zur Konkurrenz schwach ab. Autowerte und Versorger lasteten schwer auf dem deutschen Leitindex - das betraf vor allem RWE-Aktien.

Zunächst hatte der für die US-Wirtschaftsaktivität wichtige Philly-Fed-Index die Aktienmärkte belastet. Er war auf den niedrigsten Stand seit 2001 gefallen. Nachdem das US-Arbeitsministerium jedoch die Inflationsdaten des Producer Price Index (PPI) für Dezember und November revidiert hatte, drehten die Börsen mit Ausnahme des Dax ins Plus, konnten die Gewinne bis zum Handelsschluss aber nicht halten.

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Der Dax verlor 1,4 Prozent auf 6806 Punkte. Der europäische Stoxx 50 gab um 0,6 Prozent nach. In Paris sank der CAC 40 um 0,7 Prozent, genau wie der FTSE 100 in London. Im Wochenvergleich verlor der Dax 0,4 Prozent. Der Stoxx legte um 0,5 Prozent zu. Besser lief es dagegen in den vergangenen fünf Handelstagen für den CAC 40 und den FTSE 100, die um 1,1 beziehungsweise 1,7 Prozent kletterten. In London waren vor allem die Geschäftszahlen der Großbanken für das Plus verantwortlich. Lloyds TSB gewann auf Wochensicht 15,6 Prozent, und Barclays-Titel verteuerten sich im gleichen Zeitraum um 12,3 Prozent.

Am Dax-Ende verloren die Papiere des Versorgers RWE 5,7 Prozent. Der Konzern hatte mit seinen Geschäftszahlen für 2007 die Anleger enttäuscht. Bei konstanter Umsatzentwicklung wuchs das betriebliche Ergebnis weniger stark als von Analysten erwartet. Für das vierte Quartal 2007 vermeldete das Unternehmen unerwartet einen Verlust. Außerdem belastete die Vorbereitung einer Kapitalerhöhung die Papiere zusätzlich. Auch die Titel des stärksten Konkurrenten Eon verloren mit minus 2,2 Prozent überdurchschnittlich stark.

Aufgrund der hohen Gewichtung der beiden Unternehmen waren RWE und Eon für 38 der 98 Verlustpunkte verantwortlich, was den überdurchschnittlich starken Abschwung in Frankfurt im Vergleich zu den anderen europäischen Leitbörsen erklärt.

Anleger trennen sich von Auto-Aktien

Kursinformationen + Charts

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DAX PERFORMANC.. 6.985,97 Pkt 1,50 %

Neben den beiden Versorgern gerieten auch mehrere Automobilaktien unter Druck: Kritische Analystenkommentare, die Erwartung steigender Materialpreise und der hohe Ölpreis machten den Titeln zu schaffen. Daimler verbilligte sich um zwei Prozent, Continental verlor 4,2 Prozent, und BMW gab um 2,3 Prozent nach. In Paris sanken Peugeot und Renault um 3,5 beziehungsweise 5,1 Prozent. Der Branchenindex Automobil im Stoxx 600 fiel um 2,5 Prozent - so stark wie kein anderer im Sektorenvergleich.

Auf der Gewinnerseite legten die Aktien der Deutschen Börse um 1,8 Prozent auf 114,84 Euro zu. Die Analysten der DZ Bank hatten das Kursziel von 133 auf 143 Euro erhöht. Auch das Brokerhaus Equinet äußerte sich positiv: Es rechnet nun mit einem Kurs von 113 Euro (zuvor 104 Euro). Die Papiere der Postbank lagen 1,7 Prozent im Plus. Am Markt wird fest mit einer Übernahme des Bankhauses gerechnet.

Lloyds TSB erfreut Investoren

Im Stoxx 50 schaffte die britische Bank Lloyds TSB den Sprung auf die Spitzenposition. Die Aktien stiegen um 4,8 Prozent, nachdem der Konzern trotz unerwartet hoher Abschreibungen im Zuge der Kreditkrise einen Gewinnanstieg veröffentlicht hatte. Das Vorsteuerergebnis legte um sechs Prozent auf umgerechnet 5,2 Mrd. Euro zu. Auch die Royal Bank of Scotland kletterte mit einem Aufschlag von 1,1 Prozent gegen den Trend. Nestlé-Titel profitierten mit plus 1,2 Prozent von einem positiven Analystenkommentar durch die französische Bank Société Générale.

Auf der Gegenseite verbilligten sich die Papiere des französischen Versicherers Suez um 2,1 Prozent. Der Konzern plant laut der britischen Tageszeitung "Daily Telegraph" gemeinsam mit der Private-Equity-Gesellschaft Terra Firma ein Übernahmeangebot in Höhe von 1,5 Mrd. Pfund für das Entsorgungsunternehmen Biffa. Biffa-Aktien, die im britischen FTSE 250 notieren, kletterten um 0,8 Prozent.

Asiens Börsen schließen schwächer

Die Börsen in Asien schlossen am Freitag im Minus. Der wichtigste Aktienindex in Schanghai brach um mehr als vier Prozent ein und fiel unter eine psychologisch wichtige Marke, was den Verkaufsdruck erhöhte. Hier trieb die Händler die Sorge um, dass der Markt eine Flut von Aktienemissionen nur schwer verkraften könne.

In Tokio gaben vor allem Aktien von Exportfirmen wie Canon nach, weil Anleger angesichts schwacher Konjunkturdaten aus den USA eine Rezession in der größten Volkswirtschaft fürchteten. Der 225 Werte umfassende Nikkei schloss in Tokio 1,4 Prozent im Minus bei 13.500 Zählern. Der marktbreite Topix verlor ein Prozent auf 1321 Punkte. Auch die Börsen in Singapur, Hongkong und Korea gaben nach.

Kursinformationen

Name Aktuell
% abs.
DAX PERFORMANCE-INDE.. 6.985,97 Punkte 1,50 % 103,41
DOW JONES EURO STOXX.. 3.855,03 Punkte 1,48 % 56,04
CAC 40 INDEX 4.973,07 Punkte 1,09 % 53,81
FTSE 100 INDEX 6.087,40 Punkte 1,47 % 87,90
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FTD.de, 22.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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DOW JONES IND.AV 0,87 % [108,92]
EUR/USD 0,47 % [0,01]
NASDAQ-100 INDEX 0,40 % [7,18]
NIKKEI 225 INDEX -0,65 % [-89,85]

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