Es würden alle Optionen geprüft, dazu gehöre auch ein Verkauf, sagte Ostrowski kürzlich vor Managern. Neben der Direct Group gilt dies auch für die 50-Prozent-Beteiligung an dem Musikkonzern Sony BMG. Dies erfuhr die FTD aus Unternehmenskreisen.
Bertelsmann-Finanzchef Thomas Rabe hatte sich nach FTD-Informationen im Januar und Februar bereits mit mindestens zwei Private-Equity-Unternehmen getroffen, um über mögliche Ausstiegsszenarien bei Sony BMG zu sprechen. Derzeit warte der Medienkonzern darauf, von den Finanziers eine Einschätzung über den Wert dieser Musikbeteiligung zu erhalten. Ein Bertelsmann-Sprecher wollte beide Vorgänge nicht kommentieren. Bertelsmann ist indirekt an der FTD beteiligt.
Die eingeleitete Buchprüfung für die Direct Group ist ein weiteres deutliches Indiz dafür, dass Ostrowski rasch über die Zukunft der beiden schwächsten Sparten des Konzerns entscheiden will. Bereits in seiner Antrittsrede Mitte Dezember vergangenen Jahres hatte er gesagt, dass ausschließlich die Bereiche im Konzern verbleiben, die ein organisches Wachstum erwirtschaften können. Laut Berechnungen aus Ostrowskis Stab ist dies weder bei Sony BMG noch bei der Direct Group der Fall. Falls nötig müsse der Konzern "auch harte Entscheidungen treffen", sagte der ehemalige Chef der wachstumsstarken Dienstleistungssparte Arvato damals..
Nach einer Phase der Konsolidierung unter Ex-Chef Gunter Thielen versucht Ostrowski nun trotz der hohen Konzernschulden, Bertelsmann eine in die Zukunft gerichtete Struktur zu geben. Bis zum Jahr 2015 soll der Jahresumsatz des Medienunternehmens von bislang rund 20 auf 30 Mrd. Euro wachsen. Investieren will der Bertelsmann-Chef dabei vor allem in die Bereiche Bildung, Dienstleistungen und Internet. Sein Fokus liegt dabei auf den Regionen China, Indien und Russland.
Eine endgültige Entscheidung über einen Verkauf sei jedoch in beiden Fällen noch nicht gefallen, heißt es im Konzern. Ausschlaggebend sei, ob sich ein zufriedenstellender Preis für die Konzernteile erzielen lasse. "Das ist eine unemotionale Geschichte, bei der nur der Preis zählt", sagte ein Manager mit Blick auf Sony BMG. Bei dem weltweit zweitgrößten Musikkonzern muss sich Bertelsmann spätestens bis August 2009 entscheiden. Dann endet für die Partner Sony und Bertelsmann die Haltefrist für ihre 50-Prozent-Anteile. "Eine Bewertung von 3 Mrd. $ für die gesamte Sony BMG wäre ganz ordentlich", so der Manager.
Für das bereits abgespaltene US-Geschäft der Direct Group mit einem Umsatzvolumen von etwa 1 Mrd. Euro ist Bertelsmann seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Käufer. Die dortigen Clubgeschäfte mit CDs, DVDs und Büchern, die von Stuart Goldfarb geführt werden, verliefen enttäuschend, hieß es im Konzern. Hier sei eine Abschreibung von deutlich mehr als 100 Mio. Euro notwendig.
Das Geschäft der Direct Group in Europa und in Asien mit einem Umsatz von über 1,7 Mrd. Euro verantwortet seit vergangenem September Fernando Carro, der jedoch nicht dem Bertelsmann-Gesamtvorstand angehört. Hier solle nun der Wert ermittelt werden.
Der Umbau des Konzerns aus Gütersloh begann im September 2007. Damals wurde die Direct Group aufgespalten, nachdem der zuständige Vorstand Ewald Walgenbach angekündigt hatte, Bertelsmann zu verlassen. Wie weiter aus dem Konzern verlautete, sollten große Teile des schwächelnden europäischen Buchclub- und Buchfilialgeschäfts damals mit Deutschlands führendem Buchhändler Thalia verschmolzen werden. Diese Pläne werden aber offenbar nicht weiterverfolgt.
Aus der FTD vom 04.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AFP
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