Tchibo treibt Ladenverkauf voran

von Birgit Dengel (Hamburg)

Der Kaffeekonzern Tchibo führt Gespräche über den Verkauf eines Teils seiner Läden mit mehreren Interessenten - unter anderem dem Betreiber einer Handelskette für Non-Food-Waren. Es geht vor allem um kleine Geschäfte, die nicht mehr zum künftigen Ladenkonzept passen, wie ein Tchibo-Sprecher sagte.

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Etwa zehn Prozent der Läden sollen im Rahmen einer Restrukturierung demnächst abgegeben werden. Seit Dezember vergangenen Jahres prüfen Experten, welche davon betroffen sind. Im Falle einer Weitergabe von Shops würde der Käufer auch Mitarbeiter übernehmen, ergänzte der Tchibo-Sprecher.

Der Konzern, der zur Holding Maxingvest der Familie Herz gehört, beschäftigt mehr als 12.500 Mitarbeiter und betreibt zurzeit etwa 1200 Filialen. Vier Fünftel der Läden befinden sich in Deutschland. Im Durchschnitt ist ein Shop rund 85 Quadratmeter groß. "Wir brauchen aber mindestens 100 Quadratmeter, um unsere Waren perfekt zu präsentieren", sagte Wolfgang Merkle, Chef der Filialen im deutschsprachigen Raum. Künftig soll es etwa Umkleidekabinen bei Deutschlands größter Kaffeekette geben. Ohnehin macht Tchibo nach Branchenschätzungen mittlerweile den größten Teil des Umsatzes mit Waren jenseits von Nahrungsmitteln. Von diesem Non-Food-Geschäft entfallen laut Merkle wiederum 45 Prozent des Umsatzes auf Textilien.

Eine Tchibo-Filiale: Fokus auf größere Läden und schickere Produktpräsentation
 Eine Tchibo-Filiale: Fokus auf größere Läden und schickere Produktpräsentation

Von dem neuen Fokus auf größere Läden und schickere Produktpräsentation verspricht sich Tchibo mehr Distanz zu Discountern. Die hatten in den vergangenen Jahren das Konzept der Kaffeekette zunehmend kopiert, jede Woche neue Waren unter einem wechselnden Motto anzubieten. Die aggressive Konkurrenz brachte Tchibo in die Krise - 2006 verfehlte der Konzern sein Ergebnisziel um mehr als 60 Prozent. Statt eines ursprünglich geplanten Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von 360 Mio. Euro schaffte Tchibo nur 143 Mio. Euro. Der Umsatz betrug 3,9 Mrd. Euro, zwei Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Zahlen für 2007 liegen noch nicht vor.

Im Zuge des nun eingeschlagenen Prestigekurses sucht Tchibo nach Kooperationen vor allem mit renommierten Designern, wie Manager Merkle ankündigte. Zudem sei es möglich, etwa Themen wie Ökotextilien anzugehen. Bereits seit vorigem Jahr kooperiert der Kaffeekonzern mit dem ehemaligen Adidas-Designer Michael Michalsky, der am Mittwoch seine dritte Tchibo-Kollektion unter der Marke Mitch & Co. präsentierte. Die ersten beiden seien mit insgesamt rund zwei Millionen verkauften Teilen "gut gestartet", sagte Merkle, ohne diese Zahl weiter einzuordnen. Mitch-Produkte kosten zwischen 15 und 70 Euro; früher hatte die Kaffeekette T-Shirts bereits ab 5 Euro angeboten. "Bei Mitch geht es nicht um Fast-Food-Fashion", sagte Designer Michalsky, der sich eigenen Angaben zufolge mit einem Vertrag "mittelfristig" an Tchibo gebunden hat. "Wir wollen Mitch & Co. als Marke etablieren", sagte er.

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Aus der FTD vom 13.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration:

 

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