Allianz zieht Reißleine bei Dresdner

von Christine Mai und Herbert Fromme (München)

Die Dresdner Bank ist weitaus stärker von der Finanzkrise betroffen als bisher bekannt und steuert daher im Investmentbanking um. Wie die Allianz-Tochter am Donnerstag mitteilte, muss sie ihre milliardenschwere Zweckgesellschaft "K2" mit einer Liquiditätslinie stützen.

ZUM THEMA

Allianz-Vorstandschef Michael Diekmann kündigte in München zudem an, die Bank werde das Geschäft mit außerbilanziellen Investmentvehikeln (Structured Investment Vehicles, SIVs) zurückfahren. Die Investmentbank Dresdner Kleinwort dampft auch ihre Aktivitäten mit strukturierten Kreditprodukten ein und streicht 450 Stellen. Ein Großteil davon sei schon abgebaut.

Die Probleme der Dresdner überschatten das Rekordergebnis der Allianz, die 2007 einen Überschuss von 8 Mrd. Euro erzielt hat - und erhöhen den Druck auf die Konzernspitze, sich um die Zukunft des Instituts Gedanken zu machen. Nach FTD-Informationen hat die Allianz Interesse an einem Kauf der Postbank, durch den sie die Dresdner stärken könnte. Denkbar ist, dass der Münchner Konzern die Privatkundensegmente der beiden Institute zusammenlegt und die Investmentbank abspaltet und verkauft.

Diekmann wollte sich zu einem möglichen Angebot für die Postbank nicht äußern. Er sagte nur, er begrüße, dass nun Bewegung in den deutschen Markt komme. "Wir werden uns mit dem Thema intensiv auseinandersetzen", so Diekkmann. Über die Zukunft der Investmentbank wolle er nicht spekulieren. Die Chefs von Dresdner Bank und Dresdner Kleinwort, Herbert Walter und Stefan Jentzsch, hätten das Vertrauen des Vorstands.

Diekmann hält sich zu den Zielen für das laufende Jahr bedeckt
 Diekmann hält sich zu den Zielen für das laufende Jahr bedeckt

Insgesamt musste die Dresdner Bank 2007 im Zusammenhang mit der Krise am US-Markt für zweitklassige Hypotheken (Subprime) rund 1,3 Mrd. Euro abschreiben - mehr als 900 Mio. Euro davon im vierten Quartal. Controlling-Vorstand Helmut Perlet schloss weitere Belastungen nicht aus. Im ersten Quartal 2008 könnten Abschreibungen von 300 bis 400 Mio. Euro anfallen, sagte er.

Mit dem Rettungsplan für K2 folgt die Dresdner Bank Instituten wie der Citigroup. SIVs, in denen Banken komplexe Wertpapiere gebündelt haben, sind mit Beginn der Krise an den Finanzmärkten in Bedrängnis geraten, weil sich die kurzfristige Schuldenaufnahme stark verteuert und gleichzeitig das aus Schuldverschreibungen bestehendes Anlagevermögen an Wert verloren hat. Die Rettungsaktionen sollen sicherstellen, dass die Schulden zurückgezahlt werden und ein verlustreicher Verkauf von Wertpapieren verhindert wird.

Welche Kosten der Dresdner bei K2 entstehen, sagte das Institut nicht. Die Eigenkapitalausstattung sei nicht gefährdet, betonte Perlet. Das Anlagevolumen von K2 ist nach Angaben des Konzerns von 31,2 Mrd. Euro auf heute 18,8 Mrd. Euro reduziert worden. Bei den Verkäufen habe die Allianz nur geringe Abschläge auf den Nominalwert hinnehmen müssen, sagte Perlet.

Trotz der schwachen Ergebnisse der Dresdner Bank erwartet Diekmann, dass der Allianz-Konzern auch 2008 den operativen Gewinn um zehn Prozent steigern kann - das hatte Diekmann 2006 als Ziel für die durchschnittliche mittelfristige Steigerung verkündet. 2007 hatte die Allianz weltweit operativ 10,9 Mrd. Euro verdient, neun Prozent mehr als im Vorjahr. Nach Steuern meldete das Unternehmen einen Gewinn von 8 Mrd. Euro verglichen mit 7 Mrd. Euro - der höchste je von einer deutschen Gesellschaft gemeldete Jahresgewinn. Die Allianz-Aktie stieg am Donnerstag um 0,8 Prozent auf 118,44 Euro.

Für das Bankgeschäft, das sechs Prozent des Umsatzes der Gruppe ausmacht, könne er "keine zuverlässige Prognose" abgeben, sagte Diekmann. Finanzdienstleistern ständen "Monate der Unsicherheit" bevor. Sie böten Risiken und Chancen: "Mitten in einer Phase der Umwälzung der Kapitalmärkte und der Finanzbranche bedarf es daher jetzt starker Nerven und eines klaren Kurses." Aus den Kapitalanlagen der Versicherer erwartet die Allianz keine Belastung aus der Kreditkrise.

Kursinformationen

Name Aktuell
% abs.
ALLIANZ SE VINK.NAME.. 118,10 EUR 1,67 % 1,94
Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

 

Aus der FTD vom 22.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg

 

 FTD-Services 

 Firmen des Tages 

 Nachrichten 

Sarasin legt trotz Krise zu

Die börsennotierte Schweizer Bank will ihr Kerngeschäft mit Millionären ausweiten. mehr

Private-Equity-Firma übernimmt Getty Images

Die Anleger an der Wall Street nahmen die Nachricht positiv auf. mehr

Visa kündigt Mega-Börsengang an

Die Erstnotierung des Kreditkartenkonzerns wäre die bisher größte in der US-Geschichte. mehr

GDL weist Bahn-Entwurf zurück

Werden sich die Tarifpartner nicht einig, drohen neue Streiks. mehr

Hochtief wähnt sich in Sicherheit

Doch der spanische Baukonzern ACS erhöht seine Anteile am Wettbewerber Hochtief immer weiter. mehr

Bahn sondiert in Norditalien

Die Deutsche Bahn (DB) will im Regional- und Stadtverkehr europaweit kräftig expandieren. mehr

Dresdner Bank hat hart zu kämpfen

Das Schweigen von Allianz-Chef Michael Diekmann zur Zukunft seines Sorgenkinds verheißt für sie nichts Gutes. mehr

Von Mellon zu Ambac

Ein historisches Beispiel stimmt optimistisch für die Rettung der angeschlagenen Anleiheversicherer. mehr

Explosion legt Porsche-Produktion lahm

Bei dem Unfall in der Lackiererei wurden Mitarbeiter verletzt. mehr

Das teuerste Trikot der Welt

Nikes Ausrüstervertrag mit Frankreichs Fußballnationalmannschaft hat es in sich. mehr

Centrotherm verdoppelt Gewinn

Die Aktie des Solarunternehmens legte kräftig zu. mehr

Philips sichert sich Mehrheit an Respironics

Eine kleine Hürde muss der niederländische Elektronikkonzern allerdings noch überwinden. mehr

Mehr News aus Unternehmen

Unternehmen als
 


 

(€) Energie

(€) Best of European Business

(€) Auslandsgeschäft