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Kopf des Tages

Klaus Josef Lutz - Fremdelnd zum Erfolg

von Lutz Meier

Klaus Josef Lutz lief wie Falschgeld herum, damals, im Herbst 2002 im Berliner Maritim-Hotel. Es war sein erster Verlegerkongress. Zeitungsverleger sind stolze Menschen mit Standesdünkel, die akzeptieren es nicht gleich, wenn einer von außen kommt.

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Lutz verbarg nicht, dass er mit den älteren Herren, die sich alle kannten, wenig anfangen konnte. Zwei andere Dinge dürften das Unwohlsein des Managers noch vergrößert haben: Die große Krise des Zeitungsgewerbes steuerte gerade auf einen Höhepunkt zu. Und der Süddeutsche Verlag, dessen Führung Lutz eben übernommen hatte, war knapp der Pleite entgangen. Lutz, der ausgewiesene Sanierer, war geholt worden, um den Verlag der "Süddeutschen Zeitung" wieder profitabel zu machen und die ehrgeizigen Ziele zu erfüllen, die der neue Minderheitseigner aus Stuttgart dem Blatt auferlegt hatte, die Presseholding SWMH.

Später saß der frisch gebackene Verlagschef unten in der Hotellobby auf einem Ledersofa. "Wir müssen es so machen wie die Italiener", flüsterte er. Italiens Zeitungen legten damals schon Bücher und Videokassetten bei, um die Kundschaft zum Kiosk zu locken. Doch die SZ-Verleger hatten bei der Vorstellung seiner Idee, auch Buchserien und Filme zu produzieren, zunächst nur den Kopf geschüttelt. "Wir müssen es zumindest ausprobieren", beharrte Lutz.

Klaus Josef Lutz sanierte die "Süddeutsche Zeitung". Jetzt wird er Chef des Agrarkonzerns BayWa
 Klaus Josef Lutz sanierte die "Süddeutsche Zeitung". Jetzt wird er Chef des Agrarkonzerns BayWa

Ihm gelang es schließlich, die Bedenken der Verleger auszuräumen. Damit hat der Manager die Grundlage für die Sanierung des Verlags gelegt. 11,3 Millionen Bände der "SZ-Bibliothek" verkaufte er in den ersten Jahren, eine Popgeschichte, DVD-Serien und anderes kamen dazu. Die Episode zeigt, dass es auch Vorteile haben kann, einen branchenfremden Manager anzuheuern. Lutz hatte zuvor zwar als Druckereimanager für Burda Kontakt zur Medienbranche, aber von Zeitungen wusste er wenig. Er hatte sich vielmehr als Sanierer einen Namen gemacht. Nach der Gesundung des SZ-Verlags übernahm die Stuttgarter SWMH dort die Mehrheit - und Lutz ging.

Die Erfahrung, von außen in eine neue Branche zu kommen, macht Lutz jetzt erneut. Der 49-Jährige Jurist übernimmt im kommenden Juli die Führung des Baustoff- und Agrarhändlers BayWa. Aber was soll ein Sanierer bei BayWa? Der SDax-Konzern, der vom Traktor über Saatgut und Öl bis zum Gummistiefel alles verkauft, was auf dem Land gebraucht wird, machte zuletzt einen recht gesunden Eindruck. Dessen Chef Wolfgang Deml hat in 20 Jahren einen kapitalmarktfähigen Konzern geformt. Jetzt geht Deml aus Altersgründen.

Bei BayWa gehe es nicht um Sanierungsqualitäten, sagen Lutz Wohlgesinnte. Hier sei vielmehr Fingerspitzengefühl vonnöten, um mit mehreren Eignern umzugehen. Überdies, sagen andere Insider, seien bei BayWa noch viele Werte verborgen, etwa im Immobilienbesitz. Gut möglich, dass Sanierer Lutz da ranmuss.

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Aus der FTD vom 04.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: sueddeutscher-verlag.de

 

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