Erbfolge im Porsche-Clan

von Oliver Wihofszki (Stuttgart) und Sven Clausen (Hamburg)

Im Eignerkreis des Sportwagenbauers steht ein Generationswechsel bevor. Wer wird den beiden Familiengranden Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch nachfolgen? Die vierte Generation läuft sich bereits warm.

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Noch müssen sie im Schatten der mächtigen, alten Männer verharren. Stillhalten und nicht auffallen. Denn auffallen ist verpönt und wäre nicht geduldet, solange die Clanchefs noch an den Fäden der Macht ziehen. Doch die vierte Generation der Porsches und Piëchs besetzt bereits wichtige Schaltstellen im Konzern und wird darauf vorbereitet, das Erbe der Familien auch in den Jahrzehnten nach den Überfiguren Ferdinand Piëch, bald 71 Jahre alt, und Wolfgang Porsche, 64 Jahre alt, zu verwalten.

Am weitesten ist dabei Ferdinand Oliver Porsche. Der 46-Jährige sitzt bislang als einziges Mitglied der vierten Generation, also der Urenkel des Unternehmensgründers, im mächtigen Aufsichtsrat der Porsche-Holding, den Wolfgang Porsche leitet. "Es ist nach jetzigem Stand davon auszugehen, dass er der künftige starke Mann wird", heißt es aus dem Stuttgarter Autokonzern. Unter dem Holding-Dach hängen das Porsche-Sportwagengeschäft, VW, Scania und eine 30-Prozent-Beteiligung am Mischkonzern MAN.

Während der promovierte Jurist Ferdinand Oliver Porsche, der Familiendoktrin folgend, die Öffentlichkeit meidet und sein Büro in Salzburg Interviewanfragen ablehnt, mischt er sich im Aufsichtsrat bereits selbstbewusst ein. "Das ist der zweite Mann hinter Wolfgang. Der ist im Aufsichtsrat am sichtbarsten", wird es aus Sitzungen des Gremiums berichtet.

Ferdinand Oliver Porsches Machtanspruch ist durch eine Mehrheit der Porsches an den stimmberechtigten Stammaktien von 53,7 Prozent gegenüber 46,3 Prozent der Piëchs abgesichert.

Der "Ernst-Fall

Wolfgang Porsche, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Porsche-Holding
 Wolfgang Porsche, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Porsche-Holding

Die Piëchs verloren die lange Jahre bewahrte Parität, als Ernst Piëch seine Aktien 1983 heimlich an Araber verkauft hatte, weil er mit Immobilien in Österreich Verluste eingefahren hatte. Die Familien konnten die Aktien für einen dreistelligen Millionenbetrag wieder zurückkaufen, allerdings hatten die Porsches mehr Geld flüssig und halten seitdem die Mehrheit.

In die Firmenhistorie ist die Geschichte vom Rückschlag der Piëchs als der "Ernst-Fall" eingegangen. "Es wird besonders Ferdinand Piëch ärgern, dass sein älterer Bruder Ernst die Machtposition des eigenen Stammes verspielt hat", erzählt ein Insider.

Darunter leidet nun auch die vierte Generation der Piëchs, die im Gegensatz zu den Porsches noch nicht in den mächtigen zwölfköpfigen Aufsichtsrat der Holding eingezogen ist, in dem drei Porsches die Oberhand gegen die zwei Piëchs, Ferdinand und seinen 66-jährigen Bruder Hans Michel, behalten. Dafür sitzen zwei jüngere Mitglieder des Piëch-Clans seit Ende 2007 im weniger bedeutenden Aufsichtsrat des Sportwagenbauers, der Tochter der europäischen Holding ist. Einer davon ist der älteste Sohn von Familienoberhaupt Ferdinand, der ebenso Ferdinand heißt. Um Verwechslungen zu vermeiden, lässt sich der mächtige Vater seit Wochen als Ferdinand K. Piëch in Mitteilungen nennen.

Interessenkonflikte

Welterfolge mit Heckantrieb: Aus Ferdinand Porsches Konstrukteursbüro kam der spätere VW-Käfer, sein Sohn Ferry (l.) entwickelte den ersten Porsche
 Welterfolge mit Heckantrieb: Aus Ferdinand Porsches Konstrukteursbüro kam der spätere VW-Käfer, sein Sohn Ferry (l.) entwickelte den ersten Porsche

Zweiter Nachwuchsmann der Piëchs, der das operative Sportwagengeschäft kontrolliert, ist Josef Ahorner, ein Sohn der verstorbenen Louise Daxer-Piëch. Die Schwester von Ferdinand K. war einst mit einem Ahorner verheiratet.

Der Aufstieg von mindestens einem der jüngeren Mitglieder des Piëch-Clans in den entscheidenden Holding-Aufsichtsrat ist nur eine Frage der Zeit. Erst am Montag hatte Familienoberhaupt Ferdinand Spekulationen über einen geordneten Rückzug ausgelöst, als er den wichtigen Posten im vierköpfigen Aufsichtsratspräsidium der Holding an seinen Bruder Hans Michel weitergab. Piëch begründete den Schritt mit aktienrechtlichen und organisatorischen Gründen und bleibt als ordentlicher Aufsichtsrat im Gremium.

Er will sich offenbar noch gründlicher um VW kümmern. Dabei könnte es zu Interessenkonflikten zwischen seinen Ämtern kommen. Piëch war einst VW-Vorstandschef, leitet jetzt den Aufsichtsrat in Wolfsburg und ist Architekt für die Anfang der Woche nach monatelangen Verhandlungen vollzogene Mehrheitsübernahme des schwedischen Lkw-Konzerns Scania durch VW. Auch bei MAN ist Piëch Chefkontrolleur. Porsche hatte am Montag angekündigt, die VW-Beteiligung von 31 Prozent auf über 50 Prozent auszubauen.

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Aus der FTD vom 05.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg, reuters

 

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