Hintergrundbericht

Polo BlueMotion - nüchtern, aber überzeugend

VW Up und Audi A2 sind die kleinen Hoffnungsträger des VW-Konzerns. Bis die Sparautos serienreif sind, muss der Polo BlueMotion in die Bresche springen. Doch dem fehlt der Pep vieler Kleinsparer-Konkurrenten.

"Das ist so ein tolles Auto", befindet die Nachbarin, als sie mit der Einkaufstüte in der Hand den Polo BlueMotion umrundet. Man zieht darob die Stirn in Falten und schaut sich den graublauen Kleinwagen noch einmal genau an: Er steht da wie ein Buchhalter, der immer pünktlich zur Arbeit erscheint und in seinem Leben noch nie einen Bleistift aus dem Büro geklaut hat. Ein vernünftiges Auto? Gewiss. Praktisch? Allemal. Sparsam? Und wie. Aber auch toll?

Nach dem Öffnen des graublauen Verschlags schweift das Auge über graue Plastikwüsten und sucht vergeblich nach einem Ort, an dem es verweilen könnte, ohne schon nach kurzer Zeit angeödet zu werden. Bei aller Nüchternheit ist das Polo-Interieur nicht einmal besonders praktisch - sinnvolle Ablagen zum Beispiel sind Mangelware.

Mit den pfiffigen Cockpits eines Mini oder Fiat 500 kann der VW jedenfalls nicht mithalten. Mit einem Preis von 16.300 Euro ist der Polo zwar deutlich billiger als der ebenso sparsame Mini Diesel (19.400 Euro). Ein Fiat 500 mit 75 PS-Diesel aber verbraucht ohne besonderes Spritspar-Paket nur marginal mehr als der Polo und kostet 12.500 Euro.

Lust am Geizen

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Immerhin weckt selbst eine graue Maus wie der Polo BlueMotion die Lust am Geizen: Um wieviel kann man den Verbrauch wohl noch drücken, wenn man besonders früh hoch schaltet, die (konsequenterweise nicht serienmäßige) Klimaanlage ausgeschaltet lässt und an jedem Berg den Schwung mitnimmt?

3,9 Liter Durchschnittsverbrauch lautet die Werksangabe. In der Praxis sind vier bis fünf Liter realistisch. Die Beschleunigung des 80 PS starken Wägelchens ist im Alltag völlig ausreichend. An das brummige Motorengeräusch und Drehzahlen knapp über Zimmertemperatur gewöhnt man sich. Ein Nachteil des Sparsamkeits-Trimms allerdings ist der quälend lang übersetzte fünfte Gang. Eine sechste Stufe vermisst man schmerzlich.

In der Summe seiner Eigenschaften ist der Polo BlueMotion trotzdem ein überzeugendes Auto. Für Vielfahrer rechnet sich der moderate Aufpreis zum normalen Polo 1.4 TDI schnell. Im Fünftürer gibt es dazu genug Platz für vier Personen - davon kann man in den Dreitürern Mini oder Fiat 500 nur träumen.

Den Vorteil des Fünftürers teilt sich der Polo mit dem etwas billigeren Seat Ibiza Ecomotive, der als Sparmobil mit dem gleichen 80 PS-Motor angeboten wird. Allerdings verzichtet der Spanier auf strömungsgünstige Verkleidungen am Unterboden und am Kühler, die im Polo zum Einsatz kommen.

Trotzdem verbraucht der leichte Seat mit 3,8 Litern zumindest auf dem Papier sogar noch 0,1 Liter weniger als der deutsche VW-Genosse. Wie VW seine BlueMotion-Familie könnte auch Seat – abhängig von den Verkaufszahlen des Ibiza seine Sparer-Palette ausweiten: Ein Altea oder Leon Ecomotive zum Beispiel könnte den 1,9 TDI-Motor des Passat BlueMotion unter der Haube haben.

Mäßige Verkaufszahlen

In den Verkaufszahlen hat sich Volkswagens BlueMotion-Konzept beim Polo bislang eher mäßig niedergeschlagen. Der Anteil des BlueMotion an allen in Deutschland verkauften Polo-Fahrzeugen ist in diesem Jahr immerhin auf fünf Prozent gestiegen - im Januar lag er noch bei 2 Prozent. Der aktuelle Anteil des "normalen" Polo 1.4 TDI mit 80 PS liegt ebenfalls bei 5 Prozent. Die meistbestellte Motorisierung bleibt aber der Benziner mit 80 PS (aktuell 26 Prozent), meistgeorderter Diesel der 1.4 TDI 70 PS (neun Prozent).

In Zeiten, in denen Klimaschutz fließend in Klimahysterie übergeht - der Bereich Transport und Verkehr ist nur zu 13 Prozent am weltweiten Ausstoß aller künstlichen Treibhausgase beteiligt - werden sparsamere Motoren zu einem der wichtigsten Verkaufsargumente.

Emotionen für Kleinsparer?

Gleichzeitig dürfen aber Optik, Fahrspaß und Image nicht flöten gehen. Denn so sehr Politik und Umwelt-Lobby auch versuchen, dem Auto die Begehrlichkeit zu entziehen: Für viele Menschen bleibt ihr fahrbarer Untersatz ein emotionsgeladenes Statussymbol. Dass das nicht unbedingt gleichbedeutend ist mit dicken Schlappen und viel PS, zeigen Erfolgsmodelle wie der Mini, der Fiat 500 oder der 1er BMW.

Nachdem VW Lupo und Audi A2 sang- und klanglos eingestellt wurden, hat der Volkswagen-Konzern das Segment der Kleinsparer weitgehend der Konkurrenz überlassen.

Der Polo BlueMotion hält momentan ziemlich einsam die Fahne hoch. Der neue Lupo - alias VW Up - sowie der Audi A1 wurden mit viel Tamtam angekündigt und versprechen wieder mehr Pfiff und Spaß am kleinen Auto. Sie werden sich aber der bereits etablierten Konkurrenz aus Mini, Twingo oder Fiat 500 gegenüber sehen.

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pressinform, 09.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland

 

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