» Herr Henkel erklärt der FDP die Welt «

von David Böcking (Hamburg)

Die Hamburger FDP hat im Wahlkampf alles auf eine Karte gesetzt, jetzt bangt sie um den Einzug in die Bürgerschaft. Im Endspurt legt sich Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel für die Liberalen ins Zeug - und lässt ihren Spitzenkandidaten recht provinziell aussehen.

Gleich zu Anfang rutscht es Hans-Olaf Henkel heraus: Er wolle heute Abend eigentlich nicht über das FDP-Programm reden. "Wir haben ein vielleicht etwas anspruchsvolleres Thema". Verlegene Lacher, dann versucht der frühere BDI-Präsident ein wenig Wiedergutmachung. Es sei das erste Mal überhaupt, dass er eine Partei unterstütze. "Vielleicht ist es auch das letzte Mal."

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Dass Henkel mit 67 Jahren den Wahlkämpfer gibt, hat einen guten Grund: Bei der Bürgerschaftswahl am Sonntag wird es eng für die Hamburger Liberalen, die Umfragen sehen sie bei um die 5 Prozent. Und das in einer Stadt, in der die FDP einst selbstbewusst mitregierte und die prominente FDP-Mitglieder wie den Soziologen Ralf Dahrendorf hervorbrachte.

Dahrendorf ist dann auch als Büste auf der Bühne präsent, als Spitzenkandidat Hinnerk Fock das Publikum im Logensaal der Hamburger Kammerspiele begrüßt. Fock ist ein früherer Bezirksamtsleiter aus dem Stadtteil Altona, der ausgerechnet von einer schwarz-grünen Regierung von seinem Posten vertrieben wurde. Vielleicht hat er seinen Wahlkampf deshalb zu großen Teilen auf die Verhinderung eines Bündnisses zwischen Union und Grünen ausgelegt. Er sei "froh, wenn es am Sonntag vorbei ist", gesteht der 64-Jährige Fliegenträger.

Festgelegt: Hinnerk Fock will in Hamburg nur mit der Union regieren
 Festgelegt: Hinnerk Fock will in Hamburg nur mit der Union regieren

Zwar hat Fock sich in den letzten Monaten mühsam an die Fünf-Prozent-Marke herangekämpft, für eine schwarz-gelbe Mehrheit reicht es aber nach den derzeitigen Zahlen nicht. Jedes Dreierbündnis schloss Fock frühzeitig aus. Jetzt beobachtet er entsetzt, dass in Hessen, wo die FDP bislang ähnlich konsequent ist, sich die SPD möglicherweise von der Linken tolerieren lässt. "Alles, was wir mal wussten, gilt nicht mehr", ruft Fock. Demonstrative Empörung gelingt dem eigentlich sanftmütigen Kandidaten nicht so gut.

Das sieht bei Henkel anders aus. Als BDI-Präsident war er als wenig diplomatisch bekannt und daran hat sich nichts geändert. "Nationale Rattenfänger" seien derzeit unterwegs und versuchten, "Verstöße gegen die Marktwirtschaft dem System vor die Füße zu werfen". Henkel spricht von der Affäre um Steuerhinterziehungen, die mit dem Postchef Klaus Zumwinkel ihren Anfang nahm. Ein Einzelfall meint Henkel, er glaube nicht, dass man noch einen Dax-Vorstand erwischen werde.

"Hamburg und die Globalisierung" ist Henkels Thema. In fünf Punkten erklärt er den anwesenden FDP-Anhängern, wie sie die Vorzüge des weltweiten Warenverkehrs "auch der grünen Tochter und dem linken Sohn" schmackhaft machen können. Es wirkt ein bisschen wie ein Uniseminar - allerdings von einem Dozenten, der alle Regionen, von denen er spricht, persönlich kennt.

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FTD.de, 21.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa

 

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