Eliot Spitzer ist bekannt für seine perfekt inszenierten Pressekonferenzen und ausgedehnte Fragerunden. Doch der Auftritt des Gouverneurs des Bundesstaates New York am frühen Montagnachmittag war kurz und vage. Es gehe um eine "Privatsache", sagte Spitzer, seine Frau Silda bleich an seiner Seite. Er wolle sich bei seiner Familie und der Öffentlichkeit entschuldigen. "Ich habe versagt und bin meinen eigenen Standards nicht gerecht geworden" , fügte er hinzu - und verschwand, ohne Fragen der Reporter zu beantworten.
Was der Gouverneur nicht aussprechen mochte: Er soll Kunde bei einem exklusiven Online-Prostituiertenring sein. US-Bundesermittler hatten die in Paris, London und New York operierende Organisation namens "Emperor's Club V.I.P." in der vergangenen Woche ausgehoben.
Bestätigen sich die Anschuldigungen, dürfte Spitzer kaum auf seinem Regierungsposten bleiben. Freier machen sich in den USA strafbar. Die Republikaner stellten Spitzer am Dienstag ein Ultimatum von 48 Stunden: Sollte er nicht freiwillig zurücktreten, würde man ein Amtsenthebungsverfahren ("Impeachment") in die Wege leiten, sagte ein Sprecher von James Tedisco. Tedisco ist Oppositionsführer im New Yorker Abgeordnetenhaus.
Die Frauen wurden spärlich bekleidet und mit verdecktem Gesicht auf einer Webseite vorgestellt und nach einem Diamanten-Rating bewertet. Eine Sieben-Diamanten-Frau kostete 3000 $ die Stunde. Besonders gute Kunden gehörten zum "Icon Club" und erhielten Zusatzleistungen gegen einen Stundensatz von 5500 $ aufwärts. Kunde Nummer neun war nach einem Bericht der "New York Times", die über den Skandal als erstes berichtete, einer der Kunden, die den Fahndern bei ihren Telefonmitschnitten in die Fänge gerieten: Gouverneur Spitzer.
Laut den Erkenntnissen der Fahnder orderte Kunde Nummer neun eine der "Emperor"-Damen am 13. Februar, dem Vorabend des Valentinstags, für ein Stelldichein nach Washington in das Mayflower Hotel, Zimmer 871. Nach einigen Verhandlungen einigten sich der Mann, der sich als George Fox registrierte, und die Frau auf einen Preis von 4300 $ für den Service, Minibar inklusive. Am nächsten Tag gab Spitzer ein Interview in der US-Hauptstadt, bevor er vor dem Kongress zur Krise der Anleiheversicherer aussagte.
Als die Nachricht über die Ticker lief, brach Jubel auf dem Parkett der New York Stock Exchange aus. "So etwas kann man gar nicht erfinden", grinste einer der Händler. Als Generalstaatsanwalt New Yorks hatte Spitzer angekündigt, die Wall Street aufzuräumen. Zu seinen prominentesten Opfern gehörte Börsenchef Dick Grasso, der sich ein Gehalt von 187 Mio. $ gesichert hatte. Spitzer führte Grasso öffentlich als gierig vor, der Börsenchef musste abtreten.
FTD.de, 11.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
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