"Wir haben diese Investoren zuletzt bereits bei einigen Transaktionen gesehen", sagte Christian Schulz-Wulkow, Immobilienberater der Prüfgesellschaft Ernst & Young, am Dienstag vor Journalisten in Frankfurt. Diese Investoren seien vor allem an so genannten "Core"-Immobilien mit niedriger Rendite und wenig Risiko interessiert. "Bei denen steht der Erhalt des Vermögens stärker im Vordergrund als der schnelle Gewinn", sagte Schulz-Wulkow. "Das ist noch in einem frühen Stadium, aber wir werden die stärker sehen".
Bislang sind Staatsfonds, die derzeit massiv in europäische und amerikanische Banken investieren, auf dem deutschen Immobilienmarkt noch nicht sonderlich aufgefallen. Allenfalls punktuell sind sie in Erscheinung getreten: So kaufte etwa der Singapurer Staatsfonds Government of Singapore Investment Corporation (GIC) im vorletzten Jahr für 300 Mio. Euro zwei prominente Bürokomplexe in München. Ein anderes Beispiel ist die börsennotierte Wohnungsgesellschaft Colonia Real Estate: Dort ist der Staatsfondsriese Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) seit einiger Zeit mit knapp drei Prozent beteiligt.
Auch wenn das Interesse der Staatsfonds, deren Anlagebedarf vor allem am hohen Ölpreis liegt, erst erwacht: Immoblienexperten rechnen damit, dass sie ihr Augenmerk in erster Linie auf prominenten Immobilien - so genannten "Trophäen" - liegt und die Preise in diesem Segment daher stabil bleiben. Dem Vernehmen nach waren Staatsfonds zum Beispiel an dem prominenten Immobilienareal am Potsdamer Platz in Berlin interessiert, das jedoch an einen offenen Immobilienfonds verkauft wurde.
Andere Beobachter raten auch davon ab, nun das Heil in Staatsfondsgeldern zu sehen. "Es ist richtig, dass sie Immobilien entdeckt haben, aber ich will sie erst mal sehen, bevor ich an einen Trend glaube", sagte ein Analyst.
Trotz der Finanzkrise herrsche bei den Marktteilnehmer gute Stimmung, so die Experten von Ernst & Young Real Estate. Eine Umfrage unter hundert Unternehmen habe ergeben, dass die dominierende Zahl der Unternehmen 2008 zwar zurückhaltender investieren werde, die meisten sähen jedoch das Marktumfeld und die sinkenden Preise als Chance. Demnach hielten 70 Prozent der Befragten den deutschen Immobilienmarkt nach wie vor für attraktiv.
Dennoch dürfte die Finanzkrise und die damit einhergehenden teuren Refinanzierungsbedingungen auf dem deutschen Transaktionsmarkt Spuren hinterlassen. Nach einem Rekord-Investitionsvolumen für Gewerbe-, Wohnungs- und sonstige Immobilien von 75 Mrd. Euro 2007 wird das Investitionsvolumen Ernst & Young zufolge 2008 etwa 15 bis 25 Prozent geringer ausfallen.
Dabei werde der Markt nach den zahlreichen Milliardendeals im vergangenen Jahr vor allem von vielen kleinen Verkäufen leben. Einen Vorteil hätten dabei vor allem eigenkapitalstarke Investoren wie die genannten Staatsfonds oder die deutschen offenen Immobilienfonds, so Ernst & Young.
Aus der FTD vom 20.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de
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