Kommt der Dollarcrash? Steht uns ein Bärenmarkt bevor? Ist die Google-Aktie überbewertet. "Das Kapital", die führende Kolumne für Finanzmarkttehmen, gibt darauf pointierte Antworten.


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Das Kapital

Der Bär schweigt und genießt

Selbst in einem Bärenmarkt fallen die Kurse nicht schnurstracks auf null. Im Gegenteil sind Erholungen gang und gäbe. Die Erklärungen dafür sind jedoch konstruiert und meist ziemlich albern.

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Das war eine Woche. Zunächst die Idee Warren Buffetts, die US-Kreditversicherer zu filetieren, auf dass die US-Kommunen wieder billigen Kredit erhalten. Nicht viel Konkretes - und ein potenzielles Debakel für das "Nebengeschäft" dieser Institute, die Versicherung von Ramsch. Aber die Märkte jubeln. Das ist ungefähr so, als ob der Dax um 500 Punkte springen würde, weil Halle oder Trier wieder Kredit bekämen, während Lieschen Müller und der Mittelstand weiter darbten.

Dann die US-Einzelhandelsumsätze, die im Januar nominal um 0,3 Prozent zum Vormonat zulegen. Die Märkte jubeln, obwohl die Umsätze etwa bei den Warenhäusern neuerlich rückgängig sind - um satte 1,1 Prozent - und damit um 4,5 Prozent unter dem Vorjahr liegen. Höher sind indessen die Umsätze an den Tankstellen und mit Nahrungsmitteln; zum Glück geht der Ölpreis wieder Richtung 100 $ je Fass und steigt der CRB-Nahrungsmittelindex unentwegt. Die Autoeinzelhandelsumsätze legen angeblich um 0,6 Prozent zu, während die Autoindustrie einen Absatzeinbruch von 6,4 Prozent vermeldet - freilich inklusive Geschäftskunden. Schließlich die US-Handelsbilanz, die zeigt, dass der reale Güterimport im Dezember auf den Stand vom Sommer 2006 zurückgefallen ist. Die Märkte jubeln.

Erst die US-Daten vom Freitag verderben den Anlegern die Laune: Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe stagniert seit dem Sommer, die Importpreise steigen um 13,7 Prozent zum Vorjahr (selbst aus China um 3,3 Prozent), das Konsumklima fällt auf den niedrigsten Stand seit den frühen 90ern, die Inflationserwartungen der Verbraucher nehmen zu.

Genüsse aus Europa und Japan

Wie sieht's im Rest der Welt aus? In Großbritannien steigen die Produzentenpreise um 5,7 Prozent, die industriellen Wareneinsatzkosten sogar um 19,1 Prozent, während die Industrie wie gewohnt lahmt, der Hausmarkt sich in den freien Fall zu begeben scheint und das riesige Loch in der Außenhandelsbilanz immer größer wird. Ähnlich ist es in Spanien, wo das Leistungsbilanzdefizit trotz schwacher Einzelhandelsumsätze ebenfalls ins Bodenlose stürzt. In Italien, wo die Industrieproduktion im Dezember um 6,4 Prozent unter dem Vorjahr liegt, dürften Engländer und Spanier sich indes kaum bedient haben.

In der Eurozone fällt die Industrieproduktion im Dezember zum dritten Mal innerhalb von vier Monaten, während die Handelsbilanz im Dezember ins Minus rutscht. Der Autoabsatz in der EU ist im Januar 2008 was? Niedriger als im Januar 2007. Derweil steigen die Großhandelspreise in Deutschland im Januar um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei den - sehr - vorläufigen und dürftigen BIP-Zahlen für den Euroraum wird unterdessen völlig übersehen, dass der aufs Jahr hochgerechnete Anstieg des BIP-Deflators im vierten Quartal sechs Prozent beträgt. Was für ein herrlicher Kontrast zu Japan, wo der BIP-Deflator Ende 2007 annualisiert um 2,4 Prozent fällt - und das Verbrauchervertrauen keinen Halt zu finden scheint, sowie die trostlosen Werkzeugmaschinenaufträge von noch zunehmendem wirtschaftlichem Ungemach zeugen. Dass die meisten Aktienmärkte trotz der sich zuspitzenden Kreditklemme da noch ein kleines Wochenplus retten konnten: Respekt. Der Bär jedoch schweigt und genießt.

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Aus der FTD vom 18.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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