Wenn Krater in den Bilanzen schon nicht mehr zu vermeiden sind, dann sollten die Banken wenigstens alle Risiken, die in ihren Geschäften noch schlummern, offen auf den Tisch legen.
Und doch nehmen die bösen Überraschungen kein Ende. Die Serie der Kommunikationsdesaster zieht sich von internationalen Großbanken wie der Citigroup und UBS über den Dax-Konzern Hypo Real Estate bis hin zu Skandalnudeln wie der IKB und einigen deutschen Landesbanken. Jetzt haben sich auch noch Credit Suisse und die BayernLB eingereiht und urplötzlich einen Korrekturbedarf in Milliardenhöhe entdeckt, von dem noch vor wenigen Tagen niemand etwas gewusst haben will.
Das weckt nicht nur neue Zweifel an den Managementfähigkeiten der Verantwortlichen. Es ist auch ein weiterer Rückschlag für all jene, die lange gehofft haben, dass sich diese Krise einfach aussitzen lässt. Die darauf setzen, dass sich die Turbulenzen wieder beruhigen und dass sich die Preise für in Verruf geratene Wertpapiere dann erholen werden.
Sie alle müssen feststellen, dass ihre Rechnung nicht aufgeht. Früher oder später sind die aufgelaufenen Verluste ergebniswirksam auszuweisen. Wer nicht wie die Deutsche Bank rechtzeitig ausgestiegen ist, gegen den läuft die Zeit.
Gerade der neue Fall BayernLB zeigt aber auch noch einmal, warum die Politik im Bankgeschäft nichts verloren hat. Nicht nur, dass sich die staatseigenen Landesbanken auffallend heftig verspekuliert haben. Auch ihr Krisenmanagement fällt noch eine Stufe schlechter aus als im Rest der Branche.
Als sei die Lage nicht heikel genug, versuchte man in München zuletzt auch noch Polit-Taktiererei: Da gibt es einen neuen Ministerpräsidenten sowie einen neuen CSU-Chef, die ein ökonomisch erfolgreiches Entree benötigen. Und da gibt es in Kürze Kommunalwahlen, später Landtagswahlen, die nicht gestört werden sollen. Jede Information wird so zum Politikum, vom erzwungenen Abgang des BayernLB-Chefs Werner Schmidt gar nicht zu reden.
In NRW übt sich der Ministerpräsident in einer Doppelrolle als Arbeiterführer und WestLB-Stratege, in Hessen wird die Zukunft der Helaba vom unentschiedenen politischen Machtkampf zwischen links und rechts überschattet. Und in Hamburg stellt die HSH Nordbank ihre Zahlen lieber auch erst nach dem Wahlsonntag vor. Doch eine Bank, die nicht nur wirtschaftlich, sondern auch parteipolitisch gefallen muss, hat es doppelt schwer. Den Preis zahlen auch jene, denen Bankaktien eigentlich egal sein können: die Steuerzahler.
Aus der FTD vom 20.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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