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Unruhige Zeiten für Solarbranche

von Hubert Beyerle

Noch treiben Rohstoffknappheit und Politik die Preise nach oben. Doch die Solarbranche bekommt bald globale Konkurrenz. Unruhige Zeit stehen der erfolgsverwöhnten Branche ins Haus.

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Für die lange erfolgsverwöhnten Solarfans war es eine ganz neue Erfahrung. Nach Jahren hoher zweistelliger Kursgewinne mussten sie seit vergangenem Herbst teilweise heftige Verluste einstecken. Solarwerte verloren in Wochen zwischen einem Drittel und 85 Prozent ihres Wertes. Dass es zu einer Korrektur kommen würde, konnte dabei niemanden wirklich überraschen: Einige Werte waren zuvor mit bis zum 100-fachen des Gewinns bewertet gewesen.

Was nach dem frühen Ende eines Traumes aussah, ist tatsächlich der Auftakt zu unruhigen Zeiten - bei besten langfristigen Perspektiven. Die Wachstumserwartungen der Branche liegen zwischen 30 und 50 Prozent pro Jahr und darüber, und sind noch immer so in den aktuellen Bewertungen eingepreist. Das Geschäft brummt, von Ausnahmen abgesehen. Solarworlds operativer Gewinn stieg 2007 um 48 Prozent, bei Q-Cells waren es plus 52 Prozent (Ebit), und beim norwegischen Konzern Renewable Energy Corporation stieg das Ebit sogar um 64 Prozent.

Ausgewählte börsennotierte Fotovoltaikunternehmen
 Ausgewählte börsennotierte Fotovoltaikunternehmen

Schuld an den Kursabstürzen war vielmehr die allgemeine Verunsicherung auf den Kapitalmärkten infolge der Banken- und Kreditkrise. Anleger fordern deutlich höhere Risikoprämien bei den Wachstumstiteln. "Mit branchenspezifischen Nachrichten hatte das nichts zu tun", sagte Bernd Schüßler, Industrieexperte, der Branchenzeitschrift "Photon".

Langfristig sind die Aussichten für die Branche tatsächlich blendend, so der Konsens der Branchenexperten. Das Entscheidende: In wenigen Jahren dürfte die Fotovoltaik, also die Stromerzeugung aus Sonnenlicht, ohne öffentliche Subventionen wettbewerbsfähig sein. Wann genau es soweit sein wird, ist nun die große Frage. Die optimistischen Schätzungen der Industrie lauten bei sonnengünstigen Ländern schon auf 2015.

Kursinformationen + Charts

52,90 EUR -2,24 % [-1,21]
Q-CELLS AG INH.. 52,90 EUR -2,24 %
SUNTECH POWER .. 24,87 EUR -7,85 %
SOLARWORLD AG .. 29,72 EUR -1,59 %
CONERGY AG INH.. 15,26 EUR 1,46 %

Die Jahre bis dahin werden allerdings stürmisch und bergen noch viele Unsicherheiten. "Die Solarindustrie steht vor drastischen Umwälzungen, die sich sehr schnell vollziehen werden", sagt Stewart Armer, Fondsmanager von Fortis Investment. "2008 wird noch einfach, aber 2009 entscheidend. Die Branche wird in fünf Jahren nicht wiederzuerkennen sein."

Dabei droht vonseiten der Politik derzeit wenig. Die öffentliche Förderung durch die Einspeisevergütung dürfte zwar sinken, aber immer noch üppig bleiben. "Der aktuelle Entwurf für die EEG-Novelle wird dazu führen, dass die Solarindustrie ihre hohen Gewinnmargen noch weiter steigern wird", sagte Schüßler. Vor allem die deutschen Stromverbraucher subventionieren die Industrie weltweit: Die Hälfte aller verkauften Solarmodule landet auf deutschen Dächern und Kraftwerksflächen. Die hiesige Einspeisevergütung bestimmt den Weltmarktpreis für Solarzellen.

Diese Einspeisegarantie hat den Herstellern der Anlagen in den vergangenen Jahren satte Gewinne verschafft. Die Marktkapitalisierung der Hersteller ist inzwischen mit 4,4 Mrd. Euro (Q-Cells) bis 9,0 Mrd. Euro (REC) größer als etwa die von TUI oder der Lufthansa. Verständlich, dass die Hersteller mit Sorge beobachten, dass die Förderung Jahr für Jahr zurückgefahren wird. "Der Markt ist noch immer politisch getrieben und kann sich daher schnell drehen", sagt Peter Wirtz, Analyst der WestLB.

Doch die derzeitigen Pläne der Bundesregierung werden der Industrie nicht wirklich gefährlich. Die Vergütungen für neue Anlagen sinken nach den aktuellen Plänen von derzeit 46,75 Cent pro Kilowattstunde 2009 um neun Prozent und danach um sieben bis acht Prozent - stärker als bislang. Doch die Vergütungen fallen auch dann noch deutlich langsamer als die Herstellungskosten. Diese werden nach Branchenschätzungen über die kommenden Jahre - wie aus Präsentationen von Q-Cells hervorgeht - um 12 bis 15 Prozent pro Jahr sinken.

Die große Frage ist daher eine andere: die Versorgung mit dem Rohstoff des kristallinen Siliziums. Derzeit hat die hohe Nachfrage die Preise nach oben getrieben. Die Knappheit sicherte Firmen, die sich mit langfristigen Verträgen eingedeckt hatten, eine Vorherrschaft, die es ihnen erlaubt, die Anlagenpreise zu bestimmen. Derzeit werden aber global Siliziumfabriken gebaut, die in einigen Monaten nach Expertenschätzungen zu Überkapazitäten führen dürften. Dann dürften die Siliziumpreise tief fallen, wovon vor allem asiatische Anbieter profitieren dürften, die derzeit noch die hohen Spot-Preise bezahlen müssen.

Q-Cells war 2007 der größte Solarzellenhersteller der Welt, muss die Staffel aber schon dieses Jahr an den chinesischen Wettbewerber Suntech abgeben. "Noch bestimmen Vorteile der Automatisierung und Präzision den Vorsprung westlicher Hersteller", sagt Wirtz. In der Vergangenheit hätten die Hersteller von recht stabilen Preisen profitiert. Wie sie mit sinkenden Preisen zurechtkommen, müsse sich erst zeigen. "Die Margen werden unter Druck geraten, sollen die hohen Kapazitäten ausgelastet werden."

Noch ist nicht abzusehen, wie die europäischen Hersteller mit dem Wettbewerb aus Asien umgehen werden - ob mit Kooperationen, Auslagerungen oder neuen Techniken wie der günstigen Dünnschichttechnologie. Gerade hat Q-Cells etwa eine 212 Mio. Euro teure Fabrik in Malaysia angekündigt. "Bislang konnten alle auf der Welle mitschwimmen. In Zukunft muss man sehr selektiv sein. Es wird große Unterschiede zwischen den Firmen geben", sagte Armer. Einige dürften nicht überleben.

Kursinformationen

Name Aktuell
% abs.
Q-CELLS AG INHABER-A.. 52,90 EUR -2,24 % -1,21
SUNTECH POWER HLDGS .. 24,87 EUR -7,85 % -2,12
SOLARWORLD AG INHABE.. 29,72 EUR -1,59 % -0,48
CONERGY AG INHABER-A.. 15,26 EUR 1,46 % 0,22
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Aus der FTD vom 20.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

 

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