Es würden erste Gespräche mit Interessenten geführt, sagte eine Sprecherin am Mittwoch in Hamburg der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das Unternehmen erhält derzeit eine Holding-Struktur, bei der das DSL-Geschäft in einen eigenen Bereich ausgegliedert wird. Zuvor waren Gespräche über einen Kauf der DSL-Sparte mit dem Wettbewerber United Internet gescheitert, der über ein Zwischengesellschaft zusammen mit Drillisch an Freenet beteiligt ist.
Freenet setzt nun auf das Geschäft mit mobilen Internet und Inhalten. "Zum Ausbau dieser Geschäfte brauchen wir nicht zwingend ein eigenes DSL-Geschäft", sagte Vorstandschef Eckhard Spoerr. Er ließ offen, welche Unternehmen an dem DSL-Geschäft mit seinen rund 1,3 Millionen Kunden Interesse angemeldet haben. Der Erlös aus dem Verkauf könnte an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
Mit dieser sehr unbestimmten Ankündigung kommt neue Spannung in das seit Monaten laufende Gezerre um eine Aufspaltung des norddeutschen DSL- und Mobilfunkdienstleisters. Spoerr wird von seinen Großaktionären seit längerem zu einem getrennten Verkauf der beiden Geschäftsbereiche gedrängt. Der Mobilfunkdienstleister Drillisch hält gemeinsam mit United Internet eine Sperrminorität an Freenet. Zweitgrößter Eigner ist die Beteiligungsgesellschaft Vatas mit 22 Prozent. United Internet hat es auf das DSL-Geschäft des Hamburger Konkurrenten abgesehen, Drillisch auf den Freenet-Mobilfunk. Entsprechende Gespräche zwischen den beiden Parteien waren aber abgeblasen worden. Spoerr hat noch vor wenigen Tagen auf eine Übernahme durch United Internet gepocht und dem Internetanbieter ein Spiel auf Zeit vorgeworfen.
Freenet war erst vor einem Jahr durch die Fusion von Mobilcom und der Freenet.de AG entstanden. Eine Umkehr der Verschmelzung bewerteten Experten aber als sinnvoll, da das Unternehmen nur Rang fünf unter den DSL-Anbietern einnimmt. Der Abstand zu den Marktführern konnte die Gesellschaft in den vergangenen Quartalen nicht verringern.
Mit dem Verfall der DSL-Tarife ist zudem der Konsolidierungsdruck auf dem deutschen Breitbandmarkt gestiegen. Wettbewerber wie AOL haben daher ihr Zugangsgeschäft bereits veräußert. Nach Einschätzung von Experten werden daraus neben der Deutschen Telekom die Wettbewerber Telefónica/O2 und Vodafone mit der Tochter Arcor als Gewinner hervorgehen. Daneben versucht United Internet seine Position als Anbieter mit den meisten DSL-Kunden nach der Telekom zu behaupten und hat sich dazu an freenet und Versatel beteiligt.
Mit einem Verkauf des DSL-Geschäfts will Spoerr den Aktienkurs seiner Gesellschaft steigern. Aktuell sei darin der Breitbandbereich nicht ausreichend berücksichtigt. "Mit dieser Situation sind wir absolut unzufrieden", sagte der Vorstandsvorsitzende. "Daher planen wir auch ein Aktienrückkaufsprogramm aufzusetzen." Der Aufsichtsrat soll diesem in den kommenden Wochen zustimmen. Die Freenet-Aktie legte nach der Ankündigung zwischenzeitlich um 14 Prozent zu und notierte zuletzt 12 Prozent fester. Sie war damit weitaus größter Gewinner im Technologieindex TecDax.
Spoerr äußerte sich zufrieden über das Geschäft im abgelaufenen Geschäftsjahr. Für 2007 hatte die Gesellschaft einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 250 Mio. Euro und einen Vorsteuergewinn von 160 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Die abschließenden Arbeiten an dem Jahresabschluss liefen noch, aber es gebe keinen Grund zu der Annahme, dass die Ergebnisziele nicht erreicht würden, sagte der Manager. Freenet will am 3. März seine Bilanz für das Jahr 2007 vorlegen.
Unterdessen wurde der frühere Chef der Deutschen Telekom, Kai-Uwe Ricke, in den Aufsichtsrat des Konkurrenten United Internet berufen. Der 46-jährige Ricke trete die Nachfolge des kürzlich verstorbenen Aufsehers Bernhard Dorn an, teilte der Internet- Dienstleister am Mittwoch in Montabaur mit. Ricke war Mitte 2006 auf Druck der Bundesregierung als Telekom-Chef ausgeschieden und zog danach in den Aufsichtsrat von Kabel Baden-Württemberg ein, einem direkten Konkurrenten des Bonner Marktführers. Kabel Baden-Württemberg macht wie United Internet vor allem bei schnellen Internetverbindungen der Telekom das Leben schwer.
FTD.de, 20.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa
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