SAS lässt sich Bruchlandungen versilbern

von Clemens Bomsdorf (Kopenhagen)

Die Airline SAS und der Flugzeughersteller Bombardier haben sich im Streit über die Probleme mit Bombardier-Maschinen auf Schadensersatz geeinigt. Die skandinavische Fluglinie erhält von dem kanadischen Hersteller 110 Mio. Euro.

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Die Summe deckt den Großteil des Schadens von 160 Mio. Euro, mit dem SAS wegen der fehlerhaften Bombardier-Flugzeuge des Typs Dash rechnet. Allerdings bekommt die Fluggesellschaft nur rund ein Drittel des Betrags ausgezahlt, der Rest wird in Form eines Sonderrabatts auf 27 Neubestellungen gewährt. "Diese Übereinkunft ist zufriedenstellend. Es ist eine befreiende Lösung nach einer schmerzhaften Zeit", sagte Mats Jansson, Vorstandsvorsitzender von SAS.

Damit ist der kanadische Flugzeughersteller glimpflich aus der Imagekrise gekommen. Die Neubestellungen demonstrieren, dass SAS weiterhin Vertrauen in den Hersteller hat. "Die Übereinkunft ist für beide Seiten ein gutes Geschäft", urteilt ein Analyst. Im vergangenen Jahr waren mehrfach SAS-Maschinen vom Typ Dash verunglückt. Zwar waren dabei keine Personen zu Schaden gekommen, aber SAS und Bombardier hatten ein erhebliches Imageproblem. Zeitungen druckten damals reihenweise die verunglückten Maschinen ab. SAS machte Bombardier verantwortlich. "Die Fluglinie profitiert davon, das Problem nun sehr schnell aus dem Weg geschafft zu haben. Wäre es zu einem Prozess gekommen, hätte das Jahre dauern können", so der Analyst.

SAS-Chef Mats Jansson kauft wieder Dash-8-Flieger von Bombardier, obwohl diese Bruchlandungen hinlegten. In Skandinavien setzt er auf den Jet CRJ900 (o.)
 SAS-Chef Mats Jansson kauft wieder Dash-8-Flieger von Bombardier, obwohl diese Bruchlandungen hinlegten. In Skandinavien setzt er auf den Jet CRJ900 (o.)

Als Reaktion auf die Unglücke im vergangenen Jahr hatte SAS nach einigem Zögern 27 Maschinen aus dem Verkehr gezogen. Die Neubestellungen sollen diese Flieger ersetzen. SAS hat auch wieder 14 Dash-Modelle geordert, ist aber überzeugt, dass diese fehlerfrei sind. Die alten Modelle hätten Kinderkrankheiten gehabt, bekräftigte die Airline am Montag eine Einschätzung vom vergangenen Jahr. Bis zum Jahr 2011 sollen die bestellten Maschinen alle ausgeliefert sein. In Skandinavien, wo die Unglücke aufgetreten sind und der Dash-Typ nun einen schlechten Ruf genießt, sollen aber lediglich die Neubestellungen des Typs CRJ900 und nicht die Dashs eingesetzt werden.

Nachdem das Dash-Problem geklärt ist, kann sich SAS wieder voll auf den Umstrukturierungsplan konzentrieren. "Ob die verlorene Zeit noch herausgeholt werden kann, ist aber fraglich", so der Analyst. Der im vergangenen Sommer vorgestellte Plan 2011 sieht vor, dass SAS sich auf die Passagierbeförderung in Skandinavien und den östlichen Nachbarländern konzentriert. Im Zuge der Umstrukturierung sollen die spanische Spanair, Air Greenland und der 20-Prozent-Anteil an British Midland (BMI) verkauft werden, die nordeuropäischen Töchter und Beteiligungen Wideröe (Norwegen), Blue1 (Finnland), Estonian Air (Estland) und Airbaltic (Lettland, Litauen) bleiben im Konzern. Die deutsche Lufthansa gilt als daran interessiert, den 20-Prozent-Anteil an BMI von SAS zu übernehmen. Lufthansa besitzt bereits 30 Prozent minus eine Aktie an BMI.

Die SAS-Flotte
 Die SAS-Flotte

Im vergangenen Jahr hat SAS nach Steuern 68 Mio. Euro Gewinn erwirtschaftet, im Jahr zuvor war das Ergebnis vor allem durch Einmaleffekte bedingt mit 500 Mio. Euro erheblich besser ausgefallen. Das vierte Quartal hatte SAS wegen des Ausfalls der 27 Dash-Q400-Flieger und Streikandrohungen mit einem Verlust von 66 Mio. Euro abgeschlossen. Bereits in den Jahren unmittelbar nach der Jahrtausendwende hatte SAS massive Verluste angehäuft und daraufhin versucht, mit einem radikalen Sparkurs das Unternehmen wieder gut aufzustellen. Nach Streichung von mehr als 5000 Stellen war im Jahr 2005 erstmals wieder ein Gewinn angefallen.

Größter Aktionär der Fluggesellschaft ist mit 21,4 Prozent die schwedische Regierung, Norwegen und Dänemark halten je 14,3 Prozent. Die liberal-konservative schwedische Regierung will sich von fast allen Staatsbeteiligungen trennen, SAS soll aber nicht in der ersten Runde verkauft werden.

Kursinformationen

Name Aktuell
% abs.
SAS AB NAMN-AKTIER S.. 5,96 EUR -3,09 % -0,19
BOMBARDIER INC. REGI.. 3,71 EUR -1,07 % -0,04
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Aus der FTD vom 11.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters, FTD.de

 

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