Shootingstar Djokovic wirft Federer raus

Es war eine Demontage in zweieinhalb Stunden: Roger Federer hat erstmals seit knapp drei Jahren das Endspiel eines Grand-Slam-Turniers verpasst. Der serbische Shootingstar Novak Djokovic habe ihm "nicht viele Möglichkeiten gelassen.

Im Halbfinale der Australian Open musste sich der Weltranglisten-Erste und Titelverteidiger dem 20 Jahre alten Djokovic überraschend deutlich mit 5:7, 3:6, 6:7 (5:7) geschlagen geben. "In drei Sätzen ist sehr brutal", sagte der 26 Jahre alte Tennisprofi aus der Schweiz. Im Überraschungs-Finale an diesem Sonntag stehen sich der Weltranglisten-Dritte Djokovic und der französische Außenseiter Jo-Wilfried Tsonga gegenüber. Der 38. der Weltrangliste hatte den Spanier Rafael Nadal ausgeschaltet.

"Sehr, sehr stolz" auf sich: Novak Djokovic jubelt über den Einzug ins Finale
 "Sehr, sehr stolz" auf sich: Novak Djokovic jubelt über den Einzug ins Finale

Die Mütze tief ins Gesicht gezogen, die Arme vor der Brust verschränkt trat Federer vor die Presse und stand tapfer Rede und Antwort. Doch dem bisher so dominanten Branchenprimus aus Basel war anzumerken, dass es in ihm arbeitete. Bislang hatte er die "jungen Wilden" wie Djokovic in den entscheidenden Matches meist in Schach halten können - aber der Serbe war an diesem Tag stärker als die Nummer eins der Welt. "Ohne Zweifel habe ich in meinem Leben schon besser gespielt", sagte Federer nach der knapp zweieinhalbstündigen Demontage auf dem Center Court. Diese fiel zwar nicht ganz so happig aus wie die von French-Open-Champion Rafael Nadal gegen Tsonga tags zuvor, doch Federer war ähnlich chancenlos. "Ich habe das Match kontrolliert und verdient gewonnen", sagte Djokovic selbstbewusst.

"Das hat weh getan"

Seit den French Open 2005 hat Federer acht Grand-Slam-Turniere gewonnen, zweimal verlor er im Finale von Paris gegen Nadal. Doch an diesem Abend analysierte er schonungslos: "Ich habe nicht so aufgeschlagen, wie ich wollte. Ich habe mich nicht gut bewegt. Ich war in der Defensive nicht so stark, wie ich es normalerweise bin. Meine Passierbälle kamen nicht an, wenn ich sie gebraucht hätte. Das hat weh getan." Solche Sätze hört man selten vom Australian-Open-Sieger von 2004, 2006 und 2007, der seit dem Halbfinale gegen Marat Safin 2005 hier nicht verloren hatte.

ZUM THEMA

Doch bereits beim nur mühsam abgewendeten Drittrunden-Aus gegen den Serben Janko Tipsarevic war Federer anzumerken, dass er zum Saisonauftakt noch nicht in der überragenden Form vergangener Tage war. Ohne Matchpraxis war er angereist, das letzte ernsthafte Spiel vor Turnierbeginn bestritt er im November beim Masters-Cup in Shanghai. Auch für das Einladungsturnier in Kooyong musste er absagen und sich im Krankenhaus wegen eines Magen-Darm-Virus behandeln lassen. "Vielleicht habe ich heute den Preis dafür gezahlt, erstmals vor einem Grand Slam krank gewesen zu sein", meinte Federer.

Dem frechen Aufsteiger Djokovic war das alles egal. Ohne Satzverlust zog er erstmals bei den Australian Open ins Endspiel ein, nachdem er bei den US Open im vergangenen Jahr sein erstes Grand-Slam-Finale erreicht hatte. Damals verlor er in drei Sätzen gegen Federer. "Ich bin sehr, sehr stolz auf mich", sagte er unter dem Jubel einer großen Schar serbischer Fans. Einmal hatte er Federer zuvor bezwungen - 2007 im Finale des Masters-Series-Turniers in Montréal.

Damals hatte er angekündigt, eines Tages die Nummer eins der Welt werden zu wollen. "Die Dominanz von Federer und Nadal war erdrückend in den letzten Jahren" sagte der in München beim ehemaligen Davis-Cup-Kapitän Niki Pilic ausgebildete Serbe vor dem Finale gegen den 22-jährigen Tsonga. "Es ist gut für unseren Sport, dass es jetzt mal andere Gesichter und einige neue aufstrebende Stars gibt." Und es muss Federer besonders geschmerzt haben, als Djokovic sagte: "Ich bin bereit für das Finale und fühle mich nicht zu müde und erschöpft."

Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

 

dpa, 25.01.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa

 

 Nachrichten 

Siegesserie in Dubai gerissen: Henin verliert

Nach 17 Siegen ist die Super-Serie von Justine ...  mehr

Schruff im Achtelfinale von Acapulco ausgeschieden

Julia Schruff ist als letzte deutsche Tennisspi...  mehr

Gremelmayr in Zagreb ausgeschieden

Denis Gremelmayr ist als letzter von fünf deuts...  mehr

Ex-Weltranglistenerste Clijsters im Mutterglück

Die ehemalige Tennis-Weltranglistenerste Kim Cl...  mehr

DTB-Team spielt gegen Spanien auf Hartplatz

Das deutsche Tennis-Team wird das Davis-Cup-Vie...  mehr

Roddick-Sieg in San Jose

Beim Turnier im kalifornischen San Jose hat sic...  mehr

Drei Matchbälle vergeben: Haas wieder früh raus

Thomas Haas tritt nach seiner langen Verletzung...  mehr

Deutsche Damen scheitern im Fed-Cup

Gegen Rekordsieger USA gerieten die deutschen Spielerinnen uneinholbar 1:3 in Rückstand. mehr

Federer-Serie hält bei Australian Open

Der dreimalige Champion muss sich im Viertelfinale gegen den US-Amerikaner James Blake durchsetzen. mehr

Wirbel um Baghdatis wegen Video

Der ehemalige Australian-Open-Finalist Marcos B...  mehr

Martina Hingis wegen Dopings gesperrt

Dem Rücktritt folgt die Sperre - die große Tenniskarriere der Schweizerin ist endgültig vorbei. mehr

Auch Kohlschreiber scheitert in Doha

Der Augsburger musste sich dem Kroaten Ivan Ljubicic geben. mehr