Polizei sichert ausgebrannte US-Botschaft

Nach den schweren Ausschreitungen gegen ausländische Botschaften in der serbischen Hauptstadt Belgrad hat die Spezialpolizei den Schutz der diplomatischen Vertretungen übernommen. In der US-Botschaft wurde eine verkohlte Leiche entdeckt.

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Sonderverbände standen am Freitagmorgen vor allem vor der teilweise ausgebrannten US-Botschaft und der albanischen Vertretung. In der Nacht hatte ein Sprecher der US- Botschaft mitgeteilt, dass es sich bei einer im verwüsteten Gebäude gefundenen verkohlten Leiche nicht um einen Mitarbeiter, sondern wahrscheinlich um einen Demonstranten handele. Der UN-Sicherheitsrat hatte die Angriffe der meist jugendlichen Gewalttäter auch auf die Botschaften Kroatiens, Deutschlands und der Türkei scharf verurteilt.

Demonstranten setzten die US-Botschaft in Belgrad in Brand
 Demonstranten setzten die US-Botschaft in Belgrad in Brand

Unterdessen hat eine Diskussion über die Ursachen und Hintergründe der Zerstörungen und Plünderungen begonnen. "Es gibt viele Jugendliche, die sich einfach nur prügeln wollen", zitierte der Radiosender B92 am Freitag heimische Experten. Schließlich seien viele der Randalierer "Opfer der Manipulation" durch die Politiker geworden, die Gewalt verharmlosten. Reporter hatten am Vorabend von wahlloser "blinder Gewalt" berichtet.

Die renommierte Zeitung "Blic" zitierte den Regierungschef Vojislav Kostunica aus dem Stenogramm einer Kabinettssitzung nach den ersten Angriffen auf die US-Botschaft Anfang dieser Woche. Er habe auf die Kritik des Verteidigungsministers Dragan Sutanovic an den Beschädigungen mit den Worten reagiert: "Diese Leute, die Hooligans, wie Ihr sie nennt, haben nur auf die Verletzung des internationalen Rechts reagiert." Kostunica spielte offensichtlich auf seine Vorwürfe an, die USA und die EU-Mitglieder hätten mit der Unterstützung der Unabhängigkeit Kosovos internationales Recht gebrochen.

Serbiens Außenminister Jeremic sagte Reuters, die Übergriffe seien bedauerlich. "Sie schädigen das Ansehen Serbiens im Ausland, sie spiegeln nicht das kollektive Gefühl des serbischen Volkes wider." Es habe sich offensichtlich um "organisierte Gruppen von Vandalen" gehandelt. Allerdings stehe Serbien derzeit unter Spannung. "Die Atmosphäre ist kurz vor dem Überkochen." Das Volk sei mit dem Verlust einer Provinz konfrontiert, die es als Wiege der Nation ansehe.

Die bislang serbische Provinz Kosovo hatte sich am Sonntag einseitig für unabhängig erklärt. Die Regierung in Belgrad, ihr Verbündeter Russland und auch mehrere andere Staaten lehnen das ab. Sie sehen in der Abspaltung ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Die USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und mehrere andere Länder haben den neuen Staat indes anerkannt.

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dpa, 22.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters

 

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