Exklusiv TUI-Chef scheitert mit Umbauplan

von Mark Krümpel (Hannover)

Der Touristik- und Schifffahrtsriese TUI hat seine Pläne für einen radikalen Konzernumbau auf Eis gelegt. Nach FTD-Informationen sollen die geplante Verschmelzung der Reederei Hapag-Lloyd mit dem Konzern und die Verlegung der Zentrale von Hannover nach Hamburg nicht weiterverfolgt werden.

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Der Widerstand einiger Großaktionäre sei zu groß, hieß es aus Unternehmenskreisen. Ein Sprecher des Touristik- und Schifffahrtskonzerns wollte sich dazu nicht äußern.

Der ohnehin schon unter Beschuss stehende TUI-Chef Michael Frenzel hat damit bei einem seiner wichtigsten Projekte eine schwere Schlappe erlitten. Frenzel wollte die Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd als eigenständige Aktiengesellschaft auflösen und die TUI-Konzernzentrale komplett an den Hapag-Lloyd-Sitz nach Hamburg verlegen. Derzeit steuert Frenzel über eine Holding in Hannover die Hamburger Containerreederei und das in London angesiedelte Tourismusgeschäft.

TUI-Chef Michael Frenzel will umziehen, aber offenbar nicht um jeden Preis
 TUI-Chef Michael Frenzel will umziehen, aber offenbar nicht um jeden Preis

Abstimmungsniederlage drohte

Aktionäre hatten Frenzels Umbaupläne zuletzt scharf kritisiert. Der norwegische Großreeder John Fredriksen, der fünf Prozent der TUI-Aktien hält, ließ vor einigen Wochen über einen Vertrauten mitteilen: "Bei einer Hauptversammlung könnte das abgelehnt werden."

Unternehmenskreisen zufolge hat Fredriksen inzwischen weitere Verbündete gefunden, um Frenzel zu blockieren. Der TUI-Chef habe daher auf eine drohende Abstimmungsniederlage auf der Hauptversammlung reagieren müssen. "Das Risiko war zu groß, dass Frenzel verliert", hieß es.

Fredriksen wird schon länger Interesse an einer Übernahme von Hapag-Lloyd nachgesagt. Bislang hat sich der Reeder aber noch nicht öffentlich zu seinen Plänen geäußert. Am Tourismusgeschäft, das in der Londoner Tochter TUI Travel gebündelt ist, soll Fredriksen kein Interesse haben.

Investoren machen Druck

Frenzel hatte seinen Verschmelzungsplan erstmals im Januar dem Aufsichtsrat vorgestellt. Das Projekt galt auch als Abwehrmaßnahme gegen eine mögliche Zerschlagung des Dax-Konzerns. Einige Investoren fordern schon seit Jahren, das extrem margenschwache Tourismusgeschäft von der renditestärkeren Containerschifffahrt zu trennen.

An Interessenten für Hapag-Lloyd mangelt es nicht. Die TUI-Schifffahrtstochter ist nach dem Zusammenschluss mit der kanadischen Reederei CP Ships fünftgrößte Containerreederei der Welt.

Mit der Verschmelzung von Hapag-Lloyd mit dem TUI-Konzern wollte Frenzel die Containerschifffahrt zugleich als nicht abtrennbares Kerngeschäft stärken. Um die Sparte auszubauen, könnte TUI auch einen Zusammenschluss von Hapag-Lloyd mit der Reederei NOL aus Singapur anstreben, hieß es zuletzt. Der dortige Staatsfonds Temasek, der knapp 70 Prozent an NOL hält, könnte im Gegenzug bei TUI einsteigen. Bei einer Fusion mit NOL würde Hapag-Lloyd zur drittgrößten Containerreederei der Welt aufsteigen.

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Aus der FTD vom 04.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters

 

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