Ein auf Antrag des Internationalen Tennis-Verbandes ITF gebildetes, unabhängiges Anti-Doping-Tribunal sperrte die frühere Weltranglisten-Erste ohne Anhörung wegen Kokain-Dopings für zwei Jahre. Alle Resultate ab Wimbledon 2007 werden gestrichen, die gewonnenen Preisgelder in Höhe von 129.481 $ (rund 88.000 Euro) muss Hingis nun zurückzahlen. Diese Entscheidung teilte die ITF am Freitag mit.
Die Schweizerin war am 29. Juni 2007 während des Grand-Slam-Turniers in Wimbledon positiv auf Kokain getestet worden. Nachdem die 27-Jährige im November ihr Doping-Vergehen erstmals öffentlich machte und ihren sofortigen Rücktritt vom Leistungssport erklärte, bleibt die Sperre für sie ohne sportliche Folgen - der Imageverlust des einstigen Tennis-Idols ist hingegen riesig.
Nach Information der ITF ist es unstrittig, dass die Probe eindeutig Hingis zuzuordnen sei. Darin war ein Derivat des Kokains gefunden worden. Diese sind laut der aktuellen Dopingliste der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada eindeutig verbotene Substanzen. Das Tribunal wies damit den Einspruch von Hingis zurück, wonach es Zweifel an der Identität der Proben gegeben habe.
Hingis hatte immer behauptet, nie Drogen genommen zu haben. "Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass ich nichts genommen habe. Ich bin frustriert und ärgerlich", hatte sie bei ihrer Offenbarung im November 2007 mit Tränen in den Augen erklärt und gesagt: "Drogen zu nehmen würde mir Angst machen." In Wimbledon war die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin in der dritten Runde an der Amerikanerin Laura Granville mit 4:6, 2:6 gescheitert. Danach waren sowohl die A-, als auch die B-Probe positiv. Zwischen A- und B-Probe ließ Hingis eine Haaranalyse vornehmen. Nach eigener Aussage sollen bei dieser Analyse keine Spuren von Kokain entdeckt worden sein.
Anfang 2006 hatte Hingis ihr Comeback im Tenniszirkus gegeben. In diesem Jahr litt sie unter Rücken- und zuletzt auch Hüftproblemen. Das hatte Spekulationen über einen bevorstehenden Rücktritt angeheizt. Während ihrer Glanzzeit Ende der 90er Jahre dominierte sie die Konkurrenz nach Belieben, legte im Herbst 2002 wegen anhaltender Knöchel- und Fußprobleme dann aber den Schläger zur Seite, ohne von Rücktritt zu sprechen. Nach dreijähriger Pause stieß sie wieder bis auf Platz sechs der Weltrangliste vor.
Die Schweizerin war im Oktober 1994 im Alter von nur 14 Jahren Profi geworden. Den letzten ihrer fünf Grand-Slam-Titel gewann sie 1999 in Australien. 1997 verhinderte nur die überraschende Finalniederlage bei den French Open gegen die Kroatin Iva Majoli den Grand Slam. Tennis-Geschichte schrieb auch die legendäre Finalniederlage gegen Steffi Graf zwei Jahre später in Paris.
dpa, 04.01.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa
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