Exklusiv Air Berlin muss Ziele korrigieren

von Matthias Lambrecht (Hamburg)

Air Berlin wird sein Ergebnisziel für 2008 Ende März voraussichtlich nach unten korrigieren. Im November 2007 hatte Konzernchef Joachim Hunold für das laufende Jahr einen operativen Gewinn (Ebit) von 140 bis 160 Mio. Euro in Aussicht gestellt.

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Die Prognose sei allerdings auf Basis der damaligen Treibstoffpreise gemacht worden, hieß es am Mittwoch aus der Air-Berlin-Zentrale. "Diese Aussage werden wir am 31. März aktualisieren", kündigte ein Unternehmenssprecher an. Da der Kerosinpreis seit Ende November um fast 13 Prozent gestiegen ist, wird die Prognose wohl niedriger ausfallen.

Damit dürfte die Fluggesellschaft die Investoren erneut enttäuschen. Bereits im August vergangenen Jahres musste Hunold einräumen, dass die noch im März vorhergesagte Gewinnmarge von sechs bis sieben Prozent 2007 nicht zu erreichen sein werde. Mit den am Mittwoch vorgelegten vorläufigen Zahlen für das vergangene Jahr blieb Air Berlin ebenfalls hinter zuvor gemachten Ankündigungen zurück: Die Übernahme des Wettbewerbers LTU hat das Ergebnis stärker als wartet einbrechen lassen. Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern lag mit 21 Mio. Euro bei einem Drittel des Vorjahreswerts. Das Nettoergebnis fiel um 80 Prozent auf 11 Mio. Euro. Der Umsatz stieg mit dem LTU-Zukauf von 1,58 Mrd. Euro auf 2,54 Mrd. Euro. Die Aktie verlor in einem positiven Umfeld 8,09 Prozent und rutschte auf 8,64 Euro.

Air-Berlin-Chef Joachim Hunold
 Air-Berlin-Chef Joachim Hunold

Im Dezember hatte Air Berlin noch gehofft, die unerwartet hohen Kosten der Integration der Düsseldorfer Fluggesellschaft teilweise auffangen zu können. Die Einmalbelastungen sollten durch Sondererträge ausgeglichen werden, sodass die Gewinneinbußen nur im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen würden, hieß es damals. Jetzt musste die Airline einräumen, dass diese Bilanztransaktion nicht wie geplant möglich war: Das Air-Berlin-Board sei im Dezember davon ausgegangen, dass die Belastung "durch einen Einmalertrag aus der Auflösung von Rückstellungen ausgeglichen werden könnte", hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung. Doch die Aufsichtsräte wurden durch ihre Berater eines Besseren belehrt: "Die (...) haben uns erklärt, dass die Einmalerträge aus den Rückstellungen nicht in die Gewinn- und Verlustrechnung verbucht werden können, sondern ergebnisneutral seien", erklärte der Konzernsprecher.

Bei Air Berlin ist man aber inzwischen zuversichtlich, den schwierigsten Teil der im vergangenen März verkündeten Übernahme hinter sich zu haben. "Mit der LTU-Integration sind wir jetzt auf einem guten Weg", sagte Hunold. Im vergangenen Jahr hatte das länger als erwartete Prüfverfahren des Bundeskartellamts die Zusammenführung der beiden Unternehmen verzögert. Dadurch konnten die Kapazitäten nicht optimal ausgelastet werden.

Mit dem Start des Winterflugplanes gab es dann technische Schwierigkeiten bei der Integration der EDV-Systeme. Air Berlin hatte schon im August 2006 den Rivalen DBA übernommen. Mit den bisherigen Eignern Thomas Cook und Lufthansa ist zudem die Übernahme der Charterfluglinie Condor vereinbart, die 2009 vollzogen werden soll.

Hunold ist optimistisch, dass die Erlöse pro Sitzplatzkilometer wie schon in den ersten beiden Monaten des Jahres weiter steigen und die Flugzeuge besser ausgelastet werden können. "Auch die aktuelle Buchungslage ist erfreulich", teilte der Air-Berlin-Chef mit.

Doch wie alle Fluggesellschaften bewegt sich Air Berlin in einem Markt, der mit weiter steigenden Treibstoffpreisen und geringeren Nachfragezuwächsen zu kämpfen hat. Für Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler hat Hunold die Latte viel zu hoch gelegt: "In einem Umfeld, dass schwieriger sein wird als im vergangenen Jahr, können sie froh sein, wenn sie ein Ebit von 100 Mio. Euro schaffen", sagte Pieper.

Zudem erwartet der Analyst einen verschärften Konkurrenzkampf auf dem deutschen Markt: "Lufthansa hat Air Berlin in der Nische lange ziemlich in Ruhe gelassen - jetzt wird der Druck erhöht."

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Aus der FTD vom 13.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 

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