Merck motzt Dividende auf

Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck zahlt seinen Aktionären für 2007 eine deutlich höhere Dividende als im Vorjahr. Doch damit nicht genug: Oben drauf kommt noch ein dicker Bonus.

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Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck lässt seine Aktionäre mit einer hohen Sonderdividende am Verkauf des Generika-Geschäfts teilhaben. Die Veräußerung an den US-Pharmakonzern Mylan, die Merck allein 3,47 Mrd. Euro in die Kassen spülte, blähte den Konzerngewinn nach Anteilen Dritter 2007 auf 3,5 Mrd. Euro auf, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte noch ein Gewinn von 983 Mio. Euro zu Buche gestanden. Merck schlägt zwei Euro Bonus je Aktie vor, der zur Dividende von 1,20 Euro hinzukommt. Für 2006 waren insgesamt 1,05 Euro je Aktie ausgeschüttet worden.

An der Börse konnte das die Enttäuschung darüber nicht aufwiegen, dass der operative Gewinn im vierten Quartal deutlich schwächer ausfiel als von Analysten erwartet. Die Merck-Aktie fiel um 1,9 Prozent auf 82,91 Euro und lag damit als einziger Wert im Dax im Minus.

Die Geschäftsleitung zog dennoch eine positive Bilanz. "Merck hat im Geschäftsjahr 2007 Bedeutendes erreicht: Die erfolgreiche Integration von Serono, der Verkauf von Generics sowie die Kapitalerhöhung führten zu einem sehr niedrigen Stand der Nettoverschuldung zum Jahresende", bilanzierte Vorstandschef Karl-Ludwig Kley. "Alles, aber auch wirklich alles klappte so, wie wir es uns vorgestellt hatten."

Serono beschert Merck hohen Umsatz

Dank der Übernahme des Schweizer Biotechunternehmens Serono überstiegen die Gesamterlöse - Umsätze und Lizenzerträge - bei Merck erstmals 7 Mrd. Euro. Dabei profitierte das Unternehmen vom starken Geschäft mit dem Krebsmittel Erbitux sowie dem Multiple-Sklerose-Mittel Rebif. 7,06 Mrd. Euro Umsatz waren 58 Prozent mehr als 2006. Auf vergleichbarer Basis betrug das Plus 5,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Der operative Gewinn stieg 2007 um 22 Prozent auf 976 Mio. Euro. Im Schlussquartal brach er überraschend um 21 Prozent auf 166 Mio. Euro ein. Analysten hatten fast 100 Mio. Euro mehr erwartet. Merck führte den Rückgang auf Wertberichtigungen von 53,6 Mio. Euro auf das Aids-Medikament Serostim zurück. Für die Integration von Serono habe Merck zudem bereits im vierten Quartal 75 Mio. Euro statt der geplanten 35 Mio. Euro verbucht.

Für das laufende Jahr gab sich die Geschäftsleitung optimistisch. "Selbst in den derzeit unsicheren wirtschaftlichen Zeiten erwarten wir für 2008 ein weiteres Geschäftsjahr mit solidem Wachstum für Merck", sagte Kley. Die Erlöse sollen sich um fünf bis neun Prozent erhöhen. Das operative Ergebnis werde in diesem Jahr zweistellig wachsen, sagte Finanzvorstand Michael Becker. Merck strebe eine operative Umsatzrendite vor Abschreibungen und Integrationskosten von 23 bis 27 (2007: 24,8) Prozent an.

Starker Euro bremst Flüssigkristall-Geschäft

Im Geschäft mit Flüssigkristallen, die in Flachbildschirmen und Handy-Displays eingesetzt werden, erwartet der Weltmarktführer allerdings einen Rückgang der Rendite auf 47 bis 52 Prozent. Schon 2007 war sie auf 53,1 (Vorjahr: 54,3) Prozent gesunken. Merck macht hier der starke Euro zu schaffen, weil das Geschäft zum Großteil in asiatischen Währungen abgerechnet wird.

Zudem wird der Wettbewerb mit Anbietern aus Fernost schärfer. 52 Prozent Rendite seien diesmal schwerer zu erreichen. Merck wolle aber den Vorsprung zur Konkurrenz halten, sagte Becker. Im Pharmageschäft konzentriere sich der Konzern auf die Weiterentwicklung von Erbitux. Das Krebsmedikament soll nach den Vorstellungen des Unternehmens 2008 die EU-Zulassung zur Erstbehandlung von fortgeschrittenem Darmkrebs erhalten.

Die gemeinsame Entwicklung des Krebs-Antikörpers Matuzumab mit dem japanischen Pharmakonzern Takeda geben beide Firmen auf. Eine Entscheidung, ob das Projekt ganz eingestellt wird, haben die Darmstädter allerdings noch nicht getroffen.


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MERCK KGAA INHABER-A.. 83,14 EUR 1,42 % 1,16
MYLAN INC. REGISTERE.. 8,70 EUR 0,00 % 0,00
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TAKEDA PHARMACEUTICA.. 36,80 EUR -4,04 % -1,55
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reuters, 18.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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