Leitartikel

Dienstreisen - Umweltengel Gabriel

Sigmar Gabriel wird böses Unrecht getan. "Tonnenweise Gift" habe der Bundesumweltminister in die Luft geblasen, als er zur Kabinettssitzung extra per Regierungsjet aus dem Mallorca-Urlaub einflog, hetzt der Boulevard.

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Die Eiferer hätten nur einmal nachlesen müssen, was die Regierung längst beschlossen hat. Zitat: "Klimaschutz bei Dienstreisen? Das klingt widersprüchlich. Aber es geht", heißt es in der Pressemitteilung zur Kabinettssitzung vom 28. Februar 2007.

Alle Dienstreisen der Mitglieder und Bediensteten der Bundesregierung, die mit Dienstwagen oder Flugzeug durchgeführt werden, werden nämlich kompensiert. Im Auftrag der Regierung unterstützt das Umweltbundesamt Klimaschutzprojekte in aller Welt, vor allem in Entwicklungsländern. Die Regierung geht so "mit gutem Beispiel voran und setzt angesichts der alarmierenden Erkenntnisse über den Klimawandel ein deutliches Zeichen für mehr Klimaschutz", sagte Sigmar Gabriel seinerzeit nach dem Kabinettsbeschluss.

Wo also ist das Problem? Für die geschätzten 44,66 Tonnen CO2 aus dem Mallorca-Berlin-Rundflug ergibt sich nach der Faustformel der Regierung eine Rechnung von 1190,93 Euro, als Ausgleich zu zahlen aus dem Bundesetat. Schon ist die Klimabilanz wieder sauber.

Das Verfahren wird übrigens zur Nachahmung empfohlen: "Jedes Unternehmen, jede Einzelne, jeder Einzelne kann seine Flüge klimaneutral stellen und so die Umwelt entlasten", riet Sigmar Gabriel im vergangenen Februar.

Nun werden Erbsenzähler einwenden, dass der Ausgleich einer Zusatzbelastung keine "Entlastung" der Umwelt bringt. Wie ja auch eine aufkommensneutrale Steuerreform etwas völlig anderes ist als eine Steuersenkung. Aber dürfen wir nach alarmierenden Erkenntnissen wirklich so kleinlich sein?

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Aus der FTD vom 13.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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