Die einstigen Familienfirmen haben es jahrelang versäumt, neue Märkte im Ausland zu erobern und Kosten zu senken. "Da wurde einfach vergessen, dass auch schönes Spielzeug wirtschaftlichen Gesetzen unterliegt", sagt ein Brancheninsider.
In Europa haben sich durch die Übernahmen der vergangenen Monate drei große Anbieter herauskristallisiert: Marktführer Märklin, der seit knapp zwei Jahren den Finanzinvestoren Kingsbridge und Goldman Sachs gehört. Dazu kommen die börsennotierte Hornby-Gruppe aus England und die Modellbahn Holding des bayerischen Unternehmers Franz-Josef Haslberger, der im Herbst 2007 zuerst Roco und vor zwei Wochen Fleischmann gekauft hat.
Am Anfang standen dabei die Marktbereinigung und Sanierung bei fast allen gekauften Firmen. Insgesamt fielen Hunderte Jobs weg, und Fabriken wurden nach Osteuropa verlagert. Nun beginnt die zweite Phase des Umbaus: die Expansion ins Ausland und in neue Segmente der Spielwarenindustrie. "Die größeren Marken sind in Mitteleuropa jetzt alle weg. Deshalb gibt es eigentlich keine lohnenden Zukaufsmöglichkeiten mehr", begründet Märklin-Chef Axel Dietz den Blick über den Tellerrand. Er selbst hatte 2007 für Märklin noch die kleineren Anbieter LGB und Hübner gekauft. Als Lokhersteller ist noch die Firma Piko aus Sonneberg in Thüringen selbstständig. Dazu gibt es einige Hersteller in Familienhand wie Faller, Noch und Vollmer, die Zubehör wie Modellhäuser herstellen.
Bei den aufgekauften Gesellschaften sind die neuen Eigner auf Wachstum außerhalb des Kerngeschäfts angewiesen. Der traditionelle Spielwarenmarkt, lässt man Computerspiele mal außen vor, schrumpft seit Jahren. Im Jahr 2007 gab es in Deutschland erstmals seit der Jahrtausendwende wieder einen leichten Anstieg des Branchenumsatzes auf rund 2,2 Mrd. Euro.
Modellbahnfirmen stehen trotzdem unter Druck, weil sie Kinder als Zielgruppe fast komplett an die Elektronikindustrie verloren haben. Meist spielen nur noch Väter mit teuren Modellbahnen. Märklin versucht deshalb mit Zirkusfiguren oder Agentenspielzeug, abseits des Kerngeschäfts Fuß zu fassen. Zudem drängt die Firma nach Russland, wo Märklin als Luxusmarke für die Oberschicht positioniert wird. Sogar Loks aus Gold sind geplant. In Japan verhandelt Firmenchef Dietz derzeit über eine Allianz.
Das alles soll helfen, die Zielvorgaben der Eigner aus der Finanzbranche zu erreichen. "Wir streben in fünf Jahren eine Gewinnmarge vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 20 Prozent an", sagte der Manager. Bislang hinkt Märklin bei der Profitabilität hinterher. Dieses Jahr soll unter dem Strich erstmals seit dem Verkauf wieder eine schwarze Zahl stehen. Details zum Ergebnis nennt Märklin nicht.
Der Rivale Hornby, der mit den Marken Arnold oder Heico in Deutschland aktiv ist, schaffte im Geschäftsjahr 2007 einen Gewinn von 7,3 Mio. Euro. Die operative Gewinnmarge lag bei 17,5 Prozent. Auch Hornby muss schleppende Geschäfte in Europa verkraften und sucht neue Märkte.
Außerdem habe man die Strategie, "zu diversifizieren und den Umsatzstrom aus verwandten Produktkategorien zu stärken", schrieb Hornby-Chairman Neil Johnson unlängst an seine Aktionäre.
Roco, das nach einer Pleite von der als Hausbank fungierenden österreichischen Raiffeisenbank im September 2007 zu 74 Prozent an die Modelleisenbahn Holding verkauft wurde, schaffte 2007 eine operative Marge von elf Prozent. Dabei wuchs Roco vor allem "in einigen jungen Märkten", so die Firma. Im Hauptmarkt Deutschland stagniert das Geschäft.
Hinter der Modelleisenbahn Holding steht Franz-Josef Haslberger, der mit der Mörtelfirma Hasit reich wurde. Mit seinem neuesten Zukauf, der starken Marke Fleischmann, wird der Manager auch auf neue Märkte bauen. Der Kaufpreis für Fleischmann mit 21 Mio. Euro Jahresumsatz ist nicht bekannt.
Aus der FTD vom 26.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: www.maerklin.de
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