Lachen ist sozialer Schmierstoff, sagt die Autorin Caroline Rusch. Und gerade im Berufsleben ist der besonders wichtig. Die Expertin, die mit "Der kleine Lachtherapeut" und "Lachen Sie sich gesund" in das Thema einführt, sieht Lachen als wichtigen Teil der Kommunikation. "Lachen ist Interaktion, ist eine Art sprachlicher Höhepunkt, in dem sich häufig viel mehr als nur gute Laune ausdrückt: Schadenfreude, Bestätigung, Verlegenheit, Befreiung, Erleichterung."
Gelotologen, also Lachforscher, betonen immer wieder die kommunikative Funktion des Lachens. " Es ist eine mehrspurige Äußerung wie Musik", schrieb zum Beispiel Munro S. Edmonson in "Notes on Laughter". Ob Gekicher oder brüllendes Gelächter - in jedem Falle führe Lachen zu einer Sensibilisierung der Kommunikation: Lachen als Form der Interaktion.
Am wichtigsten sei jedoch, dass Lachen Identität stifte, sagt Lach-Fachfrau Rusch. "Wenn ich über die Witze eines Kollegen lache, dann zeige ich ihm: Ich finde Dich gut, wir sind intellektuell auf einer Ebene. Du gehörst zu meinem Team'. Verdrehe ich dagegen abschätzig die Augen, verdeutliche ich, ohne es auszusprechen: Wir kommunizieren nicht auf Augenhöhe. Dein Humor ist nicht meiner.'"
Humor an sich ist wie ein psychologischer Fingerabdruck, so Rusch. Er gibt Hinweise auf Herkunft, Bildung und soziales Umfeld. Mit jedem Lachen demonstriert man also eine Gruppenzugehörigkeit.
Wobei klar sein dürfte: Über die Witze des Chefs lachen alle, verweist Rusch auf eine Besonderheit. Auch wenn keiner den Gag toll fand, wird sich kaum jemand entziehen. In diesem Falle dient das Lachen der Manifestation einer Hierarchie. "Allerdings klingt das Lachen meist unecht, aufgesetzt. Der gravierende Unterschied ist, ein echtes, herzliches Lachen steckt an. Da muss man quasi mitlachen."
Die Augsburger Expertin, die selbst gern und viel lacht, warnt daher vor bewusst eingesetztem, falschem Lachen. "Wer beispielsweise von einem Fehler ablenken will, ihn weglachen' will, wird häufig entdeckt, weil seine Stimme lauter und kindlicher ist als normal." Falsches, also künstliches Lachen werfe die Frage auf: Wer lacht hier eigentlich über wen - und warum? Zwanghaft lustig zu sein, sei auf Dauer zudem anstrengend.
Das Lachzentrum - vor ein paar Jahren entdeckt von dem amerikanischen Arzt Itzhak Fried - liegt irgendwo in der linken Gehirnhälfte. Dennoch lacht nicht jeder gleich und noch nicht einmal gleich viel: Kinder lachen bis zu 400 Mal am Tag, Erwachsene dagegen nur noch etwa 20 Mal, fand der Psychologe Willibald Ruch heraus. Verlernt man das Lachen also mit den Jahren? Je nach sozialem Umfeld, so die Antwort der Experten.
Lachforscher aus den USA stellten auch fest, dass Frauen häufiger lachen als Männer (Jo-Anne Bacharowski, Michael J. Owren: Laughing matters und Not all laughs are alike). Dabei ist das Leben der berufstätigen Frauen oft kein bisschen lustiger als das der Männer. Allerdings legen sie großen Wert auf gute Beziehungen zu Kollegen, auf eine angenehme Atmosphäre und tragen - lachend - gern dazu bei. Unbewusst bestätigen Frauen mit anerkennendem Lachen zum Beispiel auch die Dominanz eines Mannes. "Immer lustig und witzig geht allerdings auch nicht. Das wirkt eher unsicher", sagt Rusch.
Viele Männer meinen dagegen, sich bewusst ein seriöses, ernsthaftes Image geben zu müssen und vermeiden daher offenes Lachen. Vielleicht auch, weil sie Kommentaren vorbeugen wollen wie: "Wer lacht, tut nichts". Zudem zählen für sie im Job stärker die Erfolge als die gute Stimmung. "Die Gefahr dabei: den Kontakt zu Kollegen zu verlieren. Wer soziale Stärken nicht ausspielt, wer nicht sympathisch kommuniziert, riskiert Anerkennung und Kooperation. Fachkompetenz allein reicht lange schon nicht mehr aus. Allerdings: Wer zu viel lacht, büßt an Autorität ein", so die Augsburger Lachexpertin.
Abseits dieser Soft-Skill-Faktoren gilt: Lachen ist gesund. Nicht nur, dass man selbst mehr Spaß an der Arbeit hat, wenn man lacht und fröhlich ist, was sich auf die Motivation auswirkt. Zahllose Studien beweisen auch die heilsame körperliche Wirkung der Frohsinns-Äußerung. Obwohl Lachen durchaus anstrengt, denn dabei werden rund 80 Muskeln - allein 17 davon im Gesicht - angespannt. Der Kalorienverbrauch steigt deutlich, es wird drei- bis viermal so viel Sauerstoff im Blut transportiert. Der Blutdruck sinkt, der Stoffwechsel wird angeregt
Lachen sorgt zudem für eine Endorphin-Ausschüttung. Diese Glückshormone lindern sogar Schmerzen. Stress-Hormone werden abgebaut, was befreiend und entspannend wirkt. Außerdem verursacht das Lachen eine Ausschüttung von Abwehrstoffen. Infektionen und Krankheiten übersteht man lachenderweise also besser als ewig jammernd. Clowns-Aktionen in Krankenhäusern beweisen das. Lachen gilt daher gemeinhin als lebensverlängernd.
Heißt der neue Fitness- und Wellness-Trend also Lachen? Lachtherapien, Vokalgymnastik und Lachyoga boomen zumindest. Derzeit gibt es allein in Deutschland über 100 Lachclubs. Viele berichten von einem regelrechten Ansturm auch aus den Management-Ebenen. "Gerade Führungskräfte suchen nach einem entspannenden Ausgleich. Einen solchen Effekt können Lachtrainer sicher durch Hihihi- oder Hahahehe-Übungen erreichen. Schließlich fokussiert man dabei sehr stark auf Dinge abseits des beruflichen Alltags. Die Atmung und die Bauchmuskulatur werden entkrampft. An eine richtige Lachsalve nach einem Scherz kommt das aber selten heran. Dafür sollte man sich eher humoristisch Gleichgesinnte suchen", meint die Lachexpertin Rusch.
Auf jeden Fall gelte: "Wer lacht, entspannt, und das kurbelt in den meisten Fällen die Kreativität an." Lachen wirke teambildend, baue Stress und Aggressionen ab, entschärfe Konfliktsituationen. Caroline Ruschs Rat deshalb: "Gehen Sie nicht zum Lachen in den Keller', auch wenn sie im Job ernst genommen werden wollen. Schärfen Sie besser Ihren Blick für alles Witzige, Komische. Und auch für die eigenen Macken. Wer über sich selbst lachen kann - und dies nicht nur alleine tut - weckt Sympathien und stärkt seine Position." Das sichere den Erfolg bei gleichzeitig guter Stimmung. Für ausgelasseneres Lachen biete sich ansonsten auch der Betriebsausflug an.
Mehr Informationen zum Thema liefert das Seminar "Heiter gegen Stress. Macht und Kunst des Lachens" von Caroline Rusch im April. Weitere Details über info@gesundheitspraxis-laessing.de
FTD.de, 19.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD-Grafik, reuters, AP, Getty Images
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