Kommt der Dollarcrash? Steht uns ein Bärenmarkt bevor? Ist die Google-Aktie überbewertet. "Das Kapital", die führende Kolumne für Finanzmarktthemen, gibt darauf pointierte Antworten.


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Das Kapital

Es droht der Dollar-Carry-Trade

In den USA liegt der reale Leitzins bei minus 1,1 Prozent und ist im Fallen begriffen. In Europa wird für 2008 eine Dividendenrendite von 3,9 Prozent erwartet. Bietet sich da nicht langsam eine neue Carry-Trade-Gelegenheit an?

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Die Amerikaner müssen jetzt höllisch aufpassen. Denn wenn die Fed, wie der Markt es erwartet, ihren Leitzins über die kommenden Monate tatsächlich in Richtung zwei Prozent senken würde, könnte der eine oder andere Anleger langsam auf die Idee kommen, die US-Währung als Refinanzierungsquelle für billige Wertpapierkredite in Anspruch zu nehmen, also als Carry-Währung zu benutzen.

Die Logik wäre nahezu zwingend. Bei einer Inflationsrate von gut vier Prozent entspräche ein Leitsatz von zwei Prozent einem kurzfristigen Realzins von minus zwei Prozent. Dagegen ist ein realer Leitzins von minus 0,2 Prozent wie in Japan fast unerschwinglich. Und als Bonbon für jeden Carry-Trader: Allein zwischen 2000 und 2007 ist die Kaufkraftparität der japanischen zur US-Währung laut OECD von 154,9 auf 120,7 Yen/$ gefallen, was einer "fundamentalen" Aufwertung des Yen von 3,5 Prozent - jährlich - entspricht.

Der Clou ist aber ein anderer: Die USA haben ein Leistungsbilanzdefizit von mehr als 700 Mrd. $ zu finanzieren. Laut Fed hat allein der US-Staat zwischen dem dritten Quartal 2006 und dem dritten Quartal 2007 - als von Fiskalpaketen und konjunkturbedingten Steuerausfällen noch keine Rede war - zusätzliche Schulden von 415 Mrd. $ aufgenommen. Bei einem realen Leitzins von minus zwei Prozent dürfte aber selbst den ausländischen Zentralbanken langsam der Appetit auf Geldmarktanlagen in den USA vergehen. Dummerweise, und das ist die Krux, bringen längerfristige US-Anlagen ebenfalls keinen akzeptablen Zins. Inflationsgekoppelte Staatsanleihen rentieren auf fünf Jahre mit 0,5 Prozent, auf zehn Jahre mit 1,5 Prozent; Aktien bringen eine Dividendenrendite von rund 2 Prozent, der Immobilienmarkt ist im freien Fall.

Um das Leistungsbilanzdefizit finanzieren zu können, müssten US-Anlagen also attraktiver werden, so die Fed ihre aggressive Geldpolitik fortsetzt. Dazu müssten die Preise von Anleihen, Aktien und Immobilien sinken, damit Renten-, Dividenden- und Mietrenditen verlockender werden und auch die Inflationsrisiken erfassen. Nur würde ein Anstieg der langfristigen Zinsen die überschuldete Wirtschaft zusätzlich drosseln. Um das zu kompensieren, müsste die Fed ihren Leitsatz noch nachhaltiger senken - und der Staat sein Defizit ausweiten. Sofern der Rest der Welt bei der monetären Überflutung nicht mitspielte, stiege damit aber auch der Anreiz, sich kurzfristig in Dollar zu verschulden. Statt ins Land könnte dann kurzfristiges Geld aus dem Land fließen. Die USA und die Welt können daher nur hoffen, dass die hektischen Konjunkturmaßnahmen rasch anschlagen. Sonst könnte ihnen der Dollar um die Ohren fliegen. Und am Ende wäre das vor allem das Problem der Amerikaner selbst.

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FTD.de, 19.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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