Dein Feind, der Mitarbeiter

von Björn Maatz (Hamburg)

Das größte Sicherheitsrisiko für Unternehmen stellt der eigene Mitarbeiter dar, wie der neueste Fall der Liechtensteiner LGT Bank zeigt. Er hat Zugang zu sensiblen Daten und unterschiedlichste Motive. Firmen können ihre Angestellten nicht permanent überwachen - sie haben aber andere Möglichkeiten.

Sie sind ganz nah an der Quelle, denn sie arbeiten täglich damit. An ihren PCs befinden sich USB-Ports und DVD-Laufwerke - hervorragende Voraussetzungen für den Datenklau. Vielleicht wollen sie ihrem Arbeitgeber eins auswischen und haben weitaus höher dotierte Angebote der Konkurrenz bereits in der Tasche. Wehe, wenn der Mitarbeiter unzufrieden ist, ihn das Verbotene reizt oder er sich trotz anders lautender Bestimmungen in seinem Arbeitsvertrag als rechtmäßiger Inhaber der Ergebnisse seiner Arbeit wähnt.

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Die aktuelle Steueraffäre wurde ebenfalls erst durch einen Mitarbeiterbetrug ins Rollen gebracht. Derzeit sucht die liechtensteinische Justiz nach dem Informanten, der dem Bundesnachrichtendienst Bankdaten über mutmaßliche Steuerbetrüger aus Deutschland verkauft hat. Es soll sich um einen ehemaligen Mitarbeiter der betroffenen Liechtensteiner LGT Bank handeln. Dem "Wall Street Journal" zufolge hat sich Heinrich K. mittlerweile nach Australien abgesetzt.

Unternehmen fürchten Verlust der Reputation

In fast einem Viertel aller Spionagefälle in Deutschland, in denen ein Täter identifiziert werden konnte, betrog der eigene Mitarbeiter seine Firma - zu diesem Schluss kam eine kürzlich vorgestellte Studie, die das Beratungsunternehmen Corporate Trust gemeinsam mit dem "Handelsblatt" und dem hamburgischen Büro für Angewandte Kriminologie bei 7500 Unternehmen erhoben hatte. Fast jedes fünfte Unternehmen ist demnach bereits von einem Spionagefall betroffen gewesen, hochgerechnet ergebe sich eine Schadensumme von mindestens 2,8 Mrd. Euro. Experten rechnen jedoch mit einem weitaus größeren Betrag, da die Dunkelziffer hoch ist. Viele Firmen fürchten beispielsweise Reputationsverluste und zeigen interne Betrugsfälle nicht an.

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Der Studie zufolge ist mit 31,4 Prozent in fast jedem dritten Fall der Sachbearbeiter der Täter, dahinter folgen Facharbeiter und Management. Die Platzierung überrascht nicht: Sachbearbeiter haben in der Regel viele Zugriffsberechtigungen und kommen damit auch an sensibelste Informationen. Das korreliert mit den zumeist geringen Aufstiegschancen und dem damit verbundenen überschaubaren Gehalt, dass sie sich mit dem Verkauf von Daten aufbessern wollen.

Auch wenn laut Studie mit 57,6 Prozent überwiegend mittelständische Unternehmen in Deutschland vom illegalen Informationsabfluss betroffen sind, stehen fast immer Konzerne im Mittelpunkt der Öffentlichkeit - und der Kritik. Erst vor wenigen Tagen einigte sich der IT-Konzern Hewlett Packard (HP) in einem außergerichtlichen Vergleich mit Journalisten. Das Unternehmen hatte Medienvertreter, eigene Mitarbeiter und Verwaltungsratsmitglieder bespitzeln lassen, um herauszufinden, an welcher Stelle im Konzern Betriebsgeheimnisse an die Öffentlichkeit gelangten. Außerdem beschatteten Privatdetektive im HP-Auftrag die Leute und durchwühlten deren Müll. Einige Verfahren sind noch anhängig.

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FTD.de, 20.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Wikipedia/Alterego

 

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