Commerzbank legt in Osteuropa los

von Rolf Lebert und Christine Mai (Frankfurt)

Die Commerzbank startet eine Offensive zur Erschließung der stark wachsenden Bankenmärkte in Osteuropa. Als erste deutsche Großbank fasst sie daher ihre operativen Geschäfte in dieser Region unter dem Dach einer eigenen Holdinggesellschaft zusammen.

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Bei der Umsetzung dieser Strategie setzt die Commerzbank auf Andre Carls, den Vorstandsvorsitzenden der Commerzbank-Tochter Comdirect, der am Dienstag mit sofortiger Wirkung zum Chef der Holding ernannt wurde.

Der 44-jährige Carls gilt als ausgewiesener Experte für das Online-Banking. Von ihm wird erwartet, dass er in Osteuropa neue Akzente setzt. "Carls hat bei der Comdirect gezeigt, wie man auch in sehr wettbewerbsintensiven Märkten erfolgreich sein kann", sagte Martin Blessing, designierter Nachfolger von Klaus-Peter Müller an der Spitze der Commerzbank und derzeit im Vorstand für die Mittelstandsbank des Konzerns zuständig.

Das Wettbewerbsumfeld in den osteuropäischen Märkten ist nicht weniger intensiv als in Deutschland. Große ausländische Bankkonzerne, allen voran die italienische Unicredit und die österreichische Raiffeisen Zentralbank, haben die Märkte weitgehend okkupiert und kämpfen um jeden Kunden. Carls wird nicht nur Vorsitzender der in Frankfurt angesiedelten Holding, sondern auch Finanzchef und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Commerzbank-Tochter Bank BRE, der Nummer drei im polnischen Markt. Diese Position, so Blessing, wolle die Commerzbank mit Hilfe von Carls weiter festigen.

Neuer Star: Die Commerzbank setzt bei ihrer Offensive in Osteuropa auf Andre Carls, den Chef der Tochter Comdirect
 Neuer Star: Die Commerzbank setzt bei ihrer Offensive in Osteuropa auf Andre Carls, den Chef der Tochter Comdirect

Unmittelbarer Anlass für die Gründung der Holding war der kürzlich abgeschlossene Erwerb der Mehrheit an der ukrainischen Bank Forum. Diese Bank hat in der Ukraine 260.000 Kunden und einen Marktanteil von 2,9 Prozent. Die Commerzbank hält daran 60 Prozent plus eine Aktie und verfügt über die Option, weitere 25 Prozent zu kaufen.

Die Holding wird Strategiezentrum für die operativen Einheiten in Polen, der Slowakei, Tschechien, der Ukraine, Ungarn und Russland. Nach Angaben eines Commerzbank-Sprechers wird das neue Segment erstmals im Bericht über das erste Quartal 2008 gesondert ausgewiesen. Das soll die Transparenz erhöhen und die Bedeutung dieser Märkte für die Commerzbank verdeutlichen. 2007 trug die Region bereits elf Prozent zum operativen Konzernergebnis bei. Mittelfristig soll dieser Anteil bei 15 bis 20 Prozent liegen. "Wir haben dort Wachstumsraten wie in Deutschland in den 50er-Jahren", sagte ein Banksprecher.

Beobachter werten die Gründung der Holding als konsequenten Schritt. Das mehr an Transparenz sei zu begrüßen, nachdem die Commerzbank in der Vergangenheit durch mehrfache Neufassung von Segmenten auch für Intransparenz gesorgt habe.

Zusammen mit Carls wechselt Comdirect-Finanzchefin Karin Katerbau als Chief Operating Officer zur Privat- und Geschäftskundenbank des Konzerns. Dort untersteht die 44-Jährige Vorstandsmitglied Achim Kassow, der vor Carls die Comdirect geleitet hatte. "Die Comdirect erweist sich offenbar als gutes Sprungbrett für eine Karriere in der Commerzbank", sagte ein Insider.

Kassow und nach ihm Carls hatten die bis vor wenigen Jahren kränkelnde Comdirect zu einer profitablen und schlagkräftigen Operation im deutschen Online-Banking aufgebaut. Ende 2007 hatte die Bank mehr als eine Million Kunden bei einem Vorsteuergewinn von 90,5 Mio. Euro. Nachfolger von Carls bei der Comdirect wird der 41-jährige Michael Mandel, bisher unterhalb des Vorstands Konzernleiter Privat- und Geschäftskunden bei der Commerzbank.

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Aus der FTD vom 05.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 

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