Ende einer Ära

Erst Spitzenspiel, dann Zitterpartie: Am Ende verloren die erfahrenen Spieler von AC Mailand 0:2 gegen die jungen Arsenal-Profis, die nun im Viertelfinale der Champions League stehen.

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Viel größer können die Unterschiede dieser beiden Klubs nicht sein. AC Mailand und FC Arsenal, das ist die älteste Mannschaft des Champions-League-Achtelfinales gegen die jüngste. Das ist die Spielkultur des kühlen Abwartens und kalten Zuschlagens gegen eine Tempomaschine mit "One-touch-Football". Und es ist eine europäische Erfolgsgeschichte (sieben Titel im Europacup der Landesmeister beziehungsweise Champions League) gegen Magerkost. Zwei europäische Trophäen stehen in der Arsenal-Vitrine - eine davon hat die Frauenmannschaft geholt.

Der Dienstagabend kann die Wende eingeleitet haben. Arsenal ist nach dem 2:0-Sieg durch ein späte Tore von Cesc Fábregas und Emmanuel Adebayor im Rückspiel (Hinspiel: 0:0) weiter.

Dabei hatte es vor diesem Spiel auch Gemeinsamkeiten gegeben. Beide Mannschaften sind als Favoriten in diese Champions-League-Saison gegangen, und beide stecken momentan in schweren Zeiten. Milan dümpelt in der Serie A auf Platz fünf, 18 Punkte hinter dem Tabellenführer, ausgerechnet dem Lokalrivalen Inter. Arsenal führt zwar noch die Premier League an, doch der ehemals große Vorsprung ist auf einen Punkt geschrumpft, und seit dem Knochenbrecher-Foul an Stürmer Eduardo taumelt das Team von Arsène Wenger wie traumatisiert - und vor allem sieglos - über die Plätze.

Am Dienstag haben sich beide Mannschaften nur fünf Minuten des Abtastens gegönnt - dann legten sie los. Vor allem der AC Mailand. Dessen 18-jähriger Pato - Abwehrchef Paolo Maldini, 39, könnte sein Vater sein - sorgte schnell für Gefahr vor dem Tor von Manuel Almunia, der Jens Lehmann wieder verdrängt hat. Aber auch Arsenal hatte, im Stil einer Kontermannschaft, seine Chancen. Etwa Abou Diaby, der nach schöner Vorarbeit von Emmanuel Adebayor sein Ziel knapp verfehlte (13. Minute). Im Gegenzug scheiterte Filippo Inzaghi aus zehn Metern frei stehend an Almunia.

Arsenal's Emmanuel Adebayor (l.) feiert seinen Treffer gegen AC Mailand mit seinen Teamkollegen
 Arsenal's Emmanuel Adebayor (l.) feiert seinen Treffer gegen AC Mailand mit seinen Teamkollegen

Es entwickelte sich schnell, worauf Europas Fußballfans erwartungsfroh gehofft hatten: ein Spitzenspiel auf phasenweise hohem Niveau. Unfassbar für den Bundesliga-Konsumenten, wie schnell beide Teams das Mittelfeld überbrückten und den Abschluss suchten.

Die Ausgangslage sei gar nicht schlecht für sein Team, hatte Arsenal-Coach Wenger vor dem Anpfiff gesagt. "Wir müssen nichts verhindern, wir müssen nur Tore schießen." Die zwingenderen Chancen aber hatte in Halbzeit eins Milan. Andrea Pirlo, der im Hinspiel in London so blass geblieben war, kurbelte die Angriffe an. Pato, Inzaghi und zunehmend auch Kaká stießen immer wieder gefährlich durch die unsicher wirkende Abwehr Arsenals.

Als aber alle der 80.000 Zuschauer das erste Mailänder Tor minütlich erwarteten, drehte Arsenal auf und setzte sich in Milans Hälfte fest. Vorläufiger Höhepunkt dieser Drangphase: ein Lattenschuss von Cesc Fábregas aus 17 Metern nach wiederum starker Vorarbeit von Adebayor (34.). Der Togolese bewies, dass er sehr viel mehr sein kann als nur ein Kopfballungeheuer.

Die zweite Halbzeit begann für Arsenal so, wie das Hinspiel aufgehört hatte. Vor zwei Wochen setzte Adebayor kurz vor dem Abpfiff aus zwei Metern einen Kopfball gegen die Latte. Am Dienstag scheiterte Arsenal-Verteidiger Philippe Senderos aus drei Metern an Milan-Keeper Zeljko Kalac (47.). Und die Einschläge kamen näher. Nach einem unglaublichen Abspielfehler Pirlos im eigenen Strafraum verzog Emmanuel Eboué nur knapp. Milan wirkte ratlos in dieser Phase; Kaká konnte keine Impulse geben, das Angriffsspiel der Italiener lahmte.

Der FC Arsenal machte, zu Gast im Guiseppe-Meazza-Stadion, das Spiel. Milan konterte. Das sah manchmal ganz gut aus, etwa, wenn Kaká sein Können aufblitzen ließ. Aber es blieb vorerst bei Einzelaktionen, die Almunias Tor nicht ernsthaft in Gefahr brachten. Spätestens nach diesem Spiel dürfte allen im Verein des Silvio Berlusconi klar sein: Dieser AC Mailand hat nun doch seinen Zenit überschritten und bedarf dringend eines personellen Umbruchs.

Veränderungen im Spiel nahmen die Trainer vor. Milan-Coach Carlo Ancelotti brachte Stürmer Alberto Gilardino für Inzaghi (69.) . Und Wenger wechselte einen Engländer ein, den 18-jährigen Angreifer Theo Walcott (für Eboué, 71.).

Viel bewirkt haben die Wechsel nicht. Arsenals Spielern gelang es nicht, selbst die größte Verwirrung, die sie im Mailänder Strafraum auslösten, zu nutzen. Und Milan löste keine Verwirrung mehr aus - zumindest keine, die Arsenal in Verlegenheit hätte bringen können. Die Partie lebte nur noch von der Spannung. Für die Erlösung sorgte Fábregas. Der Spanier schüttelte Gennaro Gattuso im Mittelfeld ab und schoss aus 28 Metern überraschend ins untere linke Eck - 0:1 (84.). In der nachspielzeit traf dann auch noch Adebayor zum 0:2. Der Titelverteidiger wurde gestürzt, vielleicht ja von seinem Nachfolger.

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Aus der FTD vom 05.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters

 

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