Der Sturm hat keine Vorboten geschickt am Mittwochabend nach Berlin. Gelöst sitzt René Obermann im Interview, eines möchte er unbedingt noch loswerden: "Ich habe ein wirklich gutes Arbeitsverhältnis zu Dr. Zumwinkel". Das habe in dieser Deutlichkeit schließlich noch niemand aufgeschrieben.
Spätestens am nächsten Morgen - im Fernsehen laufen die Bilder von der Zumwinkel-Razzia - wird er gewusst haben: Das "Arbeitsverhältnis" zu seinem Chefaufseher gehört schneller der Vergangenheit an, als jemals jemand ahnen durfte. Seit Zumwinkels Rücktritt von dem Posten am Freitag drückt die Bundesregierung als größter Aktionär aufs Tempo. "Es werden jetzt intensivste Gespräche geführt", heißt es aus Berlin. Für Obermann naht der Zeitenwechsel.
Zumwinkel hatte 2006 die Ablösung von dessen Vorgänger Kai-Uwe Ricke organisiert - und Obermann als persönlichen Favoriten an der Telekom-Spitze installiert. Das Kalkül: Der Ex-T-Mobile-Chef werde den Kostendruck schneller lindern als Ricke und weniger brachial vorgehen als ein Externer. Obermanns Kurs, sich auf die Sanierung des Deutschlandgeschäfts und um die Verschlankung der Personalkosten zu konzentrieren, hat Zumwinkel unterstützt.
Ein neuer Chefaufseher könnte den Druck auf Obermann erheblich steigern: Mit knapp über 13 Euro liegt der Aktienkurs derzeit unter dem Wert bei seinem Amtsantritt. Freilich hat die T-Aktie zuletzt unter den Finanzmarktturbulenzen gelitten. Dennoch vermisst mancher Investor eine Vision, wohin die Telekom eigentlich will. So hatte gerade Großaktionär Blackstone gefordert, das Geschäftskundensegment T-Systems zu sanieren.
Auf der Liste der Kandidaten, die im Gespräch sind, stehen harte Durchgreifer, wie etwa Continental-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg. Berlin liebäugelt mit Linde-Chef Wolfgang Reitzle. Dieser hatte im Linde-Konzern den größten Umbau der Geschichte ohne größere Reibereien mit den Gewerkschaften und Investoren geschafft. Ein Spagat, den auch Obermann mit dem Bund im Rücken bewerkstelligen muss.
Dass auch der Ex-Monopolist noch Bedarf hat, Kosten zu reduzieren, daran lässt Obermann keinen Zweifel: "Unsere Personalkosten sind noch nicht auf dem Niveau unserer Wettbewerber." Allein Reitzle ziert sich, und so sind auch Noch-Henkel-Chef Ulrich Lehner und Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber im Gespräch. Blackstone möchte einen internationalen Manager auf dem Posten.
Bis zur nächsten ordentlichen Aufsichtsratssitzung am 27. Februar werden die Beteiligten mit der Entscheidung kaum warten können. In wenigen Tagen schon dürfte Obermann wissen, mit wem sein neues Arbeitsverhältnis beginnt.
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Aus der FTD vom 18.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD/Marc-Steffen Unger
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