Out of Office

Falscher Flitzer

von Florian Eder (Mailand)

Italiens Polizei hat eine Bande Ferrari-Fälscher geschnappt. Die Täter kauften ihre Einzelteile in Deutschland - und bei Ebay.

ZUM THEMA

Das Traumangebot kursierte in Internetforen: Ein Ferrari 328 GTB aus den 80er-Jahren wurde da etwa angepriesen, Bestzustand, Maranello-Rot, für 20.000 Euro. Ein andermal ein F 360 mit Vollausstattung, zu besichtigen in einer Werkstatt in Licata an Siziliens Südküste. Ein Geschäftsmann, so schien es, musste da eine überaus reich sprudelnde Quelle aufgetan haben: 21 gebrauchte Ferrari-Modelle, alle zu Schleuderpreisen zwischen 20.000 und 50.000 Euro. Der Marktwert liegt bei etwa fünfmal so viel.

14 Stück waren schon verkauft, sieben standen noch auf Halde, als eine Einheit der Finanzpolizei in Palermo jetzt zugriff. "Red Passion" taufte die Einsatzgruppe die Operation, die den Frevel an Italiens Heiligtum aufdeckte: Die Ferraris sind gefälscht. Die Polizei beschlagnahmte Wagen im ganzen Land, auf Sizilien, in Taranto und Crotone im Süden, in Rom, in Prato und Mailand, in Asti und Trient.

Unter dem roten Lack verbergen sich alte Toyotas und Pontiacs, zumeist bei Gebrauchtwagenhändlern in Deutschland gekauft. Die Chassis passten in Länge und Bauart am besten zu den Rennern aus Maranello, sagte der Chef der Finanzpolizei aus Palermo, Francesco Carofiglio, der im Lauf der Ermittlungen zum Ferrari-Experten wurde. "Aber natürlich ist so ein Auto eine Gefahr für den Fahrer und andere", sagte er.

Sieht echt aus, ist es aber nicht: Einer der raubkopierten Ferrari
 Sieht echt aus, ist es aber nicht: Einer der raubkopierten Ferrari

Auf den Unterbau setzten die Mechaniker einen perfekten Nachbau der originalen Karosserie - sogar die Polizei lobt die "äußerst fähigen" Hände. An Kotflügel und Spoiler, an Luftschlitzen und Türgriffen kann man nicht erkennen, dass es sich um Nachbauten handelt. Dabei investierte die Bande nicht einmal in ein Original zum Abkupfern: Ferrari-Bücher mussten reichen. Was fehlte und nicht zu basteln war, besorgten sich die Fälscher bei Ebay: Auf der Haube der Fakes klebt das echte Ferrari-Pferdchen, innen stecken original Lenkräder, Schaltknüppel, Instrumente. Auf rund 3000 Euro schätzen die Ermittler den Wert jedes der gefälschten Ferraris. 15 Mitglieder soll die Ferrari-Fälscherbande haben. Mechaniker, ein Autohändler, findige Geschäftsleute wurden festgenommen. Die Polizei wirft ihnen Betrug und Hehlerei vor und die Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Aber auch die Kunden müssen fürchten, dass ihnen mehr passiert als die Beschlagnahmung des roten Traums. Generell kann die Polizei - dafür braucht es kein Gericht - Käufern von gefälschten Markenwaren Geldbußen bis zu 10.000 Euro aufbrummen. Die Ausrede, betrogen worden zu sein, zieht nicht, deutete Polizeichef Carofiglio an. Man hätte stutzig werden müssen: Ein bisschen Menschenverstand könne man schon verlangen, auch von Ferrari-Fans.

Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

 

Aus der FTD vom 29.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters

 

 Nachrichten 

Out of Office

Die Stellverbeter von Jerusalem

Für 50 Euro übernimmt ein Startup in Jerusalem das Gebet an der Klagemauer. mehr

Kunst

Die Ausstellungen der Woche

Zwei Schauen, die diese Woche einen Besuch lohnen. mehr

Lass das!

Ob Nägelkauen oder Haarezwirbeln - schlechte Angewohnheiten machen hässlich. mehr

Goodbye

Monroe-Schützin Podber

Ein gut inszenierter Streich kann mitunter genügen, um es zu Weltruhm zu bringen. mehr

Rezession & Frohsinn

Der wöchentliche Comic von Gábor Zádor und Tillmann Prüfer. Heute die Folge: 4mal Hausdurchsuchungen für Profis! mehr

Bilderserie

Wo die Deutschen am liebsten Urlaub machen

Die Deutschen lieben Deutschland - zumindest als Urlaubsziel. Dies ist ein Ergebnis der neuen Umfrage des Europäischen Tourismus Instituts (ETI). mehr

Out of Office

Liebesgrüße aus Moskau

Die Mitarbeiterinnen der russischen Expobank posieren aufreizend in einem Firmenkalender. mehr

Bühne

Premieren der Woche

Die Aufführungen "Endstation Sehnsucht", "Der Gott des Gemetzels", "Calypso" und "Schnee". mehr

Einschenken

Idiot, Sankt Petersburg

Auch wenn diese Bar "Idiot" heißt: Niemand wird hier auf den Tischen tanzen. mehr

Einparken mit...

Mercedes SLK 350 in Nizza

Erst bei der Parkplatzsuche lernt man ein Auto richtig kennen. mehr

Bilderserie

Die weltgrößten Flughäfen

Internationale Airports sind das Aushängeschild ganzer Städte und Länder. FTD-Online stellt die Flaggschiffe unter den Airports vor. mehr

Out of Office

Auferstanden aus Ruinen

Die Taufe der "USS New York" ist ein besonderes Ereignis für die amerikanische Marine - in dem Schiff wurde WTC-Stahl verbaut. mehr