Goodbye

Striptease-Pionier Raymond

von Gregor Kessler

Auch wenn noch nicht abschließend geklärt ist, wann der Untergang des Abendlandes begann, der moralische Verfall des Vereinigten Königreichs ist exakt datiert: auf den 21. August 1958.

ZUM THEMA

An diesem Tag eröffnete Paul Raymond in Londons Viertel Soho die Revuebar. Ein Etablissement, das das herrschende Striptease-Verbot umging, indem es sich als privater Members-only-Club tarnte. Doch um Mitglied zu werden, genügte eine Nachfrage an der Kasse, und so hatte die Revuebar nach zwei Jahren bereits mehr als 45.000 Mitglieder. Sie alle kamen, um Damen zu betrachten, deren Namen die durchschnittliche Nachkriegsfantasie in beträchtliche Wallung versetzte: Bonnie Bell, das Ding Dong Girl, oder Julia Mendez, das Snake Girl.

Bald darauf kam auch die Polizei in die Revuebar, und 1961 wurde Raymond zu 5000 Pfund Strafe verurteilt. Ein Gericht hatte befunden, es sei anstößig, dass Besucher an den Glocken von Bonnie Bell läuteten, und außerdem hätte Julia Mendez nicht öffentlich die Schlange schlucken dürfen. Raymond selbst machte sich wenig aus solchen Strafen. Der nun 82-jährig Gestorbene verdiente ein Vermögen an Großbritanniens moralischem Verfall.

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FTD.de, 13.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

 

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