Derzeit halten die Stuttgarter rund 31 Prozent. Auf 51 Prozent aufzustocken würde nach aktuellem VW-Aktienkurs rund 10 Mrd. Euro kosten. Bereits am Morgen hatte VW die Übernahme der Mehrheit am Lkw-Hersteller Scania bekannt gegeben. VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Großeigner Ferdinand Piëch hatte die schwedische Unternehmerfamilie Wallenberg überzeugt, ihren Stimmrechtsanteil von 30,62 Prozent für 2,9 Mrd. Euro abzugeben. VW hält nun 68,6 Prozent.
Der Schritt ebnet den Weg zum Aufbau eines neuen paneuropäischen Lkw-Konzerns. VW hält 29,9 Prozent der Stimmrechte am Scania-Konkurrenten MAN und ist damit dessen größter Aktionär. Zwar bestritt VW-Vorstandschef Martin Winterkorn in Stockholm, eine Fusion zwischen MAN und Scania zu planen: "Scania wird eine börsennotierte Gesellschaft bleiben." Ein Übernahmeangebot für die restlichen Anteile werde es nicht geben. VW führe bereits acht Marken, neben VW etwa auch Audi, Seat und Skoda. "Wir können auch noch eine neunte Marke managen", sagte er.
Allerdings hieß es von Verhandlungsteilnehmern in Hintergrundgesprächen, VW werde nun auf eine starke Zusammenarbeit zwischen Scania, MAN und VW dringen. Als wichtigstes Projekt gilt die gemeinsame Entwicklung einer neuen Lkw-Motorengeneration, die bis 2012 fertig sein muss. MAN hatte im vergangenen Jahr selbst versucht, Scania zu übernehmen. Daraufhin war VW bei MAN eingestiegen.
Der strategische Doppelschlag versetzt die Familien Piëch und Porsche in eine in der Branche einmalige Lage: Selbst absatzstärkere Pkw-Hersteller wie Toyota und General Motors verfügen nicht über eine solche breite Produktpalette von Sportwagen (Porsche) über Pkw bis hin zu Lkw. Ein solch breites Portfolio gilt in der Branche als vorteilhaft, weil so beispielsweise Investitionen in Forschung und Entwicklung besser genutzt werden können.
152,93 EUR | 1,06 % | [1,61] |
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VOLKSWAGEN AG .. | 152,93 EUR | 1,06 % |
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PORSCHE AUTOMO.. | 118,29 EUR | 2,04 % |
Für die Machtübernahme bei Scania bezahlt Piëch allerdings einen hohen Preis: Den Wallenbergs überweist VW je Aktie 200 schwedische Kronen. Das liegt nur wenig unter dem Höchstkurs auf dem Höhepunkt der Spekulationen um eine Übernahme durch MAN im Sommer 2007.
Zudem garantierte Piëch den Wallenbergs nach FTD-Informationen per Handschlag die Identität Scanias als schwedisches Unternehmen - und verzichtet damit auf Sparpotenziale. Die in Schweden in zahlreiche Unternehmen investierten Wallenbergs hatten befürchtet, bei einem Verkauf ohne Bedingungen in scharfe Kritik zu geraten. VW-Chef Winterkorn sagte: "Wir haben keine Pläne für strukturelle Änderungen, was die Belegschaft, das Management, die Verwaltung oder die Entwicklungszentren betrifft. Wir sehen uns als gute Corporate Citizens von Schweden." Winterkorn hat nach Informationen der FTD aus der Branche dem Vorstandschef von Scania, Leif Östling, überdies eine Verlängerung seines Vertrags über den März 2009 hinaus angeboten. Östling habe seine Bereitschaft signalisiert, das Angebot anzunehmen, hieß es.
Rätsel gab Piëch am Montag mit dem Rückzug aus dem Präsidium des Porsche-Aufsichtsrats auf. Für den 70-Jährigen zieht sein 66-jähriger Bruder Hans Michel ein, Ferdinand bleibt Aufsichtsratsmitglied. "Warten Sie einige Wochen. Das hat aktienrechtliche und organisatorische Gründe", sagte Piëch der FTD am Rande des Automobilsalons in Genf.
Name | Aktuell | % | abs. | ||
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VOLKSWAGEN AG STAMMA.. | 152,93 EUR | 1,06 % | 1,61 | ||
PORSCHE AUTOMOBIL HO.. | 118,29 EUR | 2,04 % | 2,36 |
Aus der FTD vom 04.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
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