Sie begann bei einem kalifornischen Hypothekenanbieter und hat inzwischen Märkte in aller Welt erfasst: Die Subprime-Krise um schlecht besicherte US-Immobilienkredite betrifft längst auch andere Branchen. Unter den Opfern sind zunehmend deutsche Unternehmen.


Diese Serie als RSS-Feed abonnieren FTD-Serie als RSS-Feed
Gastkommentar

Kenneth Rogoff: Mund halten und zuhören

Bei Finanzmarktkrisen in fremden Ländern und Regionen sparen die USA nie mit guten Ratschlägen. Nun sind sie selbst betroffen - und sollten die Erfahrungen anderer beim Krisenmanagement nutzen.

ZUM THEMA

Die monumentale Finanzkrise in den USA schreitet weiter voran, und man kann nur hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger in den Vereinigten Staaten beim Befolgen von Ratschlägen aus Entwicklungsländern wenigstens halb so gut sind wie im Erteilen derselben. Jedoch scheinen die Amerikaner nicht zu erkennen, dass ihre Subprime-Krise mit vielen Bankenkrisen auf der ganzen Welt nach 1945 allzu viel gemeinsam hat.

Eine große Chance in der Krise besteht darin, dass es auf der Welt, vor allem aber in den Schwellenländern, viele hervorragende ehemalige und amtierende Entscheidungsträger gibt, denen die Umstände der US-Finanzmarktkrise sicher bekannt vorkommen. Würden die Verantwortlichen in den USA nur einmal zuhören, bekämen sie von diesen Experten vielleicht die eine oder andere Idee geliefert, wie man mit Finanzkrisen umgeht und diese übersteht.

Parallelen mit früheren Krisen

Unglücklicherweise ist es nicht übertrieben zu sagen, dass zwischen der gegenwärtigen Krise in den USA und früheren Finanzkrisen Parallelen bestehen. Die qualitativen Parallelen sind offenkundig: Banken, die nicht in den Bilanzen ausgewiesene Kredite zur Finanzierung hochriskanter Geschäfte benutzen, exotische neue Finanzinstrumente sowie ein übertriebener Überschwang angesichts der Verlockung neuer Märkte.

Es liegen aber auch quantitative Parallelen vor. Carmen Reinhart, Professorin an der University of Maryland, und ich haben die Zeit vor der amerikanischen Subprime-Krise systematisch mit den Zeiten vor den 19 schlimmsten Finanzkrisen der vergangenen 60 Jahre in den Industrieländern verglichen. Dazu zählten die massiven Krisen in den skandinavischen Ländern, Spanien und Japan ebenso wie weniger bedeutende Ereignisse, etwa die Spar- und Kreditkrisen der 80er-Jahre in den USA.

Bei praktisch allen wichtigen Indikatoren - steigende Aktien- und Immobilienpreise, Handelsbilanzdefizite, wachsende Staatsschulden und private Verschuldung - sowie bei den Wachstumskurven im Vorfeld der Krise befinden sich die USA in der Gefahrenzone. Einfach ausgedrückt kann man sagen, dass rasant wachsende Kapitalzuflüsse in die USA die Zinssätze künstlich niedrig hielten und Preise für Vermögenswerte in die Höhe trieben. Das führte zu einer gewissen Laxheit im Bankwesen und im Umgang mit Kontrollstandards und letztlich auch zum Zusammenbruch.

Als Asien und Lateinamerika in den 90er-Jahren und am Anfang des neuen Jahrtausends ihre jeweiligen Finanzkrisen durchlebten, nahmen sie sich nicht nur den Rat des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Herzen, sondern auch die Empfehlungen einer Reihe kleinerer Ausschüsse, denen erfahrene Persönlichkeiten aus verschiedenen Fachbereichen angehörten. Genau das sollten jetzt auch die USA tun. Der Chef des IWF, Dominique Strauss-Kahn, könnte mühelos ein hervorragendes Gremium mit Persönlichkeiten aus ehemaligen Krisenländern wie Mexiko, Brasilien, Südkorea, der Türkei, Japan und Schweden zusammenstellen. Von Argentinien, Russland, Chile und vielen anderen ganz zu schweigen.

Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

 

Aus der FTD vom 18.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

 FTD-Services 

 Nachrichten 

Leitartikel

Saarland - Vor dem Wirtschaftsbeben

Auf die jüngsten Erdstöße im Saarland wird ein schweres wirtschaftliches und politisches Nachbeben folgen. mehr

Leitartikel

Konjunktur - Spuren einer Brechstange

Innerhalb von nur zwei Jahren ist Deutschlands einst hohes Staatsdefizit verschwunden. mehr

Kommentar

Fall Liechtenstein - Kein Steuer-Bluff

Wenn der Ermittlungsapparat einmal läuft, gibt es kein Entrinnen mehr. mehr

Pressestimmen

Schwarz-Grün: "Wann, wenn nicht jetzt?"

Eine schwarz-grüne Koalition darf die Regierungsfähigkeit nicht mindern, finden die Kommentatoren deutscher Tageszeitungen. mehr

Leitartikel

Hamburg-Wahl - Seitensprung nach rechts

Schulter an Schulter mit der SPD stiegen die Grünen auf zu Macht und Regierungsämtern, erst in den Ländern, später auch im Bund. mehr

Leitartikel

Visa - Die Gunst der Stunde

Mit Geld kann man tatsächlich noch Geld verdienen. mehr

Kommentar

Unentschlossene Genossen

Die SPD hat ihr Verhältnis zur Linken nicht geklärt. mehr

Kommentar

Trotz Erfolg zu Disziplin verdammt

Die konservative Anlagepolitik der Münchener Rück hat sich bewährt. mehr

Pressestimmen

Neue Farbenlehre in Hamburg

Die Kommentatoren deutscher Tageszeitungen bewerten die Strahlkraft von Schwarz-Grün. mehr

Gastkommentar

Vaduz hat die Wahl

Das Fürstentum kann seinen Ruf retten und trotzdem seine Interessen wahren. mehr

Leitartikel

Blutige Symbolik im Nordirak

Die Chancen stehen gut, dass die türkische Bodenoffensive gegen die PKK die Region insgesamt nicht destabilisiert. mehr

Kommentar

Kosovo-Abspaltung mit Nebenwirkungen

Die Szenen, die aus Belgrad rund um die Welt gesendet wurden, waren nicht schön. mehr

Mehr News aus Kommentare

Kommentare als