Nach Informationen der Financial Times wird die US-Notenbank alles tun, um eine Rezession der größten Volkswirtschaft der Welt abzuwenden und den Vereinigten Staaten ein Schicksal wie Japan in den 90-er Jahren zu ersparen. Japan litt jahrelang unter einer Deflation. Unterstützt werden die Währungshüter vom Weißen Haus. US-Finanzminister Henry Paulson wird am Donnerstag neue Maßnahmen vorstellen. Mit einem Reformpaket will er den Hypothekenmarkt krisenfester machen.
Die Fed und das Weiße Haus versuchen damit, beruhigend auf die Anleger einzuwirken. Bisher haben die Zinssenkungen, die geldpolitischen Stützungsaktionen und auch ein milliardenschweres Konjunkturprogramm nicht die Nervosität dämpfen können. Als besonders besorgniserregend werden die Schieflage mehrerer Hedge-Fonds und die immensen Verluste der staatlichen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac gewertet. Banken und Wertpapierhändler drängen deshalb darauf, dass die Notenbank Problemkredite und Ramschpapiere aufkauft - und damit der Kapitalnot der Finanzinstitute ein Ende bereitet.
Finanzminister Paulson wird am Donnerstagnachmittag Vorschläge der President's Working Group on Financial Markets präsentieren. In einem Interview sagte Paulson: "Wir haben alle Fehler gemacht. Wir heben deshalb niemand heraus. Auch die Aufsicht hat Fehler gemacht."
Paulsons Pläne sehen vor, die Aufsicht über Hypothekenanbieter und -makler zu verschärfen. Angestrebt werden landesweite Lizenzierungsstandards. Die Ratingagenturen sollen aufgefordert werden, die Bewertungen von strukturierten Produkten stärker von denen normaler Anleihen abzugrenzen. Die Emittenten von hypothekenbesicherten Wertpapieren sollen dazu verpflichtet werden, mehr über die Due Diligence - das bedeutet die Überprüfung - der Kreditrisiken mitzuteilen. Zudem sollen die Eigenkapitalstandards Basel II überarbeitet werden. So soll gewährleistet werden, dass die Banken bei Verbriefungen und Auslagerungen in Zweckgesellschaften ausreichend Kapital auf ihren Bilanzen halten und auf ihre Liquidität achten.
Der US-Notenbank Fed hat den Leitzins seit Mitte September um 225 Basispunkte gesenkt und mit neuen geldpolitischen Instrumenten wie den "Term Auction Facilities" (TAFs) und "Term Securities Lending Facilities" (TSLF) für zusätzliche Liquidität gesorgt. Marktteilnehmer hoffen darauf, dass Fed-Chef Ben Bernanke nachlegt. Auf der Zinssitzung kommende Woche wird mit einer Senkung um weitere 75 Basispunkte gerechnet. Doch auch weitere geldpolitischen Stützungsaktionen werden als wahrscheinlich angesehen.
Die Anleger stützen ihre Hoffnungen auf eine Rede Bernankes vom November 2002. In einem Vortrag mit dem Titel "Deflation: Making Sure it doesn't happen here" schilderte der Notenbankchef, wie eine Krise abgewendet werden kann. "Wenn sich die Fundamentaldaten der Wirtschaft plötzlich verschlechtern, sollte die Notenbank früher und aggressiver als üblich die Zinsen senken", sagte Bernanke damals. "Wenn die Finanzstabilität bedroht ist, sollte die Fed das Diskontfenster und andere Mittel nutzen, wie sie es bereits während des Aktiencrashs von 1987 und den Terroranschlägen vom 11. September getan hat."
Bernanke schloss in der Rede damals auch ein, dass die Fed selbst in den Handel mit Staatsanleihen und anderen Wertpapieren eingreift. "Die Notenbank könnte niedrigverzinste Darlehen an Banken vergeben und im Gegenzug eine Reihe verschiedener Sicherheiten akzeptieren", sagte Bernanke. Solch eine Maßnahme würde über die TAFs und TLFS deutlich hinausgehen. Bei TAFs handelt es sich um ein traditionelles Repogeschäft, bei den TLFS werden nur Wertpapiere gegen Wertpapiere getauscht.
Bernanke warnte 2002 vor Notverkäufen - sogenannte Fire Sales - von Problempapieren und zitierte ein Forschungspapier von Yale-Ökonom Irvin Fisher. Fisher betonte die "Verbindung von Finanzkrisen mit Notverkäufen von Wertpapieren, die zu einem Preisverfall führen, die Nachfrage drücken und damit das allgemeine Preisniveau senken." Bernanke sagte: "Die US-Regierung hat eine Technik, die Gelddruckmaschine, und kann soviel Dollar produzieren wie sie will. Eine Regierung kann immer Nachfrage schaffen und für positive Inflation sorgen. Eine Deflation kann mit einer Geldspritze immer abgewendet werden."
FTD.de, 13.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters
Börsen-Tools
6.451,90 Punkte | -0,75 % | [-48,66] |
---|
DOW JONES IND.AV | -1,60 % | [-194,65] | |
---|---|---|---|
EUR/USD | 0,35 % | [0,01] | |
NASDAQ-100 INDEX | -2,09 % | [-36,57] | |
NIKKEI 225 INDEX | -1,54 % | [-191,84] |
Nachrichten
Die US-Investmentbank hatte Liquiditätsprobleme eingeräumt. mehr
Die europäischen Aktienmärkte haben zum Wochenschluss nachgegeben. mehr
Die deutschen Nebenwerte haben sich am letzten Handelstag der Woche unterschiedlich entwickelt. mehr
Banker und Versicherungsexperten fordern eine Verschärfung - Politik und Börsenaufsicht reagieren bereits. mehr
Nach den Turbulenzen haben sich die Börsen und der Dollar leicht erholt, doch die Nervosität bleibt. mehr
Die eigentlich extrem sicheren Wertpapiere werden so gut wie nicht mehr gehandelt. mehr
Nach schwachem Start haben sich die US-Indizes im späteren Handel erholt. mehr
Die drohende Pleite des Hedge-Fonds Carlyle Capital und schwache US-Konjunkturdaten haben weltweit massive Turbulenzen an Börsen und Devisenmärkten ausgelöst. mehr
Weil keiner weiß, wann die Devisen-Uhr der USA abläuft, ist Durchwurschteln das Gebot der Stunde. mehr
Wie sich der reichste Mann der Welt im Museum der Wall Street umschaut. mehr
MTU und Solarworld enttäuschten, Aixtron trumpfte auf. mehr
Der Dax notierte zeitweise unter 6400 Punkten. mehr
Print-Archiv
Alle Ausgaben
der FTD
Print-Ausgabe
Zeitung zum
Herunterladen
FTD-
Sonderbeilagen
Trends und Themen
gebündelt
brainGuide
Top-Experten und
ihr Wissen
kostenfrei finden
Wirtschafts-
archiv: zentraler
Zugriff auf vier
Quellen
Bookmarken bei ...