Großaktionär nimmt TUI in die Zange

TUI-Großaktionär John Fredriksen hat eine Abspaltung der Schifffahrtstocher Hapag-Lloyd gefordert. Die Äußerungen des bislang sehr zurückhaltenden Norwegers haben bei dem Touristik- und Schifffahrtskonzerns Alarm ausgelöst. Bei den Anlegern ebenfalls - der Aktienkurs steigt kräftig.

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Der Druck von Fredriksen hat seine Wirkung nicht verfehlt. Der Konzern prüft nun die Abspaltung seiner Reedereitochter Hapag-Lloyd. "So wie ich das verstehe, hat TUI dazu eine positive Einstellung", sagte Tor Olav Troim, ein Fredriksen-Vertrauter, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir haben für unsere Forderung eine sehr, sehr solide Unterstützung von anderen Aktionären." Ein TUI-Sprecher sagte: "Der Aufsichtsrat befasst sich in seiner nächsten Sitzung mit den strategischen Optionen des Konzerns." Das Gremium kommt in der übernächsten Woche zusammen.

Die TUI-Aktie reagierte mit einem Kurssprung und setzte sich zeitweise mit knapp drei Prozent an die Dax-Spitze. Der Ruf nach einer Abspaltung der Schifffahrt war zwar immer wieder laut geworden. Allerdings gelang es den Aktionären nie, sie durchzusetzen. Vorstands-Chef Michael Frenzel lehnte das Ansinnen bisher kategorisch ab und hatte Hapag-Lloyd eigentlich sogar mit der Holding verschmelzen wollen. Doch hat der Vorstand bereits vor einigen Tagen den Rückzug angetreten - ebenso wie bei dem Plan, die Konzernzentrale von Hannover nach Hamburg zu verlegen.

"Wir haben erklärt, dass wir keine Logik in der Kombination von Tourismus und Schifffahrt sehen", sagte Fredriksens enger Mitarbeiter Troim. "Wir glauben, dass die Eigner diese Dinge in zwei verschiedenen Einheiten besitzen sollten, also haben wir im Prinzip eine Abspaltung gefordert." Fredriksen besitzt selbst einige Reedereien. Er war erst vor einigen Monaten bei TUI eingestiegen, hatte sich aber bislang über die Motive für sein Investment bedeckt gehalten.

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TUI AG NAMENS-.. 17,17 EUR 1,30 %
TUI TRAVEL PLC.. 3,28 EUR -2,38 %

Fredriksen, der fünf Prozent an TUI hält und einen Sitz im Aufsichtsrat fordert, will Hapag-Lloyd Branchenkreisen zufolge offenbar nicht selbst kaufen. Eine Herauslösung aus dem TUI-Konzern führt nicht zwangsläufig zu einem Verkauf. Damit wäre auch eine Fusion mit einem anderen Container-Reeder leichter zu bewerkstelligen. Ebenso könnte ein Teil von Hapag-Lloyd an der Börse platziert werden. "Auch der schon einmal erwogene Börsengang von Hapag-Lloyd macht grundsätzlich Sinn, aber erst wenn die Gewinnbeiträge stabil sind und das Börsenumfeld stimmt", sagte NordLB-Analystin Martina Noß. An einem Zusammengehen mit dem singapurischen Wettbewerber Neptune Orient Lines (NOL), über die in Medienberichten spekuliert wurde, hat TUI Kreisen zufolge aber kein Interesse.

Die nach der Übernahme der kanadischen CP Ships zur weltweit fünftgrößten Containerreederei aufgestiegene Hapag-Lloyd hatte im vergangenen Jahr den von den Aktionären seit langem erhofften Gewinnsprung geschafft und den Betriebsgewinn (Ebita) auf 197 Mio. Euro verdoppelt. Damit wird auch ein Verkauf oder eine Fusion mit einem Wettbewerber wieder attraktiver.

Mit einem Verkauf von Hapag-Lloyd oder dem Einstieg eines Investors könnte TUI seine rund drei Mrd. Euro schwere Schuldenlast abbauen. Das Reisegeschäft ist seit der Fusion mit der britischen First Choice als Tui Travel bereits seit vorigen September separat an der Londoner Börse gelistet. Der Konzern macht zwei Drittel des Umsatzes im Reisegeschäft, ein Drittel mit der Schifffahrt.

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FTD.de, 06.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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