Eigentlich hatten die Banken den Schwaben den Kreditrahmen gewährt, um einen möglichen Kauf von VW-Aktien abzusichern. Mit dem Deal tummelt sich der Sportwagenhersteller erneut jenseits seines Hauptgeschäfts, um stattdessen auf dem Finanzmarkt Geld zu verdienen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Porsche mit Optionsgeschäften auf VW-Aktien 3,6 Mrd. Euro Gewinn gemacht. Finanzchef Holger Härter hatte bei den damaligen Wetten auf den VW-Kurs die Spezialisten der Finanzbranche geschlagen.
Wenn Porsche die günstig geliehenen 10 Mrd. Euro nun zu besseren Konditionen anlegt, bereichert sich der Konzern schon wieder auf Kosten der Banken - darunter die Frankfurter Commerzbank. Die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) schätzen, dass Porsche mit einem Zinsvorteil von 0,2 bis 0,3 Prozentpunkten rechnen kann - was in einem Jahr einen Gewinn von 20 bis 30 Mio. Euro ergeben würde. "Geld leihen und anlegen ist eigentlich Bankgeschäft und gehört nicht originär zu einem Autohersteller. Aber Porsche hätte Geld verschenkt, wenn sie das nicht gemacht hätten", sagte LBBW-Analyst Frank Biller.
1.139,86 EUR | 0,85 % | [9,63] |
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PORSCHE AUTOMO.. | 1.139,86 EUR | 0,85 % |
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VOLKSWAGEN AG .. | 150,00 EUR | -0,03 % |
Allerdings könnte der Deal das Klima zwischen den Stuttgartern und ihren Hausbanken belasten. "Das kann sich nur ein sehr solides Unternehmen mit guten Beziehungen zu seinen Banken leisten", sagte Willem Sels, Leiter der Kreditanalyse von Dresdner Kleinwort.
Die von Porsche jetzt gezogene Kreditlinie war im Frühjahr 2007 ausgehandelt worden - vor dem Ausbruch der internationalen Finanzkrise. Damals waren die Konditionen deutlich günstiger. Offenbar nutzen derzeit neben Porsche auch andere Unternehmen die Möglichkeit, einstmals günstig ausgehandelte Kreditgarantien zum Nachteil der Banken zu verwenden. "Von Investoren war zu hören, dass es Firmen gibt, die das Gleiche tun", sagte Sels.
Leidtragende sind die Banken: Sie müssen den Unternehmen Kredite zu Billigkonditionen gewähren, am Kapitalmarkt aber sehr viel höhere Zinsen bieten, um an Geld zu kommen. Angesichts des scharfen Wettbewerbs um gute Firmenkunden können sich die Institute kaum dagegen wehren - juristisch ohnehin nicht, aber auch nicht durch Nachverhandlungen.
Der Kreditrahmen von Porsche lag ursprünglich bei 35 Mrd. Euro. ABN Amro, Barclays Capital, Merrill Lynch, UBS und die Commerzbank hatten die Kreditlinie arrangiert. Mit dem Geld sicherte Porsche sein Pflichtangebot für VW-Aktien ab, nachdem die Stuttgarter ihren Anteil an VW Ende März 2007 auf 31 Prozent erhöht hatten. Durch das Überschreiten der 30-Prozent-Schwelle war die Pflichtofferte zwingend. Mit einer rechtlich zwar korrekten, de facto aber viel zu niedrigen Offerte hatte Porsche das Pflichtangebot absichtlich scheitern lassen, um nicht viele Milliarden auf einen Schlag ausgeben zu müssen.
Weil der Autobauer die 35 Mrd. Euro schwere Kreditlinie damit nicht mehr benötigte, senkte man die Garantien auf 10 Mrd. Euro herab. Dabei handelte Porsche mit den Banken eine Umwidmung auf "allgemeine geschäftliche Belange" aus; dadurch war das Darlehen nicht mehr an den Kauf von VW-Aktien gebunden.
Porsche hält derzeit 31 Prozent an VW, hat sich aber mit Optionen den Kauf weiterer Anteile gesichert. Bisher gibt es noch keinen Aufsichtsratsbeschluss, über die 50-Prozent-Schwelle zu gehen. LBBW-Analyst Biller glaubt nicht, dass die nun angelegten 10 Mrd. Euro für den Kauf von VW-Anteilen genutzt werden: "Porsche wird den jährlichen und risikofreien Gewinn mitnehmen und sich gegebenenfalls einen neuen Kredit holen."
Name | Aktuell | % | abs. | ||
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PORSCHE AUTOMOBIL HO.. | 1.139,86 EUR | 0,85 % | 9,63 | ||
VOLKSWAGEN AG STAMMA.. | 150,00 EUR | -0,03 % | -0,05 |
Aus der FTD vom 21.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP, FTD.de
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